Question to the brain
Wie entstehen Träume?
Published: 07.10.2018
Das klingt vielleicht ganz alltäglich, aber wie entstehen Träume und wie träumen wir genau?
The editor's reply is:
Antwort von Prof. Dr. Michael Schredl, Leiter des Schlaflabors am Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim: Als Träumen bezeichnen wir das subjektive Erleben während des Schlafes, an das wir uns manchmal nach dem Aufwachen erinnern können. Wie dieses subjektive Erleben während des Schlafens entsteht und wie es genau funktioniert, beschäftigt die Neurowissenschaftler noch. Es gibt einige Theorien, aber letztlich ist die Frage genauso schwer zu beantworten wie die nach der Entstehung des Bewusstseins im Wachzustand.
Was wir wissen: Ähnlich wie im Wachzustand ist das gesamte Gehirn auch an der Entstehung der Träume beteiligt. Bewegt man im Traum eine Hand, dann ist wahrscheinlich auch der Motorcortex aktiv. Und wenn man im Traum spricht, ist das Sprachproduktionszentrum aktiv. Wie das Gehirn daraus ein ganzheitliches Welterleben macht (Träume werden ja fast immer als reales Erleben wahrgenommen), darüber wird immer noch diskutiert – vergleichbar mit dem Welterleben im Wachzustand. Die Psychoanalyse hat behauptet, es sei ein unbewusster Zustand. Das erscheint jedoch nur so, weil der Träumer schläft und nicht mit der Umgebung kommuniziert. Es gibt da aber Ausnahmen! Ich kenne zumindest zwei Studien aus dem Bereich des luziden oder Klarträumens, die zeigen, dass Schlafende mit der Außenwelt kommunizieren können. Die moderne Traumforschung sagt daher: Ja, es ist ein Bewusstseinszustand. Allerdings einer, der vom Wachbewusstsein verschieden ist.
Prinzipiell kann man von allem träumen, was man erlebt hat. Nicht eins zu eins, denn Träume sind kein Abdruck der Wacherlebnisse. Das war eine alte Idee des 19. Jahrhunderts. Im Traum sind immer Themen und Elemente des Wachlebens dabei, aber die Inhalte werden kreativ gemischt und man kann auch von Dingen träumen, die man noch nie gesehen hat. So wie man sich auch im Wachzustand Dinge in seiner Phantasie ausdenken kann. Wir gehen heute davon aus, dass diese kreative Mischung von alten und neuen Erfahrungen, die man im Traum hat, bei der Gedächtnisfunktion mithelfen könnte, weil sie Verknüpfungen zwischen verschiedenen Gedächtnisinhalten schafft, die zwar nicht inhaltlich aber auf der emotionalen Ebene etwas miteinander zu tun haben.
Die noch ungeklärte Frage ist, warum wir von Dingen träumen, z. B. vom Fliegen, die keinen direkten Bezug zum Wachleben haben. Ich vermute, dass bestimmte Netzwerke im Schlaf aktiv sind, da fällt oft, gerade bei kreativen Sachen, der Begriff default mode network, ein Netzwerk, das beim Tagträumen und „Mindwandering“ aktiv ist, aber wie gesagt, dazu gibt es wenig Forschung am schlafenden Gehirn.
Aufgezeichnet von Dr. Jochen Müller
Primärer motorischer Cortex
Primärer motorischer Cortex/-/primary motor cortex
Ein Areal des Frontallappens in der Vorderwand der Zentralfurche. Er gilt als übergeordnete Steuereinheit, zuständig für willkürliche — und Feinmotorik. Hier sitzen die Zellkörper der zentralen Motoneurone, deren Axone zu den Basalganglien, zu zahlreichen Kerngebieten im Hirnstamm und zum Rückenmark ziehen. Nur im primären motorischen Cortex kommen die Betz-Riesenzellen vor, besonders große Motoneurone, deren Axone ohne vorherige synaptische Umschaltung direkt zu den Motoneuronen im Vorderhorn des Rückenmarks ziehen.
Emotionen
Emotionen/-/emotions
Unter „Emotionen“ verstehen Neurowissenschaftler psychische Prozesse, die durch äußere Reize ausgelöst werden und eine Handlungsbereitschaft zur Folge haben. Emotionen entstehen im limbischen System, einem stammesgeschichtlich alten Teil des Gehirns. Der Psychologe Paul Ekman hat sechs kulturübergreifende Basisemotionen definiert, die sich in charakteristischen Gesichtsausdrücken widerspiegeln: Freude, Ärger, Angst, Überraschung, Trauer und Ekel.