Frage an das Gehirn

Was ist Intelligenz?

Fragesteller/in: 2tsemester

Veröffentlicht: 09.07.2017

Intelligenz – was ist das eigentlich? Der Begriff ist doch eher schwammig!

Die Antwort der Redaktion lautet:

Detlef H. Rost, Philipps-Universität Marburg: Ganz kurz zusammengefasst ist Intelligenz die Fähigkeit zum (logischen) Denken. Intelligente Menschen sind in der Lage, für sie neue Probleme effektiv und rasch zu lösen und die Lösungsprinzipien und gewonnenen Erkenntnisse auf andere neue Aufgaben zu übertragen – aber auch zu erkennen, wann eine Übertragung nicht möglich ist. Kurz gesagt: Intelligentere profitieren mehr von Erfahrungen als weniger Intelligente. Intelligenz ist also erstens die Fähigkeit zum schnellen und effektiven Problemlösen und zweitens die Fähigkeit, die Erkenntnisse auf andere Situationen zu übertragen.

Intelligenz ist ein verstecktes Merkmal. Mithilfe von speziell für Intelligenztests entwickelten Aufgaben kann man Rückschlüsse darauf ziehen. Es gibt viele verschiedene Intelligenztests, die sich darin unterscheiden, welche Facetten von Intelligenz sie messen und wie sie diese gewichten und zusammenfassen – z.B. logisches Denken oder Raumvorstellung oder Wahrnehmungsgeschwindigkeit oder verbales Verständnis. Diese Facetten hängen alle miteinander positiv zusammen. Deswegen kann man aus ihnen so etwas Ähnliches wie eine Summe bilden. Diese Summe ist dann ein Indikator für die breite kognitive Leistungsfähigkeit und somit für die generelle Intelligenz.

Der Intelligenzquotient (IQ) misst lediglich die „relative“ Intelligenz – er quantifiziert, wie weit die kognitive Leistungsfähigkeit einer Person vom Mittelwert der jeweils relevanten Vergleichsgruppe entfernt ist. Wenn ein Kind sich zeitweise langsamer als seine Altersgenossen entwickelt, kann sein IQ sinken, obwohl seine „absolute“ Intelligenz über die Jahre dennoch steigt. Wenn also jemand im Alter von 10 Jahren einen IQ von 115 hat und mit 15 Jahren einen von 100, dann ist seine Denkfähigkeit nicht schlechter geworden. Seine Denkfähigkeit hat sich nur langsamer entwickelt als die derjenigen, die mit 10 Jahren den gleichen IQ hatten.

Ständig werden neue “Intelligenzen” ge- und erfunden – z.B. „soziale Intelligenz“ oder „emotionale Intelligenz“ oder „existenzielle“ oder „naturalistische“ bis hin zur „sexuellen“ Intelligenz. Im Internet finden sich Bücher zu mehreren Dutzend verschiedenen „Intelligenzen“. Das ist – wissenschaftlich gesehen – nicht seriös. Es ist nicht sinnvoll, für jede Leistung, sei sie kognitiv, sozial, emotional oder körperlich, eine eigenständige, neue „Intelligenz“ zu postulieren. Es ist das bestgesichertste Ergebnis der rund hundertjährigen Intelligenzforschung, dass – zumindest bei Gesunden – alle intellektuellen Leistungen positiv miteinander zusammenhängen. Es gibt natürlich Ausnahmen, z.B. bei so genannten Savants. Darunter versteht man Menschen mit Inselbegabungen, die auf einem sehr engen Gebiet exzellente Leistungen zeigen, aber in vielen anderen Bereichen oft weit unterdurchschnittlich leistungsfähig sind. Der Film Rain Man hat solch einen Fall thematisiert. Das sind aber sehr seltene Sonderfälle. Weit herausragende, erstaunliche Leistungen auf nur einem extrem engen Gebiet würde man nicht unter normaler Intelligenz fassen.

Intelligenzunterschiede zwischen Menschen sind in unserer Gesellschaft bei jungen Kindern zu etwa 30 Prozent genetisch bedingt, bei 30-Jährigen etwa zu 50 Prozent, bei älteren Menschen bis zu 70 und bei ganz alten sogar bis zu 80 Prozent. Kurzfristige systematische Trainingsprogramme haben keine langfristige positive Auswirkung auf die Intelligenz. Es gibt weltweit nur ein wirklich nachhaltiges Intelligenz-Trainingsprogramm, und das ist die Schule. Ungefähr 75 Prozent unseres Zuwachses an kognitiver Leistungsfähigkeit geht auf den Einfluss der Schule zurück. Das heißt, dass nur rund 25 Prozent des Zuwachses an Denkfähigkeit durch Umgebungseinflüsse bewirkt werden. Das liegt daran, dass in der Schule in vielen sehr unterschiedlichen Bereichen (Mathematik, Deutsch, Fremdsprache, Chemie, Physik, Geschichte, Musik usw.) trainiert wird, pro Tag mehrere Stunden, an fünf bis sechs Tagen pro Woche, von unterschiedlichen Trainern (Lehrkräften) angeleitet, und das viele, viele Jahre lang. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Verkürzung der Schule um ein Jahr kritisch zu sehen. Es macht unsere Jugend einfach ein bisschen dümmer.

Bei jüngeren Kindern kann man Intelligenz nachhaltig fördern, wenn man sehr viel mit ihnen spricht, ihnen vorliest und sich viel erzählen lässt, also im Alltagsleben eine hohe sprachliche Kommunikation realisiert. Das ist wirklich nachhaltig wirksam und kostet nichts. Die Gesprächspartner müssen allerdings Erwachsene mit einer differenzierten Sprache sein.

aufgezeichnet von Nora Schultz

Intelligenz

Intelligenz/-/intelligence

Sammelbegriff für die kognitive Leistungsfähigkeit des Menschen. Dem britischen Psychologen Charles Spearman zufolge sind kognitive Leistungen, die Menschen auf unterschiedlichen Gebieten erbringen, mit einem Generalfaktor (g-​Faktor) der Intelligenz korreliert. Demnach lasse sich die Intelligenz durch einen einzigen Wert ausdrücken. Hierzu hat u.a. der US-​Amerikaner Howard Gardner ein Gegenkonzept entwickelt, die „Theorie der multiplen Intelligenzen“. Dieser Theorie zufolge entfaltet sich die Intelligenz unabhängig voneinander auf folgenden acht Gebieten: sprachlich-​linguistisch, logisch-​mathematisch, musikalisch-​rhythmisch, bildlich-​räumlich, körperlich-​kinästhetisch, naturalistisch, intrapersonal und interpersonal.

Intelligenzquotient

Intelligenzquotient (IQ)/-/intelligence quotient

Kenngröße, die das intellektuelle Leistungsvermögen eines Menschen ausdrücken soll. Entsprechende Tests zur Ermittlung der Intelligenz gehen mit dem Konzept einher, dass ein allgemeiner Generalfaktor der Intelligenz existiert, der in der Bevölkerung normal verteilt ist. Die ersten IQ-​Tests wurden Anfang des 20. Jahrhunderts von Alfred Binet entwickelt, der damit das relative Intelligenzalter von Schulkindern bestimmen wollte. Seiner Definition zufolge bezeichnet der IQ den Quotienten aus Intelligenzalter und Lebensalter multipliziert mit 100. Dies ist demnach auch der durchschnittliche IQ eines Menschen. 95 Prozent der Bevölkerung liegen mit ihren IQ-​Werten zwischen 70 und 130. Erreicht jemand einen Wert unter 70, spricht man von Intelligenzminderung, während ein Ergebnis jenseits der 130 als Hochbegabung gilt.

Intelligenzquotient

Intelligenzquotient (IQ)/-/intelligence quotient

Kenngröße, die das intellektuelle Leistungsvermögen eines Menschen ausdrücken soll. Entsprechende Tests zur Ermittlung der Intelligenz gehen mit dem Konzept einher, dass ein allgemeiner Generalfaktor der Intelligenz existiert, der in der Bevölkerung normal verteilt ist. Die ersten IQ-​Tests wurden Anfang des 20. Jahrhunderts von Alfred Binet entwickelt, der damit das relative Intelligenzalter von Schulkindern bestimmen wollte. Seiner Definition zufolge bezeichnet der IQ den Quotienten aus Intelligenzalter und Lebensalter multipliziert mit 100. Dies ist demnach auch der durchschnittliche IQ eines Menschen. 95 Prozent der Bevölkerung liegen mit ihren IQ-​Werten zwischen 70 und 130. Erreicht jemand einen Wert unter 70, spricht man von Intelligenzminderung, während ein Ergebnis jenseits der 130 als Hochbegabung gilt.

Emotionen

Emotionen/-/emotions

Unter „Emotionen“ verstehen Neurowissenschaftler psychische Prozesse, die durch äußere Reize ausgelöst werden und eine Handlungsbereitschaft zur Folge haben. Emotionen entstehen im limbischen System, einem stammesgeschichtlich alten Teil des Gehirns. Der Psychologe Paul Ekman hat sechs kulturübergreifende Basisemotionen definiert, die sich in charakteristischen Gesichtsausdrücken widerspiegeln: Freude, Ärger, Angst, Überraschung, Trauer und Ekel.

Gen

Gen/-/gene

Informationseinheit auf der DNA. Den Kernbestandteil eines Gens übersetzen darauf spezialisierte Enzyme in so genannte Ribonukleinsäure (RNA). Während manche Ribonukleinsäuren selbst wichtige Funktionen in der Zelle ausführen, geben andere die Reihenfolge vor, in der die Zelle einzelne Aminosäuren zu einem bestimmten Protein zusammenbauen soll. Das Gen liefert also den Code für dieses Protein. Zusätzlich gehören zu einem Gen noch regulatorische Elemente auf der DNA, die sicherstellen, dass das Gen genau dann abgelesen wird, wenn die Zelle oder der Organismus dessen Produkt auch wirklich benötigen.

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