Frage an das Gehirn

Kann ein Zahnnerv nachwachsen?

Fragesteller/in: Gabriella Eichhorn

Veröffentlicht: 21.10.2018

Wenn bei Zähnen Nerven behandelt (Nerven entfernt) wurden, können diese Nerven nachwachsen? So, dass die Zähne wieder schmerzempfindlich sind?

Die Antwort der Redaktion lautet:

Antwort von Prof. Dr. Dr. Joachim Zöller, Leiter des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde am Universitätsklinikum Köln:  Wenn das Mark eines Zahns, die Pulpa, entzündet ist, nennen wir dies eine Pulpitis. In der Pulpa sitzen neben Blutgefäßen auch Nerven, die für den Schmerz verantwortlich sind. Zur Behandlung von Schmerz und Entzündung kann eine entodontische Behandlung nötig sein. So nennt man es, wenn man den Zahn aufbohrt und den ganzen Nerv entfernt. Dabei werden die Bakterien entfernt, die die Entzündung verursachen, und zweitens wird der Zahn schmerzfrei und kann erhalten werden. Bei solch einer Wurzelbehandlung wird der Wurzelkanal gereinigt und anschließend, wenn gesichert ist, dass wirklich keine Bakterie überlebt hat, vollständig auffüllt.

In einen vollständig aufgefüllten Kanal kann nichts mehr einwachsen. Selbst wenn der Kanal nicht vollständig gefüllt wäre, könnte kein Nerv mehr dort hineinwachsen. Denn durch die Entzündungsreaktion kommt es zu einer Vernarbung. Dadurch degeneriert der Nerv in diesem Bereich, so dass er an dieser Stelle normalerweise nicht nachwächst. Aber selbst wenn das nicht gegeben wäre, kann der Nerv nicht mehr in den Kanal einwachsen, weil die Öffnung zu klein ist. Ich kenne keinen Fall, bei dem ein entfernter Nerv wieder in einen Zahn reingewachsen wäre.

Zwar können periphere Nerven sich prinzipiell mit etwa einem Millimeter pro Jahr wieder ausbreiten. Aber das führt im Kiefer eher dazu, dass sich ein Neurinom bildet, also ein gutartiger Tumor, der dann auch Schmerz verursachen kann. Aber der Nerv wächst nicht mehr in den alten Kanal und findet da Anschluss. Wie gesagt, da kann gar nichts mehr reinwachsen.

Wenn ein Patient nach einer entodontischen Behandlung wieder über Schmerzempfindlichkeit klagt, ist meist nicht der Zahn schmerzempfindlich, sondern der Zahnhalteapparat. Der Zahn ist aufgehängt an sogenannten Sharpeyschen Fasern. Und die können Probleme machen. Entweder wenn von der Mundhöhle aus eine Entzündung auftritt, das nennt man dann eine Zahnfleischerkrankung oder marginale Parodontitis.

Oder es kann sein, dass sich zu der Zeit, als die entodontische Behandlung durchgeführt wurde, die Entzündung bereits in den Kieferknochen ausgebreitet hatte. Aus diesem wird eine Entzündung durch die entodontische Behandlung nicht entfernt. Wenn der Patient dann auf den Zahn aufbeißt, dann tut es weh. Aber eben nicht der Zahn selbst.

Aufgezeichnet von Dr. Jochen Müller.

Themen

Lizenzbestimmungen

Keine Nutzungslizenz vergeben:
Nur anschauen erlaubt.