Frage an das Gehirn
Kann uns die Gestaltung des Arbeitsplatzes kreativer machen?
Veröffentlicht: 02.04.2014
Schöné und angenehm duftende Blumen auf dem Schreibtisch, ein Gemälde mit leuchtenden Farben an der Wand: Kann eine bestimmte Gestaltung des Arbeitsplatzes Gehirn und Geist anregen?
Die Antwort der Redaktion lautet:
Antwort von Prof. Dr. Anna Abraham, Kognitive Neurowissenschaftlerin an der Kuwait University, Kuwait:
Mein Arbeitsplatz im Büro sieht so aus: Mein Schreibtisch ist nicht zu aufgeräumt und sauber. Das hilft meinen Gedanken, nicht so angepasst zu sein. Ich habe viele Bilder an der Wand. Sie sind gewissermaßen abstrakt, sodass sie mich jedes Mal, wenn ich sie ansehe, motivieren, sie zu hinterfragen und sie auf eine neue Art zu betrachten. Ich habe auch Zeichnungen von meinen Freunden und lustige Dinge, die mich zum Lachen bringen und helfen, verspielt zu sein. Denn Verspieltheit ist erwiesenermaßen sehr wichtig für Kreativität. Das gibt einem das Gefühl, dass man etwas Neues probieren kann.
Viele Unternehmen haben verschiedene Dinge ausprobiert, die helfen sollen, dass man beim Arbeiten weniger steif ist, weniger angepasst, eben verspielter, und sich so andere Perspektiven eröffnen. Farben sind eine Möglichkeit: Blau kann motivierend wirken. Braune Wände sind eher unangenehm. Und bei rosafarbenen Wänden denkt manche Mitarbeiterin vielleicht an ihr Kinderzimmer und damit an eine Zeit, an die sie sich gerne oder an die sie sich eigentlich nicht erinnern möchte. Und das beeinflusst das kreative Denken. Auch frische Blumen oder eine schöné Aussicht können helfen. Ein Arbeitsplatz sollte ruhig schrullig sein.
Manchmal kann man aber seinen Arbeitsplatz nicht verändern, vor allem in ästhetischer Hinsicht. In solchen Fällen ist es wichtig, dass es einen Gemeinschaftsraum gibt, wo man kreativ sein kann. Und wenn es nur die Cafeteria ist mit einer Tafel oder einem Whiteboard. Hauptsache, die Menschen können sich ihre Ideen zuspielen. Ein sozialer Ort ist wichtig für Kreativität.
Allerdings kommt es vielleicht weniger auf die Gestaltung des Arbeitsplatzes an, als auf die Aufgaben und die Verantwortung, die man hat. Der Journalist Dan Pink beschreibt das sehr gut in seinem Buch „Was Sie wirklich motiviert“. Jeder Druck verengt nur den Fokus statt ihn zu weiten. Viele Unternehmen wie Google versuchen ja, Arbeitsplätze zu schaffen, die die Kreativität fördern.
Was das Gehirn betrifft: Es gibt bisher keine Studien, die beobachten, was ein umgestalteter Arbeitsplatz mit ihm macht. Kreativität sitzt ja nicht in einem bestimmten Hirnareal – leider oder glücklicherweise. Kreativität ist eine Art des Geistes zu sein. Sie besteht aus verschiedenen komplexen Aspekten und taucht auf als Funktion verschiedener Prozesse. Beteiligt ist zum Beispiel der Frontallappen. Der ist an allen möglichen Aufgaben höherer Kognitionsprozesse beteiligt, etwa beim Planen, beim Problemlösen oder der Selbsteinschätzung. Auch die Basalganglien spielen eine Rolle für einen Teil von Kreativität: Sie sind wichtig dafür, die hemmende Kontrolle in unserem Kopf zu überwinden, und um zu vermeiden, die offensichtlichsten Dinge zu tun. Das macht den Weg frei für das Unvorhersehbare – und somit für Kreativität.
Antwort aufgezeichnet von Franziska Badenschier
Frontallappen
Frontallappen/Lobus frontalis/frontal lobe
Der frontale Cortex ist der größte der vier Lappen der Großhirnrinde und entsprechend umfassend sind seine Funktionen. Der vordere Bereich, der so genannte präfrontale Cortex, ist für komplexe Handlungsplanung (so genannte Exekutivfunktionen) verantwortlich, die auch unsere Persönlichkeit prägt. Seine Entwicklung (Myelinisierung) braucht bis zu 30 Jahren und ist selbst dann noch nicht ganz abgeschlossen. Weitere wichtige Bestandteile des frontalen Cortex sind das Broca-Areal, welches unser sprachliches Ausdrucksvermögen steuert, sowie der primäre Motorcortex, der Bewegungsimpulse in den gesamten Körper aussendet.
Basalganglien
Basalganglien/Nuclei basales/basal ganglia
Basalganglien sind eine Gruppe subcorticaler Kerne (unterhalb der Großhirnrinde gelegen) im Telencephalon. Zu den Basalganglien zählen der Globus pallidus und das Striatum, manche Autoren schließen weitere Strukturen mit ein, wie z. B. das Claustrum. Die Basalganglien werden primär mit der Willkürmotorik in Verbindung gebracht.