Bewusste Gefühle

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Bewusste Gefühle

Emotionen werden im limbischen System generiert, das nicht dem Bewusstsein untersteht. Erst das Hinzuschalten der Hirnrinde macht Gefühle bewusst. Ob Angst, Freude oder Hass empfunden wird, hängt davon ab, welche Bereiche des Cortex aktiv sind.

Wissenschaftliche Betreuung: Prof. Dr. Alfons Hamm

Veröffentlicht: 18.07.2018

Niveau: mittel

Das Wichtigste in Kürze
  • Neurowissenschaftler unterscheiden oft zwischen Emotionen, also der körperlichen Reaktion auf einen äußeren Reiz hin, und Gefühlen, bei denen das Gehirn die Reaktionen des Körpers verarbeitet.
  • Nur Emotionen, die in die Hirnrinde gelangen, werden als bewusste Gefühle wahrgenommen.
  • Angst, Ärger, Glück und Trauer aktivieren unterschiedliche Hirnareale. Die Muster sind bei Frauen und Männern nahezu gleich.

Cortex

Großhirnrinde/Cortex cerebri/cerebral cortex

Der Cortex cerebri, kurz Cortex genannt, bezeichnet die äußerste Schicht des Großhirns. Sie ist 2,5 mm bis 5 mm dick und reich an Nervenzellen. Die Großhirnrinde ist stark gefaltet, vergleichbar einem Taschentuch in einem Becher. So entstehen zahlreiche Windungen (Gyri), Spalten (Fissurae) und Furchen (Sulci). Ausgefaltet beträgt die Oberfläche des Cortex ca 1.800 cm2.

Phineas Gage – der Mann ohne präfrontalen Cortex

Bei einem Unfall mit Schießpulver verletzte sich im Jahr 1848 ein Arbeiter namens Phineas Gage in den USA schwer: Eine Eisenstange schoss ihm unterhalb der linken Augenbraue ins Gesicht und durchbohrte sein Gehirn. Verblüffenderweise überlebte er und trug – mit Ausnahme eines verlorenen Auges – keine funktionellen Schäden davon. Allerdings war er nicht derselbe Mensch wie vor dem Unfall: Im Gegensatz zu früher war er jetzt respektlos, ungeduldig, unzuverlässig und wurde leicht wütend. Ursache war die starke Beschädigung seines präfrontalen Cortex.

Cortex

Großhirnrinde/Cortex cerebri/cerebral cortex

Der Cortex cerebri, kurz Cortex genannt, bezeichnet die äußerste Schicht des Großhirns. Sie ist 2,5 mm bis 5 mm dick und reich an Nervenzellen. Die Großhirnrinde ist stark gefaltet, vergleichbar einem Taschentuch in einem Becher. So entstehen zahlreiche Windungen (Gyri), Spalten (Fissurae) und Furchen (Sulci). Ausgefaltet beträgt die Oberfläche des Cortex ca 1.800 cm2.

Gefühle sind oft schön, manchmal quälend, hin und wieder lästig — aus Sicht der Evolution sind sie jedoch nichts anderes als ein Weg des Körpers, äußere Reize zu beurteilen und entsprechend darauf zu reagieren: Die Angst vor dem wilden Bären und der Ekel vor verdorbenem Fleisch warnen uns vor Gefahren für Leib und Leben. Umgekehrt können wir uns einem Menschen, den wir lieben, unbesorgt anvertrauen und mit ihm Nachkommen zeugen.

Dann sagen zu können, „ich habe Angst“ oder „ich liebe dich“, setzt voraus, dass diese Gefühle ins Bewusstsein dringen. Was – so reich der Mensch sein Gefühlsleben auch empfindet – eher die Ausnahme als die Regel ist. Denn das limbische System im Gehirn generiert zwar ständig Emotionen, doch meist merken wir nichts davon. Erst wenn die Signale dieses aus mehreren Strukturen bestehenden Systems, das sich schon früh in der Evolution der Säugetiere entwickelt hat, in die entwicklungsgeschichtlich jüngere Hirnrinde gelangen, werden Angst, Liebe, Hass, Freude, Wut oder Trauer auch bewusst wahrgenommen. Was, wenn überhaupt, erst am Ende eines komplexen Prozesses passiert.

Cortex

Großhirnrinde/Cortex cerebri/cerebral cortex

Der Cortex cerebri, kurz Cortex genannt, bezeichnet die äußerste Schicht des Großhirns. Sie ist 2,5 mm bis 5 mm dick und reich an Nervenzellen. Die Großhirnrinde ist stark gefaltet, vergleichbar einem Taschentuch in einem Becher. So entstehen zahlreiche Windungen (Gyri), Spalten (Fissurae) und Furchen (Sulci). Ausgefaltet beträgt die Oberfläche des Cortex ca 1.800 cm2.

Gefühle im Kopf

Wer durch den Wald streift und plötzlich einem Bären gegenüber steht, bekommt eigentlich zweimal Angst — nämlich über zwei unterschiedliche Mechanismen. Der erste analysiert die Situation ungenau, aber blitzschnell: Über den Thalamus gelangt die Information von den Sinnessystemen direkt zur Amygdala. Dieser wegen seiner Form auch Mandelkern genannte Teil des limbischen Systems beurteilt in wenigen Millisekunden, ob der Reiz schädlich oder nützlich für uns ist. Bei der Begegnung mit dem Bären kommt der Mandelkernkomplex zu dem Schluss, dass es sich dabei um eine potenzielle Gefahr handelt. Also kurbelt er über Hypothalamus und Hirnstamm die passende körperliche Defensivreaktion an: Das Herz beginnt schneller zu schlagen, der Blutdruck steigt, der Schweiß bricht aus. Sinn des Ganzen: sich auf einen Kampf vorzubereiten oder die Flucht einzuleiten. All das passiert, noch bevor uns überhaupt bewusst geworden ist, dass wir Angst haben.

Der zweite Weg verläuft vom Thalamus zur Hirnrinde und ist deutlich langsamer. Dafür verarbeitet dieses System die Situation detailgenauer. Beteiligt sind die Sehrinde, deren Aktivierung uns den Bären bewusst wahrnehmen lässt, sowie der Hippocampus, aus dem Gedächtnisinhalte abgerufen werden – das Gehirn vergleicht die gegenwärtige Situation also mit früheren Erlebnissen. Eine bedeutende Rolle spielt auch der präfrontale Cortex (PFC) Er verarbeitet Emotionen, indem er sie in das Gesamtbild integriert, und zieht daraus Schlüsse für die beste Handlung. Und er ist die Hirnregion, in der emotionale Reize aus dem limbischen System in bewusste Gefühle umgewandelt werden.

Wie wichtig der PFC für die Persönlichkeit und das Gefühlsleben eines Menschen ist, zeigt der Fall des Arbeiters Phineas Gage, der bei einem Unfall diesen Teil der Hirnrinde verlor (siehe Info-Box). Ist die Gefahrensituation eingehend analysiert, schickt der Frontalcortex seine Informationen zurück an das limbische System, zur erneuten Beurteilung. Und gegebenenfalls zur Modifikation.

Thalamus dorsalis

Thalamus dorsalis/Thalamus dorsalis/thalamus

Der Thalamus ist die größte Struktur des Zwischenhirns und ist oberhalb des Hypothalamus gelegen. Der Thalamus gilt als „Tor zum Bewusstsein“, da seine Kerne Durchgangstation für sämtliche Information an den Cortex (Großhirnrinde) sind. Gleichzeitig erhalten sie auch viele kortikale Eingänge. Die Kerne des Thalamus werden zu Gruppen zusammengefasst.

Amygdala

Amygdala/Corpus amygdaloideum/amygdala

Ein wichtiges Kerngebiet im Temporallappen, welches mit Emotionen in Verbindung gebracht wird: es bewertet den emotionalen Gehalt einer Situation und reagiert besonders auf Bedrohung. In diesem Zusammenhang wird sie auch durch Schmerzreize aktiviert und spielt eine wichtige Rolle in der emotionalen Bewertung sensorischer Reize. Die Amygdala – zu Deutsch Mandelkern – wird zum limbischen System gezählt.

Amygdala

Amygdala/Corpus amygdaloideum/amygdala

Ein wichtiges Kerngebiet im Temporallappen, welches mit Emotionen in Verbindung gebracht wird: es bewertet den emotionalen Gehalt einer Situation und reagiert besonders auf Bedrohung. In diesem Zusammenhang wird sie auch durch Schmerzreize aktiviert und spielt eine wichtige Rolle in der emotionalen Bewertung sensorischer Reize. Die Amygdala – zu Deutsch Mandelkern – wird zum limbischen System gezählt.

Hypothalamus

Hypothalamus/-/hypothalamus

Der Hypothalamus gilt als das Zentrum des autonomen Nervensystems, er steuert also viele motivationale Zustände und kontrolliert vegetative Aspekte wie Hunger, Durst oder Sexualverhalten. Als endokrine Drüse (die – im Gegensatz zu einer exokrinen Drüse – ihre Hormone ohne Ausführungsgang direkt ins Blut abgibt) produziert er zahlreiche Hormone, die teilweise die Hypophyse hemmen oder anregen, ihrerseits Hormone ins Blut abzugeben. In dieser Funktion spielt er auch bei der Reaktion auf Schmerz eine wichtige Rolle und ist in die Schmerzmodulation involviert.

Hirnstamm

Hirnstamm/Truncus cerebri/brainstem

Der „Stamm“ des Gehirns, an dem alle anderen Gehirnstrukturen sozusagen „aufgehängt“ sind. Er umfasst – von unten nach oben – die Medulla oblongata, die Pons und das Mesencephalon. Nach unten geht er in das Rückenmark über.

Cortex

Großhirnrinde/Cortex cerebri/cerebral cortex

Der Cortex cerebri, kurz Cortex genannt, bezeichnet die äußerste Schicht des Großhirns. Sie ist 2,5 mm bis 5 mm dick und reich an Nervenzellen. Die Großhirnrinde ist stark gefaltet, vergleichbar einem Taschentuch in einem Becher. So entstehen zahlreiche Windungen (Gyri), Spalten (Fissurae) und Furchen (Sulci). Ausgefaltet beträgt die Oberfläche des Cortex ca 1.800 cm2.

Präfrontaler Cortex

Präfrontaler Cortex/-/prefrontal cortex

Der vordere Teil des Frontallappens, kurz PFC ist ein wichtiges Integrationszentrum des Cortex (Großhirnrinde): Hier laufen sensorische Informationen zusammen, werden entsprechende Reaktionen entworfen und Emotionen reguliert. Der PFC gilt als Sitz der exekutiven Funktionen (die das eigene Verhalten unter Berücksichtigung der Bedingungen der Umwelt steuern) und des Arbeitsgedächtnisses. Auch spielt er bei der Bewertung des Schmerzreizes eine entscheidende Rolle.

Präfrontaler Cortex

Präfrontaler Cortex/-/prefrontal cortex

Der vordere Teil des Frontallappens, kurz PFC ist ein wichtiges Integrationszentrum des Cortex (Großhirnrinde): Hier laufen sensorische Informationen zusammen, werden entsprechende Reaktionen entworfen und Emotionen reguliert. Der PFC gilt als Sitz der exekutiven Funktionen (die das eigene Verhalten unter Berücksichtigung der Bedingungen der Umwelt steuern) und des Arbeitsgedächtnisses. Auch spielt er bei der Bewertung des Schmerzreizes eine entscheidende Rolle.

Hirnrinde kontrolliert Emotionen

Dies zeigen Untersuchungen an Menschen mit einer Spinnenphobie. In deren Gehirn sind Sehrinde und präfrontaler Cortex stark aktiv, wenn das Tier mit den acht Beinen in Sicht kommt. Auch die Amygdala feuert dann übermäßig stark. Schaffen solche Patienten es, ihre Phobie über eine Verhaltenstherapie in den Griff zu bekommen, messen Forscher nach der Behandlung, anders als vielleicht zu erwarten, nicht weniger Aktivität in der Amygdala – stattdessen arbeitet der präfrontale Cortex dann mehr: Die Phobiker haben gelernt, den angstauslösenden Reiz Spinne neu zu bewerten und ihre Gefährlichkeit anders einzuschätzen.

Der Neurowissenschaftler António Damásio unterscheidet zwischen Emotionen und Gefühlen: Emotionen, sagt er, seien körperliche Reaktionen, die auf einen Reiz folgen und nach außen sichtbar sind; Gefühle hingegen entständen, wenn das Gehirn die Reaktionen des Körpers analysiert und bewusst wahrnimmt. Katzen ohne Hirnrinde können durchaus noch Wut als Emotionsausdruck zeigen, indem sie fauchen und versuchen zu kratzen. Dies demonstrierte der Physiologe Walter Cannon (1871−1945) bereits in den 1920er Jahren.

Doch solche Tiere sind nicht mehr in der Lage, das eigentliche Gefühl der Wut zu empfinden: Ihr Zorn läuft ins Blaue hinein und richtet sich nicht gegen die Quelle des Reizes, der sie wütend macht. Außerdem verraucht die Schein-Wut, wie Cannon es nannte, sofort wieder, wenn der Reiz entfernt wird. Was darauf schließen lässt, dass die Hirnrinde die Aufgabe hat, die emotionale Reaktion auf einen Reiz zu kontrollieren. Heißt, sie gezielt auf den Anlass auszurichten beziehungsweise zu hemmen, wenn dieser nicht relevant genug ist.

Präfrontaler Cortex

Präfrontaler Cortex/-/prefrontal cortex

Der vordere Teil des Frontallappens, kurz PFC ist ein wichtiges Integrationszentrum des Cortex (Großhirnrinde): Hier laufen sensorische Informationen zusammen, werden entsprechende Reaktionen entworfen und Emotionen reguliert. Der PFC gilt als Sitz der exekutiven Funktionen (die das eigene Verhalten unter Berücksichtigung der Bedingungen der Umwelt steuern) und des Arbeitsgedächtnisses. Auch spielt er bei der Bewertung des Schmerzreizes eine entscheidende Rolle.

Amygdala

Amygdala/Corpus amygdaloideum/amygdala

Ein wichtiges Kerngebiet im Temporallappen, welches mit Emotionen in Verbindung gebracht wird: es bewertet den emotionalen Gehalt einer Situation und reagiert besonders auf Bedrohung. In diesem Zusammenhang wird sie auch durch Schmerzreize aktiviert und spielt eine wichtige Rolle in der emotionalen Bewertung sensorischer Reize. Die Amygdala – zu Deutsch Mandelkern – wird zum limbischen System gezählt.

Präfrontaler Cortex

Präfrontaler Cortex/-/prefrontal cortex

Der vordere Teil des Frontallappens, kurz PFC ist ein wichtiges Integrationszentrum des Cortex (Großhirnrinde): Hier laufen sensorische Informationen zusammen, werden entsprechende Reaktionen entworfen und Emotionen reguliert. Der PFC gilt als Sitz der exekutiven Funktionen (die das eigene Verhalten unter Berücksichtigung der Bedingungen der Umwelt steuern) und des Arbeitsgedächtnisses. Auch spielt er bei der Bewertung des Schmerzreizes eine entscheidende Rolle.

Emotionen

Emotionen/-/emotions

Unter „Emotionen“ verstehen Neurowissenschaftler psychische Prozesse, die durch äußere Reize ausgelöst werden und eine Handlungsbereitschaft zur Folge haben. Emotionen entstehen im limbischen System, einem stammesgeschichtlich alten Teil des Gehirns. Der Psychologe Paul Ekman hat sechs kulturübergreifende Basisemotionen definiert, die sich in charakteristischen Gesichtsausdrücken widerspiegeln: Freude, Ärger, Angst, Überraschung, Trauer und Ekel.

Cortex

Großhirnrinde/Cortex cerebri/cerebral cortex

Der Cortex cerebri, kurz Cortex genannt, bezeichnet die äußerste Schicht des Großhirns. Sie ist 2,5 mm bis 5 mm dick und reich an Nervenzellen. Die Großhirnrinde ist stark gefaltet, vergleichbar einem Taschentuch in einem Becher. So entstehen zahlreiche Windungen (Gyri), Spalten (Fissurae) und Furchen (Sulci). Ausgefaltet beträgt die Oberfläche des Cortex ca 1.800 cm2.

Die Suche nach dem Sitz der Gefühle

Zumindest beim Menschen geht die Kontrolle noch ein Stück weiter. Durch die Aktivierung der Hirnrinde können Emotionen zum einen bewusst wahrgenommen werden, mit der Folge, dass wir besser verstehen, was mit uns geschieht. Zum anderen lässt sich das emotionale Erleben auch durch Gedanken beeinflussen. Wo genau welche bewussten Gefühle im Gehirn verarbeitet werden, hat António Damásio an der University of Southern California untersucht: Der Emotionsforscher forderte Probanden auf, sich Situationen vorzustellen, in denen sie Glück, Traurigkeit, Ärger oder Angst empfunden hatten — und schaute ihnen dabei mit der funktionellen Magnetresonanztomografie, einem bildgebenden Verfahren, das Hirnaktivitäten sichtbar macht, unter die Schädeldecke.

Das Ergebnis: Je nach Art des Gefühls wurden andere Hirnrindenareale aktiviert. Bei Glück waren vor allem der rechte Gyrus cinguli, die linke Insel und der rechte somatosensorische Cortex aktiv, der linke Gyrus cinguli feuerte hingegen weniger als normal. Waren die Probanden traurig, war die Inselrinde auf beiden Seiten aktiver als sonst, ebenso der vordere Gyrus cinguli; der hintere Gyrus cinguli hingegen blieb stumm. Für Ärger und Angst ergaben sich ebenfalls ganz spezifische Aktivierungsmuster. Allerdings gibt es nicht das eine Wutareal und die eine Glücksregion. Sondern die neuronalen Netzwerke, die bei bestimmten Emotionen aktiv werden, überlappen zum großen Teil und sind zumindest teilweise auch bei anderen Gefühlen aktiv. Kollegen kritisieren die Schlüsse Damásios aus dieser Studie jedoch als eher spekulativ.

Erstaunlicherweise unterscheiden Männer und Frauen sich kaum, wenn es darum geht, wo sie Gefühle im Gehirn verarbeiten: Mehrere Studien bestätigten, dass die neuronalen Aktivierungsmuster bei beiden Geschlechtern vergleichbar sind – egal, ob es sich um positive oder negative Gefühle handelt.

Cortex

Großhirnrinde/Cortex cerebri/cerebral cortex

Der Cortex cerebri, kurz Cortex genannt, bezeichnet die äußerste Schicht des Großhirns. Sie ist 2,5 mm bis 5 mm dick und reich an Nervenzellen. Die Großhirnrinde ist stark gefaltet, vergleichbar einem Taschentuch in einem Becher. So entstehen zahlreiche Windungen (Gyri), Spalten (Fissurae) und Furchen (Sulci). Ausgefaltet beträgt die Oberfläche des Cortex ca 1.800 cm2.

Emotionen

Emotionen/-/emotions

Unter „Emotionen“ verstehen Neurowissenschaftler psychische Prozesse, die durch äußere Reize ausgelöst werden und eine Handlungsbereitschaft zur Folge haben. Emotionen entstehen im limbischen System, einem stammesgeschichtlich alten Teil des Gehirns. Der Psychologe Paul Ekman hat sechs kulturübergreifende Basisemotionen definiert, die sich in charakteristischen Gesichtsausdrücken widerspiegeln: Freude, Ärger, Angst, Überraschung, Trauer und Ekel.

Cortex

Großhirnrinde/Cortex cerebri/cerebral cortex

Der Cortex cerebri, kurz Cortex genannt, bezeichnet die äußerste Schicht des Großhirns. Sie ist 2,5 mm bis 5 mm dick und reich an Nervenzellen. Die Großhirnrinde ist stark gefaltet, vergleichbar einem Taschentuch in einem Becher. So entstehen zahlreiche Windungen (Gyri), Spalten (Fissurae) und Furchen (Sulci). Ausgefaltet beträgt die Oberfläche des Cortex ca 1.800 cm2.

Gyrus cinguli

Gyrus cinguli/Gyrus cinguli/cingulate gyrus

Der Gyrus cinguli ist ein wichtiger Teil des limbischen Systems im Großhirn. Dieser Cortexstreifen liegt an den seitlichen Rändern der Rille, die die beiden Großhirnhemisphären voneinander trennt, direkt über dem Corpus callosum. Er ist beteiligt an der Steuerung der Atem– und Pulsfrequenz und des Blutdrucks. Er übernimmt eine wichtige Rolle bei der Regulation von vitalen Vorgängen, wie Verdauung und Fortpflanzung. Speziell der anteriore (vordere) Bereich wird zudem mit Aufmerksamkeit, Konzentraion und Motivation in Verbindung gebracht.

Insellappen

Insellappen/Lobus insularis/insula

Der Insellappen ist ein eingesenkter Teil des Cortex (Großhirnrinde), der durch Frontal-​, Temporal– und Parietallappen verdeckt wird. Diese Überlagerung wird Opercula (Deckel) genannt. Die Insula hat Einfluss auf die Motorik und Sensorik der Eingeweide und gilt in der Schmerzverarbeitung als Verbindung zwischen kognitiven und emotionalen Elementen.

Was von rechts kommt, gefällt uns besser

Dass aufkommende Emotionen beeinflussen können, wie aufmerksam wir sind und damit auch, wie gut wir eine Aufgabe lösen, weiß wohl jeder aus eigener Erfahrung. Und verschiedene Experimente bestätigen das: Müssen Probanden beispielsweise die Schriftfarbe eines Wortes benennen, tun sich Phobiker schwerer, wenn der Begriff des Objektes erscheint, vor dem sie sich fürchten. Erstaunlicherweise lassen sich Gefühle alleine schon durch die Blickrichtung verändern: Der US-amerikanische Forscher Roger Drake berichtete im Jahr 1987 erstmals, dass Männern, die ihren Blick nach rechts wenden mussten, um ein Foto zu betrachten, das Bild generell besser gefiel als Männern, die dafür nach links zu schauen hatten. Zwei Jahre später entdeckten niederländische Wissenschaftler das Phänomen auch bei Frauen. Als Erklärung gilt die Theorie, dass ein Proband beim Blicken nach rechts die linke Hirnhälfte aktiviert, die mehr in positive Gefühle involviert ist, während die rechte Gehirnhälfte eher negative Gefühle generiert.

Auch Reize, die so kurz sind, dass wir sie gar nicht bewusst wahrnehmen, nehmen Einfluss auf unsere Gefühle und Stimmungen. Forscher von der niederländischen Tilburg University zeigten einer Gruppe von Versuchspersonen furchterregende Bilder — etwa von tollwütigen Hunden -, einer zweiten Gruppe ekelerregende Szenen wie eine verdreckte Toilette. Die Kontrollgruppe bekam nur neutrale Bilder zu sehen, beispielsweise Stühle. Dabei wurden die Bilder jeweils nur so kurz eingeblendet, dass sich ihr Inhalt der bewussten Wahrnehmung der Probanden entzog. Und trotzdem Wirkung hinterließ. So lehnten die Betrachter von ekelerregenden Bildern hinterher einen Essenstest ab; denjenigen, die angsteinflößende Szenen gesehen hatten, wenn auch nicht bewusst, war wiederum nicht nach einem Horrorfilm zumute. Wieso sich die Probanden so entschieden, konnten diese jedoch nicht begründen. Gefühle sind oft schön, manchmal quälend, hin und wieder lästig. Und sie haben eine große Macht über unser Verhalten. Ob sie ins Bewusstsein dringen oder nicht.

Emotionen

Emotionen/-/emotions

Unter „Emotionen“ verstehen Neurowissenschaftler psychische Prozesse, die durch äußere Reize ausgelöst werden und eine Handlungsbereitschaft zur Folge haben. Emotionen entstehen im limbischen System, einem stammesgeschichtlich alten Teil des Gehirns. Der Psychologe Paul Ekman hat sechs kulturübergreifende Basisemotionen definiert, die sich in charakteristischen Gesichtsausdrücken widerspiegeln: Freude, Ärger, Angst, Überraschung, Trauer und Ekel.

Wahrnehmung

Wahrnehmung/Perceptio/perception

Der Begriff beschreibt den komplexen Prozess der Informationsgewinnung und –verarbeitung von Reizen aus der Umwelt sowie von inneren Zuständen eines Lebewesens. Das Gehirn kombiniert die Informationen, die teils bewusst und teils unbewusst wahrgenommen werden, zu einem subjektiv sinnvollen Gesamteindruck. Wenn die Daten, die es von den Sinnesorganen erhält, hierfür nicht ausreichen, ergänzt es diese mit Erfahrungswerten. Dies kann zu Fehlinterpretationen führen und erklärt, warum wir optischen Täuschungen erliegen oder auf Zaubertricks hereinfallen.

zum Weiterlesen:

  • Damasio, A., et al.: Subcortical and cortical brain activity during the feeling of self-​generated emotions. Nature Neuroscience. 2000; 3(10):1049 – 1056 (zum Abstract).
  • Grolle, J., et al.: Auch Schnecken haben Gefühle. Interview mit Antonio Damasio. Der Spiegel Nr. 49 vom 1. Dezember 2003 (zum Text).

Veröffentlichung am 23.08.2011
Aktualisierung am 18.07.2018

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4 Kommentare

Ulrich Pontes 20.01.2017
Hm - müsste es ganz am Ende nicht heißen "Emotionen sind oft schön ..:"? Denn wenn sie nicht ins Bewusstsein dringen, dann sind es nach der weiter oben stehenden Definition doch gar keine "Gefühle"?

Wer Emotionen im Hirn sucht, wird sie dort nicht finden. Alles Messen und Analysieren hat bisher nur schöne Theorien hervorgebracht.

Selbst die Sache mit der Navigation ist eine Hypothese.

Wir nehmen Emotionen über den Organismus wahr. Im Hirn ist unser Gedächtnis, dort sucht es nach Lösungen für die Gegenwart . Das Hirn kann nur wie ein Computer arbeiten, aber Emotionen kann es nicht entwickeln. Um Lösungen zu produzieren vergleicht das Hirn zwischen Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Ob das Hirn dabei die richtigen Lösungen hervorbringt, bezweifelt der Organismus.

Dann entsteht der bekannte Zwiespalt: Was möchte ich tun? Was muss ich tun?

Mit verfälschten Erinnerungen (keine Erinnerung stimmt) und Fantasien für die Zukunft, entwickelt es Lösungen für die Gegenwart. Dadurch entsteht viel intellektueller Müll.

Die Emotionen befinden sich im Organismus, der mit Lichtgeschwindigkeit reagiert. Augen und Organismus stehen im Zusammenhang.

Wer die Wahrnehmungsreaktionszeit beobachtet, stellt fest, das Hirn beteiligt sich immer erst später, wenn ein emotionales Ereignis schon wahrgenommen wurde.

Meistens bekommt das Hirn recht, weil ihm mehr Bedeutung zukommt. Die Emotionen haben das Nachsehen.

Angst ist keine Emotion. Unsicherheit in der Zukunft wird als Angst oder Lampenfieber empfunden. Bei Erregung kann Angst entstehen, wenn die Zukunft vorweg genommen wird. Das Zukünftige ist immer unsicher, weil die Vergangenheit verfälscht ist und Vorweggenommes der Fantasie entspringt.

Arvid Leyh 20.01.2017
Hallo Herr Lepthien!

Sie sprechen von schönen Theorien der Wissenschaft und antworten darauf mit eher subjektiven Fakten, die ich teilweise für unhaltbar halte – Angst ist natürlich eine Emotion, das Gehirn nicht nur Gedächtnis (schauen Sie in unser 3D-Hirn), Emotionen sind nicht nur im Körper, Emotion und Denken kein Widerspruch, überhaupt sind Gehirn und Körper kein Widerspruch und Myelin ist zwar eine tolle Erfindung, bringt die Nervenleitung aber nicht auf Lichtgeschwindigkeit, Popp hin oder her. Doch über all das müssen wir gar nicht diskutieren.

Einen Gedanken wollte ich allerdings loswerden: was Sie hier darlegen, klingt sehr anthropozentrisch. Nager – zum Beispiel – haben vermutlich kein Lampenfieber, denken vermutlich weniger, auch weniger als "ich", ihre Fantasie ist womöglich begrenzt und damit auch ihr intellektueller Müll. Doch sie wollen spielen, können – zumindest Ratten – wohl lachen, und empfinden wahrscheinlich etwas wie Ärger und natürlich Angst. Sehen Sie bei Tieren auch einen zweifelnden Organismus?

Antwort auf von lept

Sonja Unterweger 20.01.2017
Es gibt so viele Forscher, Wissenschaftler, Neurologen, Mediziner, Psychiater,.....

alle forschen am unschuldigen Menschen, der sich nicht wehren kann,

dessen Leben nicht mehr lebenswert gemacht wird, und wofür? Werden neue Erkenntnisse, die der Allgemeinheit nützen überhaupt preisgegeben, oder

nur für den Gelderwerb dienlich gemacht? Es ist doch kein Psychopath auf die

Welt gekommen. Die Gesellschaft müsste therapiert werden. Wie kann es sein,

dass Menschen, die mit angeblichen Psychopathen leben weniger krank sind als jene, die angepasst in der Gesellschaft gelebt haben. Eine Fehldiagnose hat leider nur schlimme Konsequenzen für den Betroffenen. Solange es eine Gesellschaft gibt, die sich nur auf Kosten anderer weiterentwickelt, wenn überhaupt, hat alles Forschen - ich möchte nicht schreiben keine - aber kaum

eine Bedeutung. Schade!!!

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