Trügerische Wahrnehmung
Einmal aus erster Hand erklärt zu bekommen, wie ein Magier seine Zuschauer hinters Licht führt – davon träumt wohl jeder, der der Faszination der Zauberkunst erlegen ist. Leider widerspricht das dem eisernen Ethos der Zunft: Tricks werden nicht an Außenstehende verraten! Doch als Thomas Fraps erfuhr, dass es um die Fehlbarkeit der menschlichen Wahrnehmung gehen sollte, machte er eine Ausnahme und traf sich mit Arvid Leyh zum Video-Interview.
Denn Zauberkünstler wie Fraps wissen instinktiv: Was wir wahrnehmen, erscheint uns zwar als Wirklichkeit, tatsächlich ist das Bild der Welt in unserem Kopf aber keineswegs eine Kopie der Realität. Stattdessen ist es subjektiv, lückenhaft, trügerisch und zerbrechlich.
Wie aber kommt das Außen überhaupt in unser Denkorgan? Indem das Gehirn Informationen von den Sinnessystemen aufnimmt, auswählt, verarbeitet und interpretiert – nicht ohne auch Emotionen und Erfahrungen einzubeziehen. Klingt kompliziert – und das ist es auch. Wie dieser Prozess genau abläuft, gibt der Hirnforschung noch viele Rätsel auf.
Auf der Suche nach Antworten sind Wahrnehmungs-Störungen, optische Illusionen und andere Sinnestäuschungen für Neurowissenschaftler ein wichtiges Instrument. Getreu dem Motto: Aus Fehlern lernt man am besten.
Trügerische Welt im Kopf - eine Einführung
Wahrnehmung
Wahrnehmung/Perceptio/perception
Der Begriff beschreibt den komplexen Prozess der Informationsgewinnung und –verarbeitung von Reizen aus der Umwelt sowie von inneren Zuständen eines Lebewesens. Das Gehirn kombiniert die Informationen, die teils bewusst und teils unbewusst wahrgenommen werden, zu einem subjektiv sinnvollen Gesamteindruck. Wenn die Daten, die es von den Sinnesorganen erhält, hierfür nicht ausreichen, ergänzt es diese mit Erfahrungswerten. Dies kann zu Fehlinterpretationen führen und erklärt, warum wir optischen Täuschungen erliegen oder auf Zaubertricks hereinfallen.
Emotionen
Emotionen/-/emotions
Unter „Emotionen“ verstehen Neurowissenschaftler psychische Prozesse, die durch äußere Reize ausgelöst werden und eine Handlungsbereitschaft zur Folge haben. Emotionen entstehen im limbischen System, einem stammesgeschichtlich alten Teil des Gehirns. Der Psychologe Paul Ekman hat sechs kulturübergreifende Basisemotionen definiert, die sich in charakteristischen Gesichtsausdrücken widerspiegeln: Freude, Ärger, Angst, Überraschung, Trauer und Ekel.