Wann können wir die (Neuro-)Wissenschaft wieder beim Wort nehmen?
Manche Hirnforscher haben sich übernommen: ihre Versprechungen sind nicht haltbar, ihre Vorstellungen nicht erreichbar. Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Neurone, der Reduktionismus mehr Verkaufsstrategie als Realität. Sagt Stephan Schleim.
Veröffentlicht: 31.12.2014
Niveau: mittel
Die vor gut einem Jahr veröffentlichte Titelstory How Science Goes Wrong, wie die Wissenschaft schief läuft, haben die Redakteure des britischen Economist ausgerechnet mit einem Gehirnbild illustriert. Sind die Neurowissenschaften etwa besonders vom Fehlerteufel geplagt, kommen dort schlechte wissenschaftliche Praktiken öfter vor als in anderen Disziplinen? Ich denke nicht.
Die Entscheidung der EU, mehr als eine Milliarde an Forschungsgeldern für das Human Brain Project verfügbar zu machen, kurz darauf gefolgt von der ähnlich umfangreichen amerikanischen BRAIN Initiative, war jedoch noch in guter Erinnerung. Die Neurowissenschaften sind, wohl stimuliert durch die Dekade des Gehirns (1990−2000) der US-Regierung sowie der Europäischen Kommission, zur neuen Mega-Wissenschaft geworden.
Gehirn Sinnbild der Wissenschaft
Wohl deshalb, weil das ikonische Gehirn nach und nach zum Sinnbild der Wissenschaft wurde, ließen wir so vielen Neuro-Experten so lange Zeit so viele unwissenschaftliche Aussagen durchgehen: Ob PISA-Schock, ob Erziehung, ob Schwerverbrechen, ob Geschlechterunterschiede – jedes Mal traten Neuro-Sachverständige aller Couleur auf den Plan, um die Öffentlichkeit aufzuklären. Ihre Vorträge waren gut besucht, ihre Bücher verkauften sich prächtig und bisweilen bekamen sie sogar ihre eigene Fernsehsendung.
Ein nach wie vor frappierendes Beispiel ist das vor zehn Jahren erschienene Manifest führender Hirnforscher. Bei aller Neuro-Faszination, die mich selbst damals von der Philosophie in die affektive und kognitive Neurowissenschaft gelockt hat, sind den wenigsten Lesern die offenen Widersprüche aufgefallen: Geist und Bewusstsein würden sich restlos naturwissenschaftlich erklären lassen, das sei die vielleicht wichtigste Erkenntnis der modernen Neurowissenschaften; eine Erkenntnis, die diese Damen und Herren Neurowissenschaftler für sich verbuchten, noch lange bevor sich so eine Erklärung des Menschen überhaupt nur am Horizont abzeichnete.
Das widersprüchliche Manifest
An anderer Stelle im Manifest hieß es dann salomonisch, man wisse noch gar nicht, mit welchen Methoden man nach so einer Erklärung suchen solle. Aha. Eine durchschnittliche Philosophiestudentin mit Grundkenntnissen in Logik, Erkenntnis– und Argumentationstheorie hätte den Text also auseinandernehmen und als eine Art Werbeprospekt für ein Forschungsprogramm identifizieren können. Nichtsdestotrotz – oder vielleicht gerade deshalb – diskutieren wir nach zehn Jahren immer noch darüber, obwohl es diesem Programm von Anfang an an inhaltlicher Substanz gefehlt hat.
Viele trieb dabei die Angst vor dem Reduktionismus um: Wenn die Hirnforschung eines Tages alles erklärt, was bleibt denn dann für die Geistes-, Sozial-, Kultur– und Medienwissenschaften übrig? Ich provoziere meine Studierenden noch immer mit der Frage, warum sie, wenn sie doch den Menschen verstehen wollen, bei uns in der Psychologie sitzen und nicht in der Neurowissenschaft nebenan. Eine Antwort darauf ist, dass das Gehirn selbst eben (auch) ein Kulturprodukt ist.
Das Gehirn selbst ist ein Kulturprodukt
Die natürliche Veranlagung etwa zur Sprache nützte uns wenig, würden wir nicht in einer Sprachgemeinschaft aufwachsen; und die Regeln einer solchen Sprachgemeinschaft lassen sich eben nicht (nur) mit den Methoden der Hirnforschung untersuchen. Reduktionismusangst passé. Wer es wissenschaftstheoretischer möchte, der führe sich vor Augen, dass die Erklärungen der Neurowissenschaften in der Regel mechanistische sind und keine reduktionistischen, siehe etwa die Arbeiten Carl Cravers und seiner Kollegen.
Bei der reduktionistischen Erklärung, für die es im Übrigen gar nicht so viele gute Beispiele gibt, wie landläufig gedacht wird, kann eine reduzierende Theorie die reduzierte im Prinzip ersetzen. Bei der mechanistischen greifen aber häufig über verschiedene Ebenen und disziplinäre Grenzen hinweg Erklärungsteile ineinander. Die verschiedenen Ebenen und Disziplinen bleiben dabei aber unabhängig voneinander bestehen.
Ungefährliche und gefährliche Reduktionismen
Als Wolf Singer also 2004 formulierte, dass (neuronale) Verschaltungen uns festlegen, hätten wir reflexartig weiterfragen müssen, was diese Verschaltungen festlegt. Dann wären wir erst gar nicht auf den Neuroreduktionismus hereingefallen. Hinterher ist man freilich immer schlauer. Ich habe selbst bis 2010 gebraucht, als ich die Einführung meines Buchs über die Neurogesellschaft schrieb, um diesen wichtigen Schritt weiter zu denken. Ähnlich lässt sich ein anderes Mantra des Neuroreduktionismus entwaffnen: Ohne Gehirn ist alles nichts. Vielleicht ist das so, es richtet sich natürlich vor allem gegen einen Leib-Seele-Dualismus, aber umgekehrt ist eben auch ohne alles das Gehirn nichts.
Dass der Reduktionismus eher eine publicityträchtige Verkaufsstrategie als eine wissenschaftlich untermauerte Position ist, macht ihn aber nicht weniger gefährlich; im Gegenteil. In Form der Wir-erklären-den-Menschen-Haltung, die uns so häufig bei einigen berühmt gewordenen Hirnforschern begegnet ist, schadet er der Wissenschaft und der Gesellschaft erheblich. In einer Welt, in der schier grenzenloses Selbstbewusstsein und weitreichende Versprechen in Form einflussreicher Publikationen und von Forschungsgeldern belohnt werden, setzen sich nämlich die skrupellosesten Übertreiber durch.
Von der Wissenschaft zur Wissenschaftssoziologie
Heute kommt es schon häufiger bei Master-Studierenden und Doktoranden vor, dass sie Forschungsanträge – zum Beispiel für ihre eigenen zukünftigen Stellen – schreiben und sich so im Wettbewerb um begrenzte Forschungsmittel durchsetzen müssen. Leider wird wie bei Wahlversprechen nur selten am Ende einer Periode kontrolliert, was davon eingehalten wurde. Die vielversprechendsten Kandidatinnen und Kandidaten werden einmal selektiert und haben dann in der Regel einen Freifahrschein für die kommenden Jahre, bis zur nächsten Runde des Wettbewerbsspiels.
Für Kritiker und Zweifler ist dabei keinen Platz. Wer schon nicht voll und ganz selbst von seiner Position überzeugt ist, wie soll der dann andere davon überzeugen? Dabei ist der konsequente Zweifel an allen Ergebnissen, vor allem denjenigen, an denen einem am meisten liegt, doch ein Grundpfeiler der Wissenschaft, wie es etwa in der DFG-Denkschrift zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis so schön heißt.
Für Zweifel bleibt kein Platz
Die Erfahrung, dass einem die herrschende Meinung beim Veröffentlichen der Forschungsarbeit so viele Beschränkungen auferlegt, hat mich in meiner eigenen wissenschaftlichen Ausbildung zutiefst verstört und mich schließlich wieder auf die theoretische Ebene getrieben. Wieso sollte der Verkaufswert einer Interpretation oder der Mainstream so viel mehr zählen als meine eigene, begründete Meinung darüber, welche Interpretation meiner Ergebnisse die Beste ist?
Natürlich sollte man Anfänger vor Fehlern schützen und die Qualität aufrechterhalten; mit diesen edlen Motiven lässt sich aber politische Einflussnahme hervorragend kaschieren. Eine Interpretation ist dann nicht falsch, weil sie wissenschaftlich nicht stimmt, sondern weil sie nicht ins vorhandene Bild passt und damit nicht publizierbar ist; und wer nicht gut genug publiziert, der fliegt aus dem Wissenschaftsbetrieb heraus – so einfach ist das.
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Auch an der Spitze herrschen Zwänge
Ich habe einmal einen der führenden Forscher in meinem damaligen Gebiet an einem der weltbesten Institute näher kennengelernt. Da konnte ich ihn direkt fragen, warum er und seine Kollegen die Daten im neuen Nature-Paper so und nicht anders interpretiert haben. Die Antwort tötete den jungen Wissenschaftler in mir: Die Peer Reviewer, die für die Qualitätskontrolle sorgen sollten, wollten es so. Das war wirklich die ganze Antwort! Die Peer Reviewer wollten es so. Heute weiß ich, dass auch dieser Professor für seine Karriere und den Status seines Instituts publizieren musste. Je höher man aufsteigen will, desto größer werden wahrscheinlich die Systemzwänge.
Diese Systemzwänge zur Aufrechterhaltung der Wahnidee, dass alles kontrollierbar, messbar, vergleichbar ist und als exzellent oder nicht-exzellent klassifiziert werden kann, sind meines Erachtens für die im eingangs zitierten Economist-Artikel beschriebenen Probleme verantwortlich. Wie sollte man sonst begreifen, dass so viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Grundsätze, beispielsweise zur Verwendung statistischer Methoden, brechen, die man ihnen schon im Grundstudium eingebläut hat?
Es gibt auch andere Stimmen abseits des Mainstreams
Jenseits des Mainstreams sind kleine Gruppen wie die von Suparna Choudhury und Jan Slaby lancierte Critical Neuroscience entstanden, die explizit Platz für das Hinterfragen der sozialen und politischen Voraussetzungen von Wissenschaft einräumen. In einem Memorandum für eine Reflexive Neurowissenschaft haben Boris Kotchoubey und Felix Tretter, auch unter meiner Beteiligung, dem reduktionistischen Denken eine systemwissenschaftliche Perspektive entgegengestellt.
Es wird sich zeigen, ob sich solche alternative Ideen langfristig durchsetzen können. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass es eine Idee gibt, die, einmal geboren und in den Köpfen der Menschen angekommen, nicht mehr aussterben wird; und wenn wir uns dieser Idee wieder vollständig bewusst werden, dann werden wir die (Neuro-) Wissenschaft wieder beim Wort nehmen können.
Freiheit!
1) Vor 40 Jahren veröffentlichte Dr. Moody sein Buch ´Life after Life´ (Leben nach dem Tod), in dem er die sogenannten ´Nahtod-Erfahrungen´(NTEs) beschrieb. Das Buch enthält auch eine für die NTEs typische Ablaufstruktur mit mehreren Elementen: Bei NTEs kann man eines oder mehrere dieser Elemente erleben.
- die GGF hat es bis heute nicht geschafft, diese systematische Struktur zu analysieren, obgleich gerade einheitliche Strukturmuster eine Grundlage für wissenschaftliche Arbeit sein können.
2) NTEs werden sowohl vom Menschen erlebt, die zum Erlebniszeitpunkt - a) nachweislich bei bester Gesundheit sind; wie auch von Leuten - b) deren Gesundheit beeinträchtigt ist; bis hin zu ´klinisch tot´. => in der Forschung werden Erlebnisse der Gruppe a) weitgehend ignoriert - indem man sich selektiv nur NTEs der Gruppe b) zuwendet, wird so absichtlich suggeriert, es müsse sich bei NTEs um Sterbeerfahrungen bzw. Halluzinationen des Gehirns handeln.
- Wenn Wissenschaftler aus einer Gesamtmenge von Daten (alle NTEs), ohne hinreichend nachvollziehbare Begründung, eine Teilmenge von Daten (NTEs von a) ) bei ihren Forschungen gezielt ignorieren - um dann mit der Restmenge von Daten (nur NTEs von b) ) eine wissenschaftliche Arbeit zu schreiben; dann gilt dies als Datenmanipulation (= Betrug).
Denn ein absichtlich falscher Forschungsansatz führt zu falschen Schlussfolgerungen: Weil die NTEs von a) und b) identische Strukturen/Inhalte haben - wäre eine Schlussfolgerung; dass bei beiden Gruppen zum Zeitpunkt des Erlebens gleichartige Gehirnzustände vorhanden waren!!! (D.h. das Gehirn arbeitet zum Erlebenszeitpunkt bei beiden Gruppen so, wie es bei gesunden Menschen arbeitet.)
Ignoriert man aber die NTEs der Gruppe a), und betrachtet man NTEs der Gruppe b) ausschließlich mit dem Hintergedanken ´absterbendes Gehirn/Todesangst´ dann kommt man zu der Schlussfolgerung, NTEs wären ein Ergebnis von Sterbevorgängen oder Resultat von Stress. Und genau dies ist der einseitige Forschungsansatz, welcher von der GGF seit 40 Jahren verfolgt wird. Dies können Sie überall in der Literatur nachlesen!
Und damit komme ich zur Glaubwürdigkeit von GGF: Viele wissenschaftliche Arbeiten wurden in diesem Bereich wissenschaftlich korrekt ausgeführt. Aber wenn ein so wichtiger Bereich wie die NTEs einfach ignoriert wird, dann gefährdet dies den Ruf der gesamten Branche. 40 Jahre wissenschaftliches Fehlverhalten und keiner hat es gemerkt!
Warum wäre eine systematische Erforschung der NTEs von Bedeutung?
A) zunächst sollten die oben beschriebenen Fehler (1), 2) ) korrigiert werden - Vorgänge, wie die in 2) beschriebene Datenmanipulation, dürften heute in der Wissenschaft einfach nicht mehr vorkommen oder ignoriert werden!
B) Bisher hat die GGF kein brauchbares Konzept für die Ablaufstrukturen des Denkens entwickelt, mit dem wichtige Fragen allgemein beantwortet werden können. Z.B: Warum sind wir über die Lebenszeit mit uns selbst identisch, obgleich wir uns dauernd verändern? / Wie greift das Gehirn auf gespeichertes Wissen zurück - damit wir auf eine aktuelle Situation schnellstmöglich reagieren können? / Wie reagiert das Gehirn auf neue Reize? / Wer bin Ich, bevor ich ICH bin? - bzw. Wer bin ich als Fetus? / Was ist ein Gedanke? bzw. Wie funktioniert Denken/Kreativität?
Im Rahmen von NTEs kann man selbst bewusst erleben, wie das Gehirn einen einzelnen Reiz systematisch, strukturiert und in hierarchischer Abfolge verarbeitet. D.h. hier hat man durch Analyse von Selbstbeobachtung (Introspektion) die Möglichkeit, die strukturelle Arbeitsweise des Gehirns untersuchen zu können.
Man kann damit ein theoretisches Konzept über die systematische Arbeitsweise des Gehirns erstellen. Dieses Konzept muss dann unbedingt mit Ergebnissen der Gehirnforschung abgeglichen werden, welche auf reproduzierbaren Messungen (z.B. fMRT, EEG) beruhen.
Die obigen Hinweise sollen nur kurz andeuten, dass die GGF mit dem Thema ´NTEs´ ein wissenschaftliches Problem hat, mit dem die eigene Glaubwürdigkeit betroffen ist. Es ist selten, dass man einem Forschungsbereich 40 Jahre wissenschaftliches Fehlverhalten nachweisen kann.
Wenn Sie diesen Text lesen und verstehen können, dann muss die erste Annahme sein, dass Sie lebendig, bei Bewusstsein und geistig nicht verwirrt sind = Normalzustand. Die Annahme, dass NTEs von Menschen erlebt werden, die sich im Erlebniszeitpunkt im ´Normalzustand´ befinden - wurde aber bisher von der GGF nie als Grundlage für ihre Forschung betrachtet. => Dies muss man eindeutig als wissenschaftliches Fehlverhalten bezeichnen, denn NTEs wurden bisher international von verschiedenen Forschergruppen untersucht. Wenn aber ausgerechnet die naheliegendste Annahme nicht betrachtet wird, dann scheint die Qualität der GGF ein grundlegendes Problem zu haben!
Analysiert man die Ablaufstruktur von NTEs, wie sie seit 1975 vorgegeben ist - im Buch ´Leben nach dem Tod´ - mit der Annahme, dass sich die Menschen zum Erlebniszeitraum im ´Normalzustand´ befanden - dann lassen sich NTEs komplett als bewusst erlebbarer Erinnerungsvorgang erklären:
1) NTEs werden durch einen unlogischen/unverständlichen Schlüsselreiz *) gestartet - das Gehirn wendet danach den Fokus seiner Aufmerksamkeit der Verarbeitung dieses Reizes zu. (*) z.B. = der Gedanke ´ich bin tot´ ist unsinnig für einen lebenden Menschen)
2) Dieser Schlüsselreiz wird systematisch und in hierarchischer Abfolge mit Inhalten des episodischen Gedächtnisses verglichen. Diese Inhalte werden dabei RE-AKTIVIERT und somit der bewussten Wahrnehmung zugänglich. (Zusätzlich werden erinnerte Inhalte dabei geändert/verfälscht. Fachbegriff ´zustandsabhängiges Erinnern`: Was wir erinnern hängt immer von zwei Zuständen ab: a) unseren körperlichen, geistigen und emotionalen Fähigkeiten, wenn wir eine Erfahrung machen und im Gedächtnis abspeichern - aber auch von b) unserem körperlichen, intellektuellen und emotionalen Zustand zu dem Zeitpunkt, wenn wir eine Erfahrung re-aktivieren. Dies bedeutet, gespeichertes Wissen kann beim Erinnern neu bewertet bzw. geändert werden)
3) manchmal hat man beim NTE den Eindruck, sich außerhalb des eigenen Körpers zu befinden und auf diesen herabzublicken oder fliegen zu können. Dies scheint eine virtuelle Simulation des Gehirns zu sein, um die aktuelle Situation besser verstehen zu können. (Außerkörperlichkeit ist bereits gut erforscht; Experimente zu body-swap-illusion, rubber-hand-illusion oder zum luciden Traum (mit Flugerfahrungen) liegen massenhaft vor. In ZEIT WISSEN Nr.6/2014 gibt Prof Olaf Blanke ein Interview mit dem aktuellen Wissensstand)
4) ändert sich der Fokus der Aufmerksamkeit, dann ist die NTE vorbei.
NTEs lassen sich komplett als bewusst erlebbarer Erinnerungsvorgang betrachtet - warum dies bisher von der GGF ignoriert wurde, ist nur auf wissenschaftliches Fehlverhalten zurückzuführen. Eine andere Erklärung gibt es nicht.
Wenn bei 2) die Inhalte des episodischen Gedächtnisses systematisch, strukturiert und in Reihenfolge re-aktiviert werden - dann ist dabei erkennbar, dass diese bewussten Erlebnisse mit genau der gleichen Reihenfolge übereinstimmen, wie sich die Sinne beim Menschen ab dem 5. Schwangerschaftsmonat entwickeln: Fühlen(Hautkontakt) > Hören > Sehen.
Bewusste Erlebnisse ab der Fetus-Zeit zu haben, bedeutet, dass eine zentrale Lehrmeinung der GGF eindeutig falsch sein muss: Mit dem Begriff ´infantile Amnesie´ geht man in der GGF bisher davon aus, dass bewusste Erinnerungen aus der Zeit vor dem 4.-2. Lebensjahr nicht möglich sind.
(Bei NTEs ist auch erkennbar, dass die Geräuschwahrnehmung während der Entwicklung des Sehsinnes reduziert wird = Habituation. Prof Charlene Krueger, Uni. Florida, und Prof. Dr. Jan Nijhuis, Maastricht - bestätigten dies bereits mit eigenen Forschungen. Beide sind keine(!) NTE-Forscher).
Ein aktuelles Erklärungsmodell für ´infantile Amnesie´ ist die Idee der Neurogenese im Hippocampus - d.h. sowohl die Idee, wie auch wissenschaftliche Forschungen, welche diese Idee bestätigen, müssen falsch sein. Z.B. DOI: 10.1126/science.1248903 Hippocampal neurogenesis regulates forgetting during adulthood and infancy.
Dieses Beispiel zeigt, dass das Ignorieren von NTEs - bzw. der dabei erkennbaren Ablaufstrukturen - auch zu Fehlern in anderen Forschungsbereichen führt (infantile Amnesie/ hippocampale Neurogenese)
Im weiten Raum des Internets gibt es sicher Foren, in denen Sie sich mit anderen Interessierten über Nahtoderfahrungen und die Forschung dazu austauschen können.
In Ihrem Blog-Beitrag geht es um die Glaubwürdigkeit und Qualität der wissenschaftlichen Gehirnforschung bzw. Neuro-Wissenschaft. Zumindest habe ich Ihren Beitrag so verstanden.
Wenn ich seit Jahren auf wissenschaftliches Fehlverhalten hinweise, dann würde ich von einem Wissenschaftler auch erwarten, dass diese Hinweise irgendwann ernst genommen werden. Es gibt den Begriff ´Gute wissenschaftliche Praxis´ - falls Sie davon schon einmal gehört haben. Nach diesem Ehrenkodex wären Sie verpflichtet, derartigen Hinweisen nachzugehen - und nicht, mir Vorwürfe zu machen, weil ich auf ein Problem in der Forschung hinweise.
Lesen Sie meine Beiträge genau durch - das Thema NTE ist nur der Aufhänger - was ich beschreibe, ist ein massives wissenschaftliches Fehlverhalten.
A) wenn von einer Gesamtmenge gleichartiger Daten, ohne hinzeichend nachvollziehbare Begründung, Teilmengen an Informationen ignoriert/unterdrückt werden, dann gilt dies in anderen Wissenschaftsbereichen als Datenfälschung und wird dort als Betrug gewertet. - Sie aber machen mir Vorwürfe, wenn ich darauf hinweise.
B) Ich gehe in meinem NTE-Erklärungsmodell ausschließlich davon aus, dass sich die Menschen zum Erlebniszeitpunkt im ´Normalzustand´ befunden haben. Aber ausgerechnet diese Annahme spielt in der Forschung keine Rolle. - Sie kennen bestimmt ´Ockhams Rasiermesser´ - demnach sollte man die einfachste Erklärung für ein Phänomen bevorzugen, wenn dies mögich ist. Aber dass ausgerechnet diese einfachste Erklärung seit 40 Jahren ignoriert wird, spricht nicht für die Qualität der GGF
C) Im Rahmen von NTEs kann man selbst bewusst erleben, wie ein einzelner Reiz systematisch und strukturiert verarbeitet wird. Damit werden Erkenntnisse durch Introspektion für die Forschung zugänglich, wie man sie in diesem Umfang und in diesem Zeitfenster sonst nirgendwo erhalten kann. (Für manche NTEs kann man auf Grund äußerer Umstände eine Dauer von 1 Sekunde errechnen - eine fMRT-Messung dauert mindestens 3-6 Sekunden)
Die bei NTEs erkennbare Struktur der Reizverarbeitung sollte allgemeingültig sein. Daher kann sie mit bereits vorhandenem Wissen abgeglichen werden
D) Beim ´Human Brain Project´ wird mit einem Aufwand von ca. einer Milliarde Euro versucht, ein Modell zu entwickeln, mit dessen Hilfe man die Arbeitsweise des Gehirns nachvollziehbar verstehen kann - Das Problem dabei ist: Wenn mit diesem Modell dann die NTEs nicht erklärbar sind, dann ist dieses Modell möglicherweise falsch. (Das Buch ´Leben nach dem Tod´ ist z.B. für 8,99 Euro im Buchhandel erhältlich. )
E) Mein Erklärungsmodell für NTEs ist weltweit das erste und einzige, in dem NTEs ausschließlich als bewusst erlebbarer Erinnerungsvorgang beschrieben werden. Sie können mehr dazu in meinem neuesten Buch ´PFUSCH, BETRUG, Nahtod-Erfahrung´ nachlesen, wenn Sie wollen. In meinem vorherigen Beitrag (Punkte 1 bis 4) finden Sie die Kurzform - Sie brauchen das Buch daher nicht zu kaufen.
Und zum Schluss möchte ich mich noch bei Ihnen für Ihren Hinweis bedanken - dass ich Ihnen mit dem Thema ´NTE´ schon seit Jahren(!) auf die Nerven gehe.
Denn ich betrachte diese meine Beiträge auch als öffentliche Dokumentation:
a) ich dokumentiere damit, dass ich öffentlich darauf hingewiesen habe, dass sich NTEs als bewusst erlebbarer Erinnerungsvorgang beschreiben lassen.
b) ich dokumentiere damit aber auch, wie die Reaktion darauf ist - auf wissenschaftlichen Foren würde ich mir eine sachliche Reaktion erwarten; und nicht den Wunsch, dass ein Thema unterdrückt werden soll.
Mit freundlichem Gruß
Kinseher Richard
Ich habe aber noch nie in meinem Leben, jedenfalls erinnere ich mich nicht daran, über Nahtoderfahrungen geschrieben. Wenn Sie immer und immer wieder in Diskussionen auf dieses Thema kommen, dann nervt das tatsächlich; und nicht nur mich.
Meines Erachtens irren Sie sich, wenn Sie behaupten, ich müsste den von Ihnen konstatierten Fällen wissenschaftlichen Fehlverhaltens nachgehen. In unserer Gesellschaft gibt es Polizei und Staatsanwaltschaft für die Untersuchung von Rechtsbrüchen. Ferner gibt es Institutionen zur Kontrolle von Forschung; meines Wissens hat zum Beispiel jede Universität einen Ombudsmann oder eine Ombudsfrau zur Untersuchung wissenschaftlichen Fehlverhaltens.
Wenn Ihnen konkrete Fälle bekannt sind, wenden Sie sich bitte an die entsprechenden Stellen. Sie schreiben ja auch Bücher, unter anderem, um Ihre Meinung zu vertreten. Das verbietet Ihnen keiner. Das ändert aber nichts daran, dass es hier nicht um Nahtoderfahrungen geht.
P.S. Und nennen Sie mich bitte einfach Herr Schleim. Ich wollte selbst schon das "Prof." neben meinem Namen ausschalten, bin auch nur Assistenzprofessor, doch das ging nicht.
Gehirnforschung/Neurowissenschaften beschäftigen sich damit, zu erforschen, wie Sinnesreize vom Gehirn erfasst, zu Informationen verarbeitet, abgespeichert und wie/warum/wann dieses Wissen wieder reaktiviert wird, bzw. wie damit Körperreaktionen gesteuert werden.
Im Rahmen von NTEs kann man selbst bewusst erleben, wie ein einzelner Reiz systematisch verarbeitet wird - als bewusst erlebbarer Erinnerungsvorgang; wie ich behaupte.
Wenn Gehirnforschung/Neurowissenschaften aber ausgerechnet diese bewusst wahrnehmbare Reizverarbeitung nicht erforschen, dann ist dies ein Fehler. Und auf einen derartigen Fehler hinzuweisen bedeutet, dass an diesem konkreten Beispiel gezeigt werden kann, dass Gehirnforschung/Neurowissenschaften nicht wissenschaftlich korrekt arbeiten und dass somit einige ihrer Erkenntnisse falsch sind - wie ich am Beispiel ´infantile Amnesie´ geschrieben habe.
Wenn man einem Forschungsbereich aber wissenschaftliches Fehlverhalten nachweisen kann, dann müssen diese Forscher ihren Fehler korrigieren oder es ist nicht mehr gerechtfertigt, für derartige Forschungen Gelder aus Steuermitteln auszugeben.
Wenn Sie der Meinung sind, dass systematisch ablaufende, bewusst wahrnehmbare Gehirnaktivitäten ignoriert werden sollten, nur weil irgendwann dafür der Begriff ´NTE´ eingeführt wurde - dann halte ich diese Sichtweise für falsch. Denn Ihre Sichtweise bedeutet nichts anderes, als dass Gehirnforschung/Neurowissenschaften ausgerechnet eine der wichtgsten Gehirnfunktionen, die Reizverarbeitung und Erinnerungsvorgänge, nicht erforschen sollen. Wenn Sie diesen Forschungsbereichen die Zuständigkeit für diese zentralen Forschungsthemen absprechen, dann ist dies Ihre persönliche Sichtweise. Ich bin eindeutig anderer Meinung - deshalb bringe ich den Hinweis auf NTEs immer wieder, wenn es um Gehirn-/Gedächtnisforschung geht.
Und deshalb habe ich auch die obigen Beiträge geschrieben - denn ein 40 jähriges Jubiläum von wissenschaftlichem Fehlverhalten sollte doch einer besonderen Würdigung wert sein.
Ich habe NTEs ausschießlich als bewusst erlebbaren Erinnerungsvorgang beschrieben. (dazu sind kostenlose Texte per Google auffindbar. DOI: 10.105281/zenodo.15455 .15532 bzw. .15525) - wo ich u.a. behaupte, dass als Reaktion auf einen neuen Reiz immer zuerst vergleichbares Wissen aus dem Gedächtnis reaktiviert wird.
Diese Sichtweise wird durch eine neue wissenschaftliche Veröffentlichung bestätigt.
DOI: 10.1038/nrn3950 Interoceptive predictions in the brain
www.sciencedaily.com/releases/2015/06/150602130553.htm
Meine Behauptung - dass OBEs das Ergebnis von Denkprozessen lebendiger Menschen sind - wurde mittlerweile auch schon wissenschaftlich bestätigt. Vollständige OBEs wurden im Gehirnscanner bei lebenden Menschen, bei Bewusstsein, erzeugt.
DOI: 10.1016/j-cub.2015.03.059 Posterior Cingulate Cortex integrates the senses of self-location and body ownership
www.sciencedaily.com/releases/2015/04/150430124107.htm Brain scan reveals out-of-body illusion
Wenn die Wissenschaft so weiter macht, dann bestätigt sie genau das, was ich seit Jahren behaupte: Erkenntnisse, die man seit 40 Jahren hätte haben können!