Moral und Schuld

Ethisches Handeln ist die Grundlage menschlichen Zusammenlebens – und ein spannender Forschungsgegenstand. 
Denn die Ergebnisse verraten viel über den Menschen.

Du sollst nicht töten. Dieser Satz ist die wohl wichtigste Regel des menschlichen Zusammenlebens. Solche Normen aufzustellen und Verstöße dagegen zu ahnden, gehört zu den zentralen Mechanismen jeder Gesellschaft: Menschen sind Tiere mit Moral.

Auch die Hirnforschung interessiert sich für unser ethisches Handeln. In Studien fordern Forscher ihre Probanden zum Flunkern auf oder vergleichen Hirnaktivitäten von Verbrechern mit denen unbescholtener Bürger. So wollen sie herausfinden, wie moralische Entscheidungen im Gehirn ablaufen.

Vieles ist noch ungeklärt: Gibt es einen freien Willen? Ist es möglich, Verbrecher durch einen Blick in ihr Gehirn zu erkennen? Kann man moralisches Verhalten lernen? Unsere Autoren sprachen mit Neurowissenschaftlern, Rechtsexperten und Philosophen – und lernten, dass es selten einfache Antworten gibt.

Dennoch gelangen vorläufige Erkenntnisse der Neurowissenschaft bereits in den Alltag: Rechtsanwälte interpretieren Hirnscans von Delinquenten vor Gericht, Firmen bieten Lügen-Tests im Hirnscanner an. So kritisch das sein mag, es zeigt: Die Neurowissenschaft der Moral verändert die Art, wie wir über Menschsein und menschliches Handeln denken. Grund genug, sich eine eigene Meinung zu bilden.

Moral in Zeiten der Hirnforschung