Zentrosom spielt wichtige Rolle bei der Migration von Neuronen
Forscher vom DZNE lösen ein wichtiges Rätsel der Neurobiologie: Die Verkabelung und die Bewegung von Nervenzellen hängen zwar eng zusammen, werden aber unabhängig voneinander gesteuert.
Veröffentlicht: 16.02.2023
Im Mittelpunkt der Studie stehen das Wachstum und die Migration von Nervenzellen: Wenn sich Neuronen bilden, verkabeln sie das Gehirn, um die Kommunikation mit den übrigen Neuronen zu ermöglichen. Eines dieser Kabel, das sogenannte Axon, kann sehr lang werden: diese Kabel bilden die Grundlage für neuronale Netzwerke. Gleichzeitig wandern die Neuronen und setzen sich im Kortex fest, der Hirnrinde. Diese Wanderung wird als Migration bezeichnet. Bemerkenswerterweise werden diese dynamischen Prozesse separat gesteuert: Das Axon wächst auch dann noch weiter, nachdem das Neuron seinen Platz im Kortex gefunden hat. „Wir haben herausgefunden, dass das Zentrosom – ein Organell, das die Zellteilung reguliert – diese neuronale Migration steuert. Für die Bildung und das Wachsum des Axons spielt es indes keine Rolle“, sagen Dr. Stanislav Vinopal und Dr. Sebastian Dupraz vom DZNE, die Erstautoren der Studie, die jetzt im renommierten Fachmagazin Neuron erscheint.
Bislang war es unter Experten strittig, welche Rolle in diesem Prozess das sogenannte Zentrosom spielt. Der Prozess von Wachstum und Migration wird von einem dynamischen Zellgerüst gestuert, dem Zytoskelett. Dieses Zytoskelett beinhaltet mikroskopisch kleine Röhren, die sogenannten Mikrotubuli. Diese bilden das Rückgrat des Axons und können durch das Zentrosom gebildet werden. Die beteiligten Forscher aus der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Frank Bradke haben mit ihren Ergebnissen ein zentrales Rätsel aus dem Feld der Neurobiologie gelöst, um dessen Klärung sich die Wissenschaft schon seit Jahren bemüht.
Dass das Wachstum des Axons und die Steuerung seiner Migrationsbewegung nicht zusammenhängen, ist ein unerwartetes Ergebnis: „Beide Aktionen laufen synchron ab und beide hängen mit den Mikrotubuli zusammen. Trotzdem werden sie offenbar unabhängig voneinander gesteuert“, sagt Stanislav Vinopal, der nach seiner Tätigkeit für das DZNE jetzt an der Jan-Evangelista-Purkyne-Universität im tschechischen Usti nad Labem forscht.
Für ihre Untersuchung entwickelten die Forscher neuartige molekulare Instrumente ein. „Sie erlauben uns, die Funktion des Zentrosoms bei der Bildung von Miktrotubuli präzise zu steuern“, erläutert Sebastian Dupraz. So lässt sich seine Aktivität unterbinden oder verstärken. Im Gehirn von Mäusen zeigten die Wissenschaftler: Das Axon wächst unabhängig davon, wie stark die Aktivität des Zentrosoms ist – auf die Migration aber hat seine Aktivität einen signifikanten Einfluss. „Für das Wachstum des Axons ist offenbar ein anderer Mechanismus zuständig, die sogenannte azentrosomale Bildung von Mikrotubuli“, schlussfolgert Dupraz: „Die wird jetzt zum Gegenstand unserer weiteren Forschung.“
Mit ihrer Arbeit können die Wissenschaftler jetzt zwei Theorien miteinander in Einklang bringen, die sich bislang widersprachen: Es gab Verfechter der Theorie, dass das Zentrosom eine bedeutende Rolle bei der neuronalen Entwicklung spielt und solche, die das bestreiten. „Wir haben die beiden Mechanismen, die in den Neuronen parallel ablaufen, für unsere Studie getrennt betrachtet“, sagt Stanislav Vinopal: „Für das Wachstum des Axons selbst haben wir herausgefunden, dass das Zentrosom unbedeutend ist. Für den Prozess der Migration hingegen spielt es eine bedeutende Rolle.“
Die Entdeckung der DZNE-Wissenschaftler kann dazu beitragen, eine molekulare Therapie für einige erbliche Krankheiten wie etwa sogenannte Pachygyrien zu entwickeln: Die Mutationen des zentrosomalen Proteins Gamma-Tubulin spielen bei ihnen eine Schlüsselrolle, und auch bei ihnen sind die Axone meistens intakt, während die neuronale Migration auf Probleme stößt. „Vermutlich steckt der gleiche molekulare Mechanismus hinter diesen Störungen, so dass eine künftige Therapie an dieser Stelle ansetzen könnte“, heißt es bei den Forschern vom DZNE.
Neuron
Neuron/-/neuron
Das Neuron ist eine Zelle des Körpers, die auf Signalübertragung spezialisiert ist. Sie wird charakterisiert durch den Empfang und die Weiterleitung elektrischer oder chemischer Signale.
Neuron
Neuron/-/neuron
Das Neuron ist eine Zelle des Körpers, die auf Signalübertragung spezialisiert ist. Sie wird charakterisiert durch den Empfang und die Weiterleitung elektrischer oder chemischer Signale.
Cortex
Großhirnrinde/Cortex cerebri/cerebral cortex
Der Cortex cerebri, kurz Cortex genannt, bezeichnet die äußerste Schicht des Großhirns. Sie ist 2,5 mm bis 5 mm dick und reich an Nervenzellen. Die Großhirnrinde ist stark gefaltet, vergleichbar einem Taschentuch in einem Becher. So entstehen zahlreiche Windungen (Gyri), Spalten (Fissurae) und Furchen (Sulci). Ausgefaltet beträgt die Oberfläche des Cortex ca 1.800 cm2.
Cortex
Großhirnrinde/Cortex cerebri/cerebral cortex
Der Cortex cerebri, kurz Cortex genannt, bezeichnet die äußerste Schicht des Großhirns. Sie ist 2,5 mm bis 5 mm dick und reich an Nervenzellen. Die Großhirnrinde ist stark gefaltet, vergleichbar einem Taschentuch in einem Becher. So entstehen zahlreiche Windungen (Gyri), Spalten (Fissurae) und Furchen (Sulci). Ausgefaltet beträgt die Oberfläche des Cortex ca 1.800 cm2.
Axon
Axon/-/axon
Das Axon ist der Fortsatz der Nervenzelle, der für die Weiterleitung eines Nervenimpulses zur nächsten Zelle zuständig ist. Ein Axon kann sich vielfach verzweigen, und so eine Vielzahl nachgeschalteter Nervenzellen erreichen. Seine Länge kann mehr als einen Meter betragen. Das Axon endet in einer oder mehreren Synapse(n).
Neuron
Neuron/-/neuron
Das Neuron ist eine Zelle des Körpers, die auf Signalübertragung spezialisiert ist. Sie wird charakterisiert durch den Empfang und die Weiterleitung elektrischer oder chemischer Signale.
Axon
Axon/-/axon
Das Axon ist der Fortsatz der Nervenzelle, der für die Weiterleitung eines Nervenimpulses zur nächsten Zelle zuständig ist. Ein Axon kann sich vielfach verzweigen, und so eine Vielzahl nachgeschalteter Nervenzellen erreichen. Seine Länge kann mehr als einen Meter betragen. Das Axon endet in einer oder mehreren Synapse(n).
Mikrotubuli
Mikrotubuli/-/microtubules
Mikrotubuli gehören zu den Hauptbestandteilen des Zytoskeletts, das der Zelle Stabilität und Halt verleiht. Sie bestehen aus vielen Kopien der Proteine Alpha– und Beta-Tubulin, welche sich paarweise zu Röhren mit einem Durchmesser von 20 bis 30 Nanometern zusammenlagern. Neben ihrer Stützfunktion spielen Mikrotubuli eine wichtige Rolle beim Transport von Botenstoffen durch die Zelle. An ihnen hangeln sich beispielsweise in den Neuronen mit Neurotransmitter gefüllte Bläschen zu den Synapsen. In den Nervenzellen des Gehirns von Alzheimer-Patienten kann ein Protein namens Tau die Mikrotubuli nicht mehr richtig stabilisieren. In der Folge zersetzen sie sich, was entscheidend zur Entwicklung der Demenzerkrankung beiträgt.
Axon
Axon/-/axon
Das Axon ist der Fortsatz der Nervenzelle, der für die Weiterleitung eines Nervenimpulses zur nächsten Zelle zuständig ist. Ein Axon kann sich vielfach verzweigen, und so eine Vielzahl nachgeschalteter Nervenzellen erreichen. Seine Länge kann mehr als einen Meter betragen. Das Axon endet in einer oder mehreren Synapse(n).
Originalpublikation
Stanislav Vinopal, Sebastian Dupraz et al.: „Centrosomal microtubule nucleation regulates radial migration of projection neurons independently of polarization in the developing brain.“, Neuron (2023), DOI: 10.1016/j.neuron.2023.01.020
WEB: https://www.cell.com/neuron/fulltext/S0896-6273(23)00070-3
Neuron
Neuron/-/neuron
Das Neuron ist eine Zelle des Körpers, die auf Signalübertragung spezialisiert ist. Sie wird charakterisiert durch den Empfang und die Weiterleitung elektrischer oder chemischer Signale.