Frage an das Gehirn
Was passiert bei einer Gehirnblutung?
Veröffentlicht: 18.02.2024
Warum ist eine Gehirnblutung so gefährlich? Und was kann man tun?
Die Antwort der Redaktion lautet:
Dr. Fritz Wodarg, Leitender Oberarzt der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel: Das grundsätzliche Problem an einer Blutung im Gehirn ist, dass der Platz innerhalb des knöchernen Schädels begrenzt ist. Kommt es zu einer Volumenzunahme, beispielsweise in Form einer Blutung, so kommt es zu einem Druckanstieg innerhalb der Schädelkalotte.
Der einzige Druckausgleich kann über das Foramen magnum stattfinden. Dabei handelt es sich um ein Loch in der Schädelkalotte, durch das Hirn und Rückenmark verbunden sind. Dabei kommt es zu einer Verschiebung wichtiger Hirnstrukturen durch dieses enge, knöchern begrenzte Loch hindurch. Doch der Spielraum ist begrenzt: Blutet es weiter und steigt der Druck weiter an, so bleibt das Gehirn an dieser Engstelle stecken und blockiert jeden weiteren Druckausgleich. Das Hirngewebe ist sehr druckempfindlich und kann hierbei sehr schnell Schaden nehmen. Deswegen gelten viele Blutungen im Kopf als Notfall und erfordern umgehende medizinische Eingriffe.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen verschiedenen Blutungen im Kopf: Es gibt Blutungen, die von außen auf das Hirn drücken (Epidural- und Subduralblutungen), welche oft durch Traumata (zum Beispiel Verkehrsunfälle) ausgelöst werden. Außerdem gibt es Blutungen im Hirngewebe selbst (Intracerebrale Blutungen). Diese sind häufig Folge eines erhöhten arteriellen Blutdruckes oder können auch in Zusammenhang mit einem Hirntumor auftreten. Und dann gibt es noch die Subarachnoidalblutungen, die in zwei Drittel der Fälle auf die Ruptur eines arteriellen Aneurysmas zurückzuführen sind. Diese Aneurysmen sind Gefäßaussackungen – Schwachstellen der Gefäßwand. Sie treten insbesondere an den Hirnbasisarterien auf, die sich unterhalb des Gehirns im Subarachnoidalraum zu einem Kreislauf zusammenschließen und von Hirnwasser (Liquor) umgeben sind.
Platzt ein solches Aneurysma, so gelangt Blut in den mit Liquor gefüllten Subarachnoidalraum. Dies kann zu Verklebungen führen, welche eine freie Zirkulation des Liquors behindern. Das ist besonders gefährlich, da neben der Blutung selbst nun auch noch der aufgestaute Liquor auf das Hirngewebe drückt. Es droht akute Lebensgefahr und die betroffenen PatientInnen müssen schnell medizinisch versorgt werden. Im Krankenhaus wird eine solche Blutung entlastet. Dies geschieht, indem Neurochirurgen und Neurochirurginnen einen Teil der Schädeldecke entfernen und dadurch ein großes künstliches Knochenfenster schaffen, durch welches sich das Gehirn nach außen ausdehnen kann. Alternativ kann auch ein kleiner Schlauch in das Ventrikelsystem (flüssigkeitsgefüllte Räume innerhalb des Hirns) gelegt werden. Durch diesen kann Hirnwasser abfließen, wodurch mehr Platz für das Hirngewebe bleibt.
Doch auch wenn diese Druckentlastung gelingt, ist die Gefahr noch nicht gebannt. Kommt es im Rahmen der Blutung zum Kontakt von Blutbestandteilen mit der äußeren Wand der hirnversorgenden Blutgefäße, so kann dies die Arterien irritieren und zu Gefäßspasmen führen. Gefäßspasmen sind krampfartige Verengungen der Arterien, welche im Extremfall dazu führen können, dass die Blutzufuhr zum Gehirn so stark eingeschränkt ist, dass die Gehirnzellen nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und die Betroffenen zusätzlich zur Blutung einen ischämischen Schlaganfall erleiden. Um das zu verhindern, werden Patientinnen und Patienten streng überwacht und gegebenenfalls medikamentös behandelt. Sogar eine mechanische Aufdehnung des verkrampften Gefäßes mit einem kleinen Ballon, welcher über einen dünnen Katheter über die Beinarterie bis in das betroffene Hirngefäß vorgeschoben wird, ist möglich.
Zusammenfassend kann eine Blutung also ganz unterschiedliche Ursachen haben und je nach Blutungsart unter Umständen zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Bei Verdacht auf eine Blutung im Kopf gehörten Betroffene schnellstmöglich in ein Krankenhaus!
Protokolliert von Johanna Rümenapp.
Rückenmark
Rückenmark/Medulla spinalis/spinal cord
Das Rückenmark ist der Teil des zentralen Nervensystems, das in der Wirbelsäule liegt. Es verfügt sowohl über die weiße Substanz der Nervenfasern, als auch über die graue Substanz der Zellkerne. Einfache Reflexe wie der Kniesehnenreflex werden bereits hier verarbeitet, da sensorische und motorische Neuronen direkt verschaltet sind. Das Rückenmark wird in Zervikal-, Thorakal-, Lumbal und Sakralmark unterteilt.
Ventrikelsystem
Ventrikelsystem/-/ventricular system
Ein System aus Hohlräumen im Gehirn, die mit Cerebrospinalflüssigkeit (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) gefüllt sind.
Schlaganfall
Schlaganfall/Apoplexia cerebri/stroke
Bei einem Schlaganfall werden das Gehirn oder Teile davon zeitweilig nicht mehr richtig mit Blut versorgt. Dadurch kommt es zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff und dem Energieträger Glukose. Häufigster Auslöser des Schlafanfalls ist eine Verengung der Arterien. Zu den häufigsten Symptomen zählen plötzliche Sehstörungen, Schwindel sowie Lähmungserscheinungen. Als Langzeitfolgen können verschiedene Arten von Gefühls– und Bewegungsstörungen auftreten. In Deutschland ging 2006 jeder dritte Todesfall auf einen Schlaganfall zurück.