Hängen romantische Präferenzen mit dem Alter zusammen?

Adaptiert nach Laura Botzet et al., Human Nature, DOI: 10.1007/s12110-023-09460-4; lizensiert nach CC BY 4.0
Globale Verteilung der heterosexuellen Frauen (n = 17 245), die in die Studie einbezogen wurden.

Forschungsteam untersucht Zusammenhänge in großer internationaler Stichprobe von Frauen

Quelle: Georg-August-Universität Göttingen

Veröffentlicht: 11.12.2023

Wie stellen sich Frauen den Partner oder die Partnerin ihrer Träume vor? Und verändern sich die romantischen Präferenzen mit dem Alter? Das hat ein Forschungsteam unter der Leitung von Forschenden der Universität Göttingen anhand einer großen internationalen Stichprobe untersucht. Die Studie zeigt, dass heterosexuelle Frauen mit höherem Alter vermehrt einen selbstbewussten und durchsetzungsfähigen Partner bevorzugen. Ihr Alter steht zudem im Zusammenhang mit der beim Partner erwünschten Absicht Kinder zu bekommen und aufzuziehen: Bis zum Alter von 28 Jahren ist es den Frauen konstant wichtig, dass ihr Partner Vater sein oder werden möchte. Danach nimmt die Bedeutung ab. In einem Punkt stimmen heterosexuelle, bisexuelle und lesbische Frauen der Studie nach überein: Ältere Frauen akzeptieren eine größere Altersspanne – besonders einen Menschen, der jünger ist als sie selbst. Viele Vorlieben weisen dagegen, unabhängig von der sexuellen Orientierung, keine Altersunterschiede auf. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Human Nature veröffentlicht.
 
Auf der Suche nach Zusammenhängen zwischen Alter und Liebe haben die Forschenden der Universität Göttingen, der Indiana University und der Queen‘s University Belfast in Kooperation mit der FemTech-App CLUE mit einem Online-Fragebogen mehr als 20.000 Single-Frauen im Alter von 18 bis 67 Jahren aus fast 150 Ländern erreicht. Neben heterosexuellen Frauen wurden dabei auch zwei in der psychologischen Forschung oft vernachlässigte Gruppen berücksichtigt: bisexuelle und lesbische Frauen. Die Befragten sollten bewerten, wie wichtig ihnen beim Partner oder bei der Partnerin Attribute wie Attraktivität, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, finanzielle Sicherheit und Erfolg sowie Bildung und Intelligenz sind. Sie sollten auch angeben, wie jung und wie alt der Mensch ihrer Träume sein darf.
 
Der Studie nach sind die meisten Attribute für Frauen unabhängig vom Alter gleich wichtig – einschließlich dem Wunsch nach einer freundlichen und unterstützenden Person. Sie deckt aber auch Zusammenhänge zwischen Alter und romantischen Präferenzen auf. „Besonders interessant ist für uns, dass bei heterosexuellen Frauen bis zum Alter von 28 Jahren die Wichtigkeit, dass der ideale Partner Vater sein oder werden möchte, gleichermaßen hoch bleibt, danach aber abnimmt“, erklärt Laura Botzet von der Abteilung für Biologische Persönlichkeitspsychologie der Universität Göttingen. Sowohl evolutionäre Theorien als auch psychologische Forschung zur „biologischen Uhr“ hätten eine spätere Abnahme vermuten lassen, nämlich zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr, wenn die Frauen auf das Ende ihrer reproduktiven Phase zusteuern. Die Forschenden vermuten, dass der frühere Rückgang mit veränderten Lebensplänen einhergeht, wobei jüngere Frauen ihre Familienziele neu bewerten und ältere Frauen, die schon Kinder haben, anderen Aspekten ihrer Beziehung Vorrang geben. Bei bisexuellen und lesbischen Frauen ist das Muster der Studie zufolge weniger eindeutig. Das deutet möglicherweise darauf hin, dass sich die Einstellungen zu eigenen Kindern zwischen den Gruppen unterscheiden.
 
Botzet kommt zu dem Schluss: „Es zeigt sich, dass die Liebe nicht völlig alterslos ist; sie ist nuanciert. Das Alter einer Frau hängt mit romantischen Präferenzen zusammen, etwa für einen Menschen mit einem bestimmten Alter oder einer stärkeren Absicht, Kinder zu bekommen. Diese Erkenntnisse sind spannend, denn sie stellen herkömmliche Ideen darüber in Frage, wie sich Frauen ihren idealen Partner oder ihre ideale Partnerin vorstellen.“

Intelligenz

Intelligenz/-/intelligence

Sammelbegriff für die kognitive Leistungsfähigkeit des Menschen. Dem britischen Psychologen Charles Spearman zufolge sind kognitive Leistungen, die Menschen auf unterschiedlichen Gebieten erbringen, mit einem Generalfaktor (g-​Faktor) der Intelligenz korreliert. Demnach lasse sich die Intelligenz durch einen einzigen Wert ausdrücken. Hierzu hat u.a. der US-​Amerikaner Howard Gardner ein Gegenkonzept entwickelt, die „Theorie der multiplen Intelligenzen“. Dieser Theorie zufolge entfaltet sich die Intelligenz unabhängig voneinander auf folgenden acht Gebieten: sprachlich-​linguistisch, logisch-​mathematisch, musikalisch-​rhythmisch, bildlich-​räumlich, körperlich-​kinästhetisch, naturalistisch, intrapersonal und interpersonal.

Originalpublikation

Botzet, L.J. et al. (2023). The Link Between Age and Partner Preferences in a Large, International Sample of Single Women. Human Nature. DOI: 10.1007/s12110-023-09460-4

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