Question to the brain

Wie schützt man sich vor Demenz?

Published: 27.05.2019

Die Oma ist in hohem Alter daran erkrankt. Die Enkel – Mitte 50 – fragen: Wie können wir selbst so ein Ende für uns verhindern?

The editor's reply is:

Prof. Dr. Hans Förstl, Psychiater und Neurologe, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Technischen Universität München: Der beste Weg, sich vor Demenz zu schützen, ist vorher zu sterben. Das klingt zynisch, bedeutet aber vor allem, dass bei jedem Menschen bestimmte Altersveränderungen im Gehirn stattfinden. Eine entscheidende Rolle spielt dabei das Beta-Amyloid 1 - 42, das 42 Aminosäuren lang ist. Das ist klebriges Zeug, das sich im Gehirn ablagert. Ist der Mensch jung und gesund, wird es wieder abgebaut und abtransportiert. Im Alter bilden sich dagegen Klumpen, sogenannte Alzheimer-Plaques. Zudem bilden sich Neurofibrillen in den Nervenzellen – Ablagerungen aus dem Protein Tau. Diese Veränderungen gibt es bei allen alten Menschen. Je nach genetischer Veranlagung läuft der Prozess schneller oder langsamer ab. Das erklärt zum Teil, warum einige Menschen an Demenz erkranken und andere ihre Demenz nicht mehr erleben.

Hinzu kommen weitere Faktoren: Treten zum Beispiel Durchblutungsstörungen im Gehirn auf oder ist es durch frühere Kopfverletzungen vorgeschädigt, wird eine Person eher an Demenz erkranken. Auch Bluthochdruck, Diabetes oder Depressionen können das Gehirn schädigen. Rauchen oder körperliche Faulheit sind ebenso Feinde eines fitten Gehirns im Alter. Jeder der genannten Faktoren verdoppelt das Demenzrisiko. Die genauen Mechanismen unterscheiden sich zwar, durch alle Risikofaktoren werden aber Nervenzellen zerstört, teils wird auch ihre Neubildung behindert.

Wer sich vor einer Demenzerkrankung schützen will, sollte bei körperlichen und psychischen Erkrankungen schnell ärztliche Hilfe suchen und annehmen. Strengen Sie sich wenn möglich regelmäßig körperlich an – dabei werden die Vorläufereiweiße der Beta-Amyloide zerschnitten. Achten Sie auf eine gesunde Ernährung, vermeiden Sie zu viel Alkohol und Kalorien. Eine mediterrane Diät ist gut für das Gehirn: mehrfach ungesättigte Fettsäuren aus Fisch sind etwa gesünder als Schweinefleisch. Kreuzworträtsel oder Gehirnjogging-Aufgaben müssen Sie dagegen nicht lösen: Das Gehirn ist auch beim Gärtnern, Nachrichten schauen oder beim Plausch mit dem Partner aktiv und wird positiv angesprochen.

Aufgezeichnet von Natalie Steinmann

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