Frage an das Gehirn
Reagiert der Körper auf's Wetter?
Veröffentlicht: 10.10.2021
Woher kommt es, dass ich so wetterfühlig bin?
Die Antwort der Redaktion lautet:
Prof. Dr. Andreas Matzarakis, Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung, Deutscher Wetterdienst, Freiburg : Das Thema Wetterfühligkeit ist alt. Johann Wolfgang von Goethe war zum Beispiel wetterfühlig. Er sprach immer wieder darüber, dass ihm das Wetter nicht gut tue.
Sicher ist: Wetterfühligkeit an sich ist keine Krankheit. Es handelt sich vielmehr um einen Zustand, in dem sich bestehende Erkrankungen bei Wetteränderungen verschlimmern.
Dabei ist es grundsätzlich so, dass das Wetter nicht Schuld daran trägt , wenn ich zum Beispiel Kopfschmerzen bekomme. Das Wetter ist vielmehr ein verstärkender Faktor. Ob jemand wetterfüglig ist, darüber entscheiden ursächlich der individuelle Krankheitszustand, hormonelle Bedingungen, Stress, Ernährung sowie natürlich die Umwelt. Und ein Faktor davon ist eben das Wetter.
Gleichzeitig haben einzelne Elemente wie Luftfeucht igkeit , Luftdruck oder Temperatur durchaus einen Einfluss auf unsere Gesundheit. Und zwar in unterschiedlichem Maß und durch das Zusammenspiel verschiedener Wetter- Faktoren wie Luftdruck und -feucht igkeit , Sonneneinstrahlung, Temperatur oder Wind. Das nennt man Biotropie. Wir wissen, dass die Auswirkungen umso ausgeprägter sind, je kurzfristiger und markanter die Wetteränderungen und -lagen sind. Viele Menschen spüren auch, wenn das Wetter umschlägt – in Form von Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlafstörungen oder Gelenkschmerzen.
Im Prinzip kann der Organismus von wetterempfindlichen Menschen die nötigen körperlichen Anpassungen nicht mehr bewältigen. Studien haben zum Beispiel gezeigt, dass die Beschwerden von Menschen mit hohem Blutdruck zunehmen, wenn eine Kaltfront durchzieht. Grund hierfür ist, dass unser Herz-Kreislauf-System sehr komplexe Regel- und Steuerungssysteme besitzt. Hitze und Kälte lassen Blutgefäße weiter und enger werden. G leichzeitig kann sich die Gerinnungsfähigkeit des Blutes erhöhen und entzündliche Prozesse werden gef örder t . Das vegetative Nervensystem kontrolliert beispielsweise die Herztätigkeit. Sobald Temperaturveränderungen oder Schankungen von Luftdruck und Luftf euchtigkeit auftreten muss das Herz dagegen ansteuern – und das kann dann zu Beschwerden führen. Je älter wir werden, um so steifer werden auch unsere Blutgefäße und ein zusätzlicher Belastungsfaktor kann zu einer Überforderung unseres Organismus führen . Dieses Beispiel veranschaulicht zumindest einen kleinen Teil des Wirkungskreislaufes.
Umgekehrt gibt natürlich auch spezifisches Wetter, bei dem weniger Beschwerden auftreten als sonst. Wetterfühlichkeit funktioniert also in beide Richtungen.
Weil wir das Wetter inzwischen recht gut prognostizieren können, sind wir in der Lage, die Menschen in der Regel auch recht frühzeitig zu informieren, so dass sie sich entsprechend verhalten können.
Aufgezeichnet von: Anke Lorenz.