MS unter der Lupe
Die Multiple Sklerose – die Narbenbildung im Gehirn – geht auf die Schädigung von Axonen zurück: sie bildet die Basis der vielfältigen neurologischen Symptome.
Wissenschaftliche Betreuung: Prof. Dr. Hans-Peter Hartung
Veröffentlicht: 01.11.2017
Niveau: schwer
- verstreute Entzündungsherde im Gewebe des Gehirns und des Rückenmarks sind typisch für die Multiple Sklerose
- betroffen sind vor allem die Sehnerven, das Rückenmark, der Hirnstamm und das Marklager um die Ventrikel
- die Symptome sind eine Folge geschädigter Nervenhüllen und abhängig vom Ort der Schäden
- für den schubförmigen Verlauf stehen effektive Medikamente zur Verfügung
Rückenmark
Rückenmark/Medulla spinalis/spinal cord
Das Rückenmark ist der Teil des zentralen Nervensystems, das in der Wirbelsäule liegt. Es verfügt sowohl über die weiße Substanz der Nervenfasern, als auch über die graue Substanz der Zellkerne. Einfache Reflexe wie der Kniesehnenreflex werden bereits hier verarbeitet, da sensorische und motorische Neuronen direkt verschaltet sind. Das Rückenmark wird in Zervikal-, Thorakal-, Lumbal und Sakralmark unterteilt.
Abhängig vom Ort – Gehirn oder Rückenmark – und vom Ausmaß der Schädigung fallen die Symptome sehr unterschiedlich aus. Die typische Optikusneuritis ist oft der erste Schub einer MS, sie tritt bei 40 Prozent der Betroffenen auf, häufig in Verbindung mit Teillähmungen der Augenmuskeln.
Beschädigte Nervenfasern des Hirnstammes können eine Trigeminusneuralgie hervorrufen. Sind die Nerven entzündet, die die Gesichtsmuskulatur versorgen, kann eine Gesichtslähmung auftreten. Schwindel und Brechreiz entstehen, wenn Nervenbahnen beschädigt sind, die die Verbindung zum Gleichgewichtsorgan herstellen. Entzündungsherde im Hirnstamm können auch zu einer verwaschenen Sprache führen.
Sind Nervenfasern im Kleinhirn oder seinen Verbindungsbahnen betroffen, führt dies zu Störungen in der Bewegung oder beim Stehen, abgehackter Sprechweise oder überschießenden Bewegungen. Sind Fasern im Rückenmark beschädigt, löst das sensorische Störungen (Kribbeln, Taubheitsgefühle) und motorische Störungen aus.
Die Muskeln können entweder erschlaffen oder verkrampfen. Weitere Beschwerden sind Blasen- und Mastdarmstörungen, Harnträufeln und Harndrang oder der Verlust über die Kontrolle der Harnblase oder des Darms. Durch Spastiken, Inkontinenz oder Gefühlsstörungen kommt es bei vielen MS-Betroffenen auch zu sexuellen Problemen, die sich in Libidoverlust, mangelnder Orgasmusfähigkeit oder Potenzverlust äußern können.
Rückenmark
Rückenmark/Medulla spinalis/spinal cord
Das Rückenmark ist der Teil des zentralen Nervensystems, das in der Wirbelsäule liegt. Es verfügt sowohl über die weiße Substanz der Nervenfasern, als auch über die graue Substanz der Zellkerne. Einfache Reflexe wie der Kniesehnenreflex werden bereits hier verarbeitet, da sensorische und motorische Neuronen direkt verschaltet sind. Das Rückenmark wird in Zervikal-, Thorakal-, Lumbal und Sakralmark unterteilt.
Hirnstamm
Hirnstamm/Truncus cerebri/brainstem
Der „Stamm“ des Gehirns, an dem alle anderen Gehirnstrukturen sozusagen „aufgehängt“ sind. Er umfasst – von unten nach oben – die Medulla oblongata, die Pons und das Mesencephalon. Nach unten geht er in das Rückenmark über.
Vestibularapparat
Vestibularapparat/Organon vestibulare/vestibular organ
Das Gleichgewichtsorgan ist Teil des Innenohres. Es hat seine Sensoren in den Bogengängen. Als Teil des Gleichgewichtssystems spürt er kreisförmige Umdrehungen (Rotationen), Beschleunigung und Schwerkraft (Gravitation) auf.
Hirnstamm
Hirnstamm/Truncus cerebri/brainstem
Der „Stamm“ des Gehirns, an dem alle anderen Gehirnstrukturen sozusagen „aufgehängt“ sind. Er umfasst – von unten nach oben – die Medulla oblongata, die Pons und das Mesencephalon. Nach unten geht er in das Rückenmark über.
Cerebellum
Kleinhirn/Cerebellum/cerebellum
Das Cerebellum (Kleinhirn) ist ein wichtiger Teil des Gehirns, an der Hinterseite des Hirnstamms und unterhalb des Okzipitallappens gelegen. Es besteht aus zwei Kleinhirnhemisphären, die vom Kleinhirncortex (Kleinhirnrinde) bedeckt werden und spielt unter anderem eine wichtige Rolle bei automatisierten motorischen Prozessen.
Der schubweise Verlauf von MS erschwerte bis vor wenigen Jahren die frühe Diagnose. Mittels Magnetresonanztomographie (MRT) sind die für MS typischen Entzündungsherde inzwischen aber bei mehr als 70 Prozent der Patienten schon in einem Stadium erkennbar, in dem es nur erste, unspezifische Symptome gibt.
2010 wurden die zur Feststellung einer MS erforderlichen so genannten McDonald-Kriterien entsprechend angepasst. Nun reicht es, wenn eine bestimmte Anzahl von Entzündungsherden unterschiedlichen Alters und mit einer spezifischen Verteilung im MRT sichtbar sind. Eine Untersuchung des Nervenwassers sichert dann die Diagnose. Mittels Bildgebung werden so auch bei völlig symptomlosen Patienten Schäden im Gehirn entdeckt, die auf eine entzündliche Erkrankung des ZNS hinweisen, das so genannte „radiologisch isolierte Syndrom“.
Studien zeigen, dass bei Vorliegen dieser Veränderungen wahrscheinlich und zeitnah ein erster klinischer Schub zu erwarten ist. Damit ist bei der Entdeckung eines radiologisch isolierten Syndroms zwar noch keine medikamentöse Therapie angezeigt, doch Betroffene sollten über klinische und bildgebende Kontrolluntersuchungen aufgeklärt werden.
Multiple Sklerose
Multiple Sklerose/Encephalomyelitis disseminata/multiple sclerosis
Eine häufige neurologische Krankheit, die vorwiegend im jungen Erwachsenenalter auftritt. Aus noch ungeklärtem Grund greifen körpereigene Zellen die Myelinscheiden der Nervenzellen an und zerstören diese. Das kann im gesamten zentralen Nervensystem geschehen, weshalb zwei verschiedene Multiple-Sklerose-Patienten an ganz unterschiedlichen Symptomen leiden können. Besonders häufig sind Sehstörungen und Taubheitsgefühle in den Gliedmaßen.
Magnetresonanztomographie
Magnetresonanztomographie/-/magnetic resonance imaging
Ein bildgebendes Verfahren, das Mediziner zur Diagnose von Fehlbildungen in unterschiedlichen Geweben oder Organen des Körpers einsetzen. Die Methode wird umgangssprachlich auch Kernspin genannt. Sie beruht darauf, dass die Kerne mancher Atome einen Eigendrehimpuls besitzen, der im Magnetfeld seine Richtung ändern kann. Diese Eigenschaft trifft unter anderem auf Wasserstoff zu. Deshalb können Gewebe, die viel Wasser enthalten, besonders gut dargestellt werden. Abkürzung: MRT.
Magnetresonanztomographie
Magnetresonanztomographie/-/magnetic resonance imaging
Ein bildgebendes Verfahren, das Mediziner zur Diagnose von Fehlbildungen in unterschiedlichen Geweben oder Organen des Körpers einsetzen. Die Methode wird umgangssprachlich auch Kernspin genannt. Sie beruht darauf, dass die Kerne mancher Atome einen Eigendrehimpuls besitzen, der im Magnetfeld seine Richtung ändern kann. Diese Eigenschaft trifft unter anderem auf Wasserstoff zu. Deshalb können Gewebe, die viel Wasser enthalten, besonders gut dargestellt werden. Abkürzung: MRT.
Der französische Pathologe und Neurologe Jean-Martin Charcot (1825-1893) beschrieb als erster die Symptome: Seine „Charcot-Trias“ – Nystagmus (Augenzittern), Intentionstremor und abgehackte Sprache – galt lange als charakteristisch für die MS. Inzwischen weiß man, dass die Trias nur bei MS-Befall des Kleinhirns, also gar nicht so häufig, vorkommt, und darüber hinaus auch bei anderen Erkrankungen auftritt.
Augustus Frederick d’Este (1794-1848), ein Enkel des britischen Königs Georg III protokollierte in seinem Tagebuch als Erster den Verlauf der damals noch unbekannten Krankheit. Als erste Symptome traten bei d´Este mit 28 Jahren Sehstörungen auf, gefolgt von Schmerzen, Teillähmungen, und Sensibilitätsstörungen.
Multiple Sklerose
Multiple Sklerose/Encephalomyelitis disseminata/multiple sclerosis
Eine häufige neurologische Krankheit, die vorwiegend im jungen Erwachsenenalter auftritt. Aus noch ungeklärtem Grund greifen körpereigene Zellen die Myelinscheiden der Nervenzellen an und zerstören diese. Das kann im gesamten zentralen Nervensystem geschehen, weshalb zwei verschiedene Multiple-Sklerose-Patienten an ganz unterschiedlichen Symptomen leiden können. Besonders häufig sind Sehstörungen und Taubheitsgefühle in den Gliedmaßen.
Multiple Sklerose
Multiple Sklerose/Encephalomyelitis disseminata/multiple sclerosis
Eine häufige neurologische Krankheit, die vorwiegend im jungen Erwachsenenalter auftritt. Aus noch ungeklärtem Grund greifen körpereigene Zellen die Myelinscheiden der Nervenzellen an und zerstören diese. Das kann im gesamten zentralen Nervensystem geschehen, weshalb zwei verschiedene Multiple-Sklerose-Patienten an ganz unterschiedlichen Symptomen leiden können. Besonders häufig sind Sehstörungen und Taubheitsgefühle in den Gliedmaßen.
Rückenmark
Rückenmark/Medulla spinalis/spinal cord
Das Rückenmark ist der Teil des zentralen Nervensystems, das in der Wirbelsäule liegt. Es verfügt sowohl über die weiße Substanz der Nervenfasern, als auch über die graue Substanz der Zellkerne. Einfache Reflexe wie der Kniesehnenreflex werden bereits hier verarbeitet, da sensorische und motorische Neuronen direkt verschaltet sind. Das Rückenmark wird in Zervikal-, Thorakal-, Lumbal und Sakralmark unterteilt.
Rückenmark
Rückenmark/Medulla spinalis/spinal cord
Das Rückenmark ist der Teil des zentralen Nervensystems, das in der Wirbelsäule liegt. Es verfügt sowohl über die weiße Substanz der Nervenfasern, als auch über die graue Substanz der Zellkerne. Einfache Reflexe wie der Kniesehnenreflex werden bereits hier verarbeitet, da sensorische und motorische Neuronen direkt verschaltet sind. Das Rückenmark wird in Zervikal-, Thorakal-, Lumbal und Sakralmark unterteilt.
Geschädigte Axone als Basis der Symptome
Bei der MS greift das Immunsystem die Isolierschicht der Axone an. Spezielle Gliazellen, die Oligodendrozyten, bilden in der grauen und weißen Substanz des Zentralen Nervensystems (ZNS) die Myelinscheiden der Axone, vergleichbar mit der Isolationsschicht eines Elektrokabels. Lücken zwischen den Myelinscheiden, die Ranvier’schen Schnürringe, ermöglichen hohe Leitungsgeschwindigkeiten bei der Übertragung von Nervenimpulsen, beim Menschen sind das bis zu 432 km/h. Die durch MS aktivierten Immunzellen verursachen Entzündungen an der Myelinschicht. Klingt die akute Entzündung ab, bildet sich an der Stelle faseriges Narbengewebe, diese Narben stören dann ebenfalls die Informationsübertragung.
Im Prinzip können in allen Bereichen des ZNS Entzündungen auftreten. Betroffen sind aber vor allem die Sehnerven, das Rückenmark, der Hirnstamm und das Marklager um die Ventrikel. Auch in den Polen der Ventrikel und im Rückenmark entstehen gehäuft Entzündungsherde. Dabei gibt es einen engen Zusammenhang zwischen dem Ort der Schäden und den auftretenden Symptomen (siehe Kasten).
Etwa 70 Prozent der MS-Patienten leiden unter dem schubförmig remittierenden Verlauf der MS. Hier kommt es in der frühen Krankheitsphase zu einer Remyelinisierung: Die Myelinscheiden werden zwar wiederaufgebaut, die neurologischen Ausfälle bilden sich wieder vollständig zurück, die Weiterleitung der Impulse wird kompensiert. Allerdings bleiben die Myelinscheiden dünner. Mit zunehmender Erkrankungsdauer und abhängig von der Krankheitsaktivität erfolgt auch der Wiederaufbau nur noch teilweise, was zu bleibenden Behinderungen führt.
Die MS ist die häufigste entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, häufigste Ursache neurologischer Behinderung bei jüngeren Erwachsenen und reduziert immer noch die Lebenserwartung.
Multiple Sklerose
Multiple Sklerose/Encephalomyelitis disseminata/multiple sclerosis
Eine häufige neurologische Krankheit, die vorwiegend im jungen Erwachsenenalter auftritt. Aus noch ungeklärtem Grund greifen körpereigene Zellen die Myelinscheiden der Nervenzellen an und zerstören diese. Das kann im gesamten zentralen Nervensystem geschehen, weshalb zwei verschiedene Multiple-Sklerose-Patienten an ganz unterschiedlichen Symptomen leiden können. Besonders häufig sind Sehstörungen und Taubheitsgefühle in den Gliedmaßen.
Axon
Axon/-/axon
Das Axon ist der Fortsatz der Nervenzelle, der für die Weiterleitung eines Nervenimpulses zur nächsten Zelle zuständig ist. Ein Axon kann sich vielfach verzweigen, und so eine Vielzahl nachgeschalteter Nervenzellen erreichen. Seine Länge kann mehr als einen Meter betragen. Das Axon endet in einer oder mehreren Synapse(n).
Hirnstamm
Hirnstamm/Truncus cerebri/brainstem
Der „Stamm“ des Gehirns, an dem alle anderen Gehirnstrukturen sozusagen „aufgehängt“ sind. Er umfasst – von unten nach oben – die Medulla oblongata, die Pons und das Mesencephalon. Nach unten geht er in das Rückenmark über.
Ventrikelsystem
Ventrikelsystem/-/ventricular system
Ein System aus Hohlräumen im Gehirn, die mit Cerebrospinalflüssigkeit (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) gefüllt sind.
Rückenmark
Rückenmark/Medulla spinalis/spinal cord
Das Rückenmark ist der Teil des zentralen Nervensystems, das in der Wirbelsäule liegt. Es verfügt sowohl über die weiße Substanz der Nervenfasern, als auch über die graue Substanz der Zellkerne. Einfache Reflexe wie der Kniesehnenreflex werden bereits hier verarbeitet, da sensorische und motorische Neuronen direkt verschaltet sind. Das Rückenmark wird in Zervikal-, Thorakal-, Lumbal und Sakralmark unterteilt.
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Medizinische Möglichkeiten bei schubförmigem und progredientem Verlauf
Für den schubförmigen Verlauf stehen effektive Therapeutika zur Verfügung. Als Basistherapien gibt es seit langem die injizierbaren Beta-Interferone (Interferon-beta-1a und Interferon-beta-1b) und das Glatirameracetat. Hierdurch werden Zahl und Schwere der Schübe und die Zahl der Entzündungsherde im Gehirn vermindert.
Dimethylfumarat reduziert stärker die Häufigkeit der Schübe und verlangsamt so die Krankheitsprogression. In Studien zeigte es sich im Vergleich zu Glatirameracetat überlegen. Teriflunomid unterdrückt die Immunantwort und kann ebenfalls als Tablette eingenommen werden. Eine hochaktive schubförmige MS wird intravenös mit Natalizumab therapiert. Aufgrund der Nebenwirkungen ist das Mittel aber – wie auch Fingolimod, das die Schubrate signifikant senkt – auf hochaktive MS-Fälle oder nach unzureichendem Ansprechen auf Basistherapeutika beschränkt. Alemtuzumab schnitt in Studien gegenüber Interferon sehr gut ab und verringert die Schubrate um bis zu 55 Prozent. Allerdings ist auch dieser monoklonale Antikörper aufgrund seiner Nebenwirkungen auf hochaktive Fälle beschränkt.
Zuletzt wurde Anfang 2018 der B Zell-verarmende monoklonale Antikörper Ocrelizumab in Europa zugelassen, und zwar als bislang einziges Präparat sowohl zur Behandlung der schubförmigen MS, als auch für die progrediente Form der Krankheit.
Folgen Entzündung, Demyelinisierung und Remyelinisierung immer wieder in kurzen Abständen aufeinander, dünnt das die Myelinschicht mit der Zeit aus. Dann ist die Weiterleitung der elektrischen Impulse dauerhaft gestört. Die Entzündungsprozesse schädigen in der Folge direkt das Axon und je nachdem welche Axone betroffen sind, treten unterschiedlichste MS-Symptome auf.
Bei jenen etwa zehn Prozent aller Patienten mit einer primär progredienten MS nehmen die Symptome von Krankheitsbeginn an zu – entweder langsam kontinuierlich oder unregelmäßig, mit Phasen zeitweiser Stabilisierung oder sogar vorübergehender geringer Besserung. Beim sekundär progredienten Verlauf geht die Erkrankung nach anfangs schubförmigem Verlauf in ein kontinuierliches Fortschreiten über. Ein schubförmiger Verlauf kann jederzeit in einen sekundär progredienten übergehen; manchmal schon bald nach dem ersten Auftreten der Erkrankung, manchmal erst nach mehreren Schüben.
Mitoxantron wird für die sekundär progrediente Form und – bei Therapieversagen anderer Mittel – auch noch bei schubförmiger MS eingesetzt. Ein progredient schubförmiger Verlauf spricht unter den progredienten Verläufen am besten auf Therapien an. Mit Ocrelizumab steht bald eine Therapie zur Verfügung, die den Verlauf der primär progredienten MS verlangsamt.
Für sekundär progrediente Verläufe werden neben Mitoxantron Beta-Interferone eingesetzt. Für Interferon-beta-1b zeigte eine große europäische Studie einen verzögernden Effekt auf die Erkrankung. Sprechen andere Therapien nicht an, kann bei aktiven Formen der progredienten MS auch Cyclophosphamid eingesetzt werden. Die Therapie ist allerdings nicht für MS zugelassen, was Ärzten die Verschreibung erschwert und die Kostenerstattung durch die Kassen gefährdet.
Multiple Sklerose
Multiple Sklerose/Encephalomyelitis disseminata/multiple sclerosis
Eine häufige neurologische Krankheit, die vorwiegend im jungen Erwachsenenalter auftritt. Aus noch ungeklärtem Grund greifen körpereigene Zellen die Myelinscheiden der Nervenzellen an und zerstören diese. Das kann im gesamten zentralen Nervensystem geschehen, weshalb zwei verschiedene Multiple-Sklerose-Patienten an ganz unterschiedlichen Symptomen leiden können. Besonders häufig sind Sehstörungen und Taubheitsgefühle in den Gliedmaßen.
Axon
Axon/-/axon
Das Axon ist der Fortsatz der Nervenzelle, der für die Weiterleitung eines Nervenimpulses zur nächsten Zelle zuständig ist. Ein Axon kann sich vielfach verzweigen, und so eine Vielzahl nachgeschalteter Nervenzellen erreichen. Seine Länge kann mehr als einen Meter betragen. Das Axon endet in einer oder mehreren Synapse(n).
Axon
Axon/-/axon
Das Axon ist der Fortsatz der Nervenzelle, der für die Weiterleitung eines Nervenimpulses zur nächsten Zelle zuständig ist. Ein Axon kann sich vielfach verzweigen, und so eine Vielzahl nachgeschalteter Nervenzellen erreichen. Seine Länge kann mehr als einen Meter betragen. Das Axon endet in einer oder mehreren Synapse(n).
Oligodendrozyten als Tankstellen der Daten-Autobahnen
Die Oligodendrozyten bilden zwar zunächst neue Myelinscheiden, im Laufe der Krankheit gelingt ihnen das aber immer schlechter. Neben den Myelinscheiden können nämlich auch die Oligodendrozyten selbst von den Immunzellen angegriffen und zerstört werden. Oligodendrozyten spielen für die Bildung und Aufrechterhaltung einer intakten Myelinhülle eine Schlüsselrolle, sie sind für die „Wartungsarbeiten“ des Myelins verantwortlich. Geht die Entzündung zurück, wird das Myelin wieder aufgebaut, allerdings ist die neue Schicht dann dünner als vorher. Der Mediziner Klaus-Armin Nave vom Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin in Göttingen nennt Oligodendrozyten aufgrund ihrer Versorgungsfunktion für das Axon die „Tankstellen der Daten-Autobahnen“ des Nervensystems.
Ein progredienter Verlauf tritt gemeinhin in einem späteren Lebensalter auf als ein schubförmiger Verlauf. Die Fähigkeit zur Myelinbildung aber nimmt mit dem Alter deutlich ab. Damit verläuft die Behinderungsakkumulation stark altersabhängig.
Beschädigte Axone werden nicht mehr elektrisch isoliert, sie und ihre Nervenzellen sterben ab, diffuse Läsionen der weißen Substanz und ein Rückgang an Hirnmasse und -volumen sind die Folge.
Eine Erklärung liefern Studien, die auf spezifische altersbedingte Veränderungen von Histonen hinweisen. Das sind Eiweiße, die eine wichtige Rolle bei der Verpackung der Erbsubstanz im Zellkern spielen. Durch an die Histone angehängte chemische Signale (Acetylgruppen) wird die „Verpackung“ an bestimmten Stellen gelockert. Dies scheint zu verhindern, dass sich aus den Vorläuferzellen der Oligodendrozyten reife, myelinbildende Oligodendrozyten entwickeln.
Zur Erforschung des Krankheitsgeschehens und zur Erprobung neuer Therapieansätze nutzen Forscher häufig das Modell der experimentellen allergischen Enzephalitis (EAE). Dabei werden Versuchstiere gegen körpereigene Myelinbestandteile geimpft. Das hat zur Folge, dass sich das Immunsystem gegen Myelin und Oligodendrozyten richtet und so die Myelinscheiden zerstört werden.
Auch isolierte autoreaktive T-Lymphozyten von solchermaßen erkrankten Tieren können die Krankheitserscheinungen hervorrufen, wenn sie gesunden Tieren übertragen werden.
Nach Einschätzung von Nave ist die Fokussierung auf das EAE-Modell zu einseitig. Zwar hat es Ähnlichkeit mit der MS, denn auch dort finden sich Zellen, die gegen körpereigene Myelinbestandteile gerichtet sind. Die Frage sei aber, was Henne und was Ei ist. Andere Modelle sind genauso wichtig für das Verständnis. Modelle etwa, bei denen primär neurodegenerative Veränderungen im Axon oder der Gliazelle zu einer sekundären Entzündung führen können. Denn auch diese aktiviert T-Zellen, die dann wiederum Schaden anrichten können.
Die hohe Wirksamkeit B-Zellen verarmender Therapien wie Ocrelizumab haben die Bedeutung von B-Lymphozyten unterstrichen.
Oligodendrozyten
Oligodendrozyten/-/oligodendrocytes
Zellen des Zentralen Nervensystems, die die Myelinscheide um die Nervenzellen bilden und so deren Leitungsgeschwindigkeit erhöhen. Sie gehören zu den Gliazellen.
Myelin
Myelin/-/myelin
Myelin ist eine fetthaltige Substanz, die aus Gliazellen gebildet wird. Sie umhüllt die Axone (lange faserartige Fortsätze) von Nervenzellen und isoliert diese, so dass Nachrichten nicht ungehindert auf benachbarte Nervenzellen übergehen können. Zudem wird so die Signalleitung enorm beschleunigt.
Axon
Axon/-/axon
Das Axon ist der Fortsatz der Nervenzelle, der für die Weiterleitung eines Nervenimpulses zur nächsten Zelle zuständig ist. Ein Axon kann sich vielfach verzweigen, und so eine Vielzahl nachgeschalteter Nervenzellen erreichen. Seine Länge kann mehr als einen Meter betragen. Das Axon endet in einer oder mehreren Synapse(n).
Axon
Axon/-/axon
Das Axon ist der Fortsatz der Nervenzelle, der für die Weiterleitung eines Nervenimpulses zur nächsten Zelle zuständig ist. Ein Axon kann sich vielfach verzweigen, und so eine Vielzahl nachgeschalteter Nervenzellen erreichen. Seine Länge kann mehr als einen Meter betragen. Das Axon endet in einer oder mehreren Synapse(n).
Neuron
Neuron/-/neuron
Das Neuron ist eine Zelle des Körpers, die auf Signalübertragung spezialisiert ist. Sie wird charakterisiert durch den Empfang und die Weiterleitung elektrischer oder chemischer Signale.
Läsion
Läsion/-/lesion
Eine Läsion ist eine Schädigung organischen Gewebes durch Verletzung.
Neurodegeneration
Neurodegeneration/-/neurodegeneration
Sammelbegriff für Krankheiten, in deren Verlauf Nervenzellen sukzessive ihre Struktur oder Funktion verlieren, bis sie teilweise sogar daran zugrunde gehen. Vielfach sind falsch gefaltete Proteine der Auslöser – wie etwa bestimmte Formen der Eiweiße Beta-Amyloid und Tau im Falle von Alzheimer. Bei anderen Krankheiten, beispielsweise bei Parkinson oder Chorea Huntington, werden Proteine innerhalb der Neurone nicht richtig abgebaut. In der Folge lagern sich dort toxische Aggregate ab, was zu den jeweiligen Krankheitserscheinungen führt. Während Chorea Huntington eindeutig genetisch bedingt ist, scheint es bei Parkinson und Alzheimer allenfalls bestimmte Ausprägungsformen von Genen zu geben, welche ihre Entstehung begünstigen. Keine dieser neurodegenerativen Erkrankungen kann bisher geheilt werden.
Gliazellen
Gliazellen/-/glia cells
Gliazellen stellen neben den Neuronen die zweite Gruppe große Gruppe von Zellen im Gehirn. Sie wurden lange Zeit als die inaktiven Elemente des Gehirns, als „Nervenkitt“ bezeichnet. Heute weiss man, dass die verschiedenen Typen von Gliazellen (Astrozyten, Oligodendrozyten und Mikrogliazellen) klar definierte Aufgaben im Nervensystem erfüllen. So reagieren sie z. B. auf Krankheitserreger, spielen eine wichtige Rolle bei der Ernährung der Nervenzellen oder isolieren Nervenfasern. Ihr Anteil im Vergleich zu den Neuronen liegt bei etwas über 50 Prozent.