Frage an das Gehirn

Warum kratzen wir uns beim Nachdenken am Kopf?

Fragesteller/in: Andreas R. via E-Mail

Veröffentlicht: 13.03.2013

Warum kratzen sich Menschen am Kopf, wenn sie nachdenken, und ist diese Geste unabhängig von Kulturen universell?

Die Antwort der Redaktion lautet:

Nadine Kmoth, Körperrhetorik-​Expertin, Hamburg:

Man beobachtet das immer wieder: Jemand denkt nach – und kratzt sich dabei am Kopf. Ich selbst fasse mir eher ans Ohr, andere tippen eher an die Nase oder streichen über den Hinterkopf, und manche Männer reiben die Hand an den Bartstoppeln. Das Prinzip ist immer das gleiche: Es handelt sich um eine Übersprunghandlung.

Wenn man nachdenkt, steht man unter Druck: Man soll ja etwas sagen oder sich etwas einfallen lassen. Wenn das aber ad hoc nicht möglich ist, muss man den Druck irgendwie abbauen. Das geschieht dann eben, indem man sich am Kopf berührt. Das ist die eine Erklärungsmöglichkeit.

Die andere Erklärungsmöglichkeit: Für mich steht die Hand immer im Zusammenhang mit dem Handeln. Wenn also die Hand zum Kopf geht, dann teilt die Hand den Kopf mit: Denk mal los! Deswegen bekommt manch einer ja auch einen Klaps auf den Hinterkopf. Das soll das Denkvermögen fördern. Aber diese leichten Schläge funktionieren ausschließlich mit der eigenen Hand und nicht bei einer fremden Hand.

Hinzu kommt sicher noch eine soziologische, kulturhistorische Komponente: Normalerweise passieren Gesten unbewusst. Manch einer benutzt diese Nachdenk-​Geste aber ganz bewusst, um ein Signal an sein Gegenüber zu senden. Anne Will zum Beispiel fasst sich sehr oft und auffällig ans Kinn. So signalisiert sie: „Ich höre dich, ich denke über deine Argumente nach.“ Sie ist ja solch ein Profi, dass diese Geste sicherlich nicht unbewusst geschieht, sondern absichtlich eingesetzt wird.

Ich selber rate aber eher davon ab, sich absichtlich am Kopf zu kratzen. Sonst kann es passieren, dass es so aussieht wie in der TV-​Serie „Dick und Doof“: Wenn Dick etwas gesagt hat, dann hat Doof ein debiles Gesicht gemacht und sich recht ausführlich am Kopf gekratzt. Das wirkte dann doch nicht intellektuell, sondern dümmlich.

Ich gehe auch davon aus, dass überall auf der Welt Menschen eine typische Nachdenk-​Geste haben. Übersprunghandlungen sind ja universell. Aber welche Geste das dann genau ist – also ob man sich an der Stirn kratzt, das Kinn reibt oder die Ohrläppchen massiert: Das ist individuell.

Aufgezeichnet von Franziska Badenschier

Nase

Nase/Nasus/nose

Das Riechorgan von Wirbeltieren. In der Nasenhöhle wird die Luft durch Flimmerhärchen gereinigt, im oberen Bereich liegt das Riechepithel, mit dem Gerüche aufgenommen werden.

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