Glossar
Von A wie Acetylcholin bis Z wie Zonulafasern - im Glossar finden sich wichtige Begriffe rund um das Gehirn. Mit einer kurzen Erklärung und der Möglichkeit, sich alle Inhalte anzeigen zu lassen, die mit dem ausgewählten Begriff zu tun haben - von Texten, über Glossareinträge, Forschungsgruppen bis hin zu Videos und Animationen aus der Mediathek.
Acetylcholin
Acetylcholin ist einer der wichtigsten Neurotransmitter, also der Botenstoffe im Gehirn. Es ist unter anderem verantwortlich für die Muskelkontraktion, da es die Übertragung zwischen Nerv und Muskel an den sogenannten neuromuskulären Endplatten vermittelt. Es war der erste der chemischen Botenstoffe, der entdeckt wurde – 1921, am Herzen eines Frosches durch Otto Loewi.
Acetylsalicylsäure
Pharmazeutischer Wirkstoff gegen Schmerz, Fieber und Entzündung – bekanntestes Schmerzmittel mit diesem Wirkstoff ist Aspirin.
Adaptation
Zweistufiger Prozess der Anpassung des Auges an die Helligkeit der Umgebung. Im ersten Schritt verändert sich durch den Pupillenreflex die Größe der Pupille, wodurch die Menge des einfallenden Lichts reguliert wird. Im zweiten Schritt ändert sich die Empfindlichkeit der Fotorezeptoren. Dieser Prozess kann bis zu 40 Minuten dauern.
Adenohypophyse
Die Adenohypophyse ist eine Drüse und wird auch als „Hypophysenvorderlappen“ bezeichnet. Die Adenohypophyse gibt ihre Hormone direkt in das Blut ab, sie ist also endokrin. Zusammen mit der Neurohypophyse, die ein Hirnabschnitt ist bildet sie die Hypophyse. Die beiden Systeme sind über eine Kontaktfläche eng miteinander verknüpft.
Adrenalin
Gehört neben Dopamin und Noradrenalin zu den Catecholaminen. Adrenalin ist das klassische Stresshormon. Es wird im Nebennierenmark produziert und bewirkt eine Steigerung der Herzfrequenz sowie der Stärke des Herzschlags und bereitet so den Körper auf erhöhte Belastung vor. Im Gehirn wirkt Adrenalin auch als Neurotransmitter (Botenstoff), hier bindet es an sogenannte Adenorezeptoren.
Afferenz
Als Afferenz werden zuführende Nervenfasern bezeichnet. Afferente Nervenfasern übermitteln sensorische Information aus der Peripherie – zum Beispiel Reize der Haut – zum zentralen Nervensystem. Das Gegenteil ist Efferenz.
Agnosie
Agnosie leitet sich ab vom lateinischen: „Nicht wissen“. Es handelt sich um eine Störung des Erkennens, ohne Defizite in der sensorischen Aufnahme. Die Agnosie ist meist sehr spezifisch, wie z.B. die Prospagnosie, die Unfähigkeit eine Person an ihrem Gesicht zu erkennen.
Agonist
Aufgrund des Schlüssel-Schloss-Prinzips können Transmitter (Botenstoffe) jeweils nur an bestimmte Rezeptoren binden. Ein Agonist ist diesem Transmitter jedoch chemisch so ähnlich, dass er ebenfalls an diesen Rezeptor binden kann und so eine identische Antwort auslöst.
Akkommodation
Veränderung der Dicke der Linse des Auges durch die Zilliarmuskeln. Durch diesen Anpassungsprozess erhöht sich die Brechkraft der Linse, wodurch Objekte in unterschiedlichen Entfernungen scharf gesehen werden können.
Aktionspotenzial
In erregbaren Zellen (z. B. Neuronen oder Muskelzellen) findet man sehr schnelle Änderungen des elektrischen Potenzials über der Zellmembran. Dieses Ereignis ist die Grundlage für die Informationsleitung entlang des Axons der Nervenzelle. Das Aktionspotenzial setzt sich entlang der Zellmembran fort und entsteht nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip nur dann, wenn die Zelle ausreichend stark erregt wurde.
Alles-oder-Nichts-Prinzip
Nach diesem Prinzip wird ein elektrisches Potential in der Zelle nur ausgelöst, wenn ein bestimmter Schwellwert an Reizintensität überschritten wurde. Die Antwort findet entweder ganz statt oder gar nicht.
Allocortex
Eine stammesgeschichtlich alte Region des Cortex (Großhirnrinde), die im Gegensatz zum Isocortex nicht sechs, sondern weniger Zellschichten aufweist – im Hippocampus zum Beispiel nur drei. Der Allocortex wird unterteilt in Paleo– und Archicortex.
Alpha-Hirnwellen
Entsprechend ihrer Frequenz unterscheiden Neurowissenschaftler unterschiedliche Arten von Hirnwellen. Alphawellen schwingen im mittleren Frequenzbereich zwischen ca. 8 und 12 Hertz. Sie treten z. B. im entspannten Wachzustand auf, etwa wenn Probanden müde sind oder die Augen geschlossen haben und tagträumen. Im Gehirn entstehen sie vor allem im Parietallappen.
Amakrinzellen
Die Amakrinzellen sind Interneuroner der Netzhaut. Sie liegen zwischen Fotorezeptoren und Bipolarzellen einerseits und den Ganglienzellen andererseits. Der Name wurde von Ramón y Cajal geprägt und bedeutet „ohne Axon“.
Amboss
Das mittlere der drei Gehörknöchelchen des Mittelohres überträgt die Vibration vom Hammer zum Steigbügel.
Amnesie
Eine Form der Gedächtnisstörung, die das Gedächtnis für Fakten und Ereignisse betrifft. Das unbewusste Gedächtnis für zum Beispiel senso-motorische Fertigkeiten wie Auto– oder Fahrradfahren bleibt erhalten.
Ampakine
Eine Gruppe von Wirkstoffen, die die Aufmerksamkeitsspanne vergrößern, das Gedächtnis verbessern und das Lernen erleichtern – neudeutsch als „Neuroenhancer“ bezeichnet. Ihre vermutete Wirkung beruht auf einer leichteren Übertragung an Synapsen, die Glutamat benutzen.
Amygdala
Ein wichtiges Kerngebiet im Temporallappen, welches mit Emotionen in Verbindung gebracht wird: es bewertet den emotionalen Gehalt einer Situation und reagiert besonders auf Bedrohung. In diesem Zusammenhang wird sie auch durch Schmerzreize aktiviert und spielt eine wichtige Rolle in der emotionalen Bewertung sensorischer Reize. Die Amygdala – zu Deutsch Mandelkern – wird zum limbischen System gezählt.
Anosognosie
Wörtlich bedeutet der Begriff aus dem Griechischen das „Nicht-Erkennen“ der eigenen neurologischen Krankheit – beispielsweise einer Halbseitenlähmung oder Taubheit. Die Patienten konfabulieren (erfinden) stattdessen Gründe für die Störung oder leugnen die Krankheit völlig. Die Anosognosie kommt meist nach rechtsseitigen Schädigungen primär im somatosensorischen Cortex vor und bildet sich meist nach wenigen Monaten zurück.
Antagonist
Aufgrund des Schlüssel-Schloss-Prinzips können Transmitter (Botenstoffe) jeweils nur an bestimmte Rezeptoren binden. Ein Antagonist kann diesem Transmitter so ähnlich sein, dass er an diesen Rezeptor binden kann. Er verhindert so, dass der eigentliche Transmitter den Rezeptor aktivieren und so wirksam werden kann. Weiterhin gibt es Antagonisten, die nicht direkt am Rezeptor binden, jedoch das „Schloss“, also den Rezeptor so verändern, dass der Schlüssel nicht mehr passt.
Anteriorer cingulärer Cortex
Der vordere Bereich des cingulären Cortex (Gyrus cinguli oder cingulärer Gyrus) spielt nicht nur bei autonomen Funktionen wie Blutdruck und Herzschlag eine Rolle, sondern auch bei rationalen Vorgängen wie der Entscheidungsfindung. Zudem ist dieser Hirnbereich in emotionale Prozesse involviert, beispielweise in die Kontrolle von Impulsen. Anatomisch zeichnet sich der anteriore cinguläre Cortex (ACC) dadurch aus, dass er eine große Zahl von Spindelneuronen besitzt. Diese speziellen Nervenzellen haben eine lange, spindelförmige Struktur und wurden bisher nur bei Primaten, einigen Wal– und Delfinarten sowie bei Elefanten gefunden. Spindelneurone tragen zu der Fähigkeit dieser Arten bei, komplexe Probleme zu lösen.
Anterograde Amnesie
Eine Form der Gedächtnisstörung, bei der die Bildung eines Neugedächtnisses – also der Speicherung neuer Informationen – ab dem Zeitpunkt der Schädigung nicht mehr möglich ist. Erinnerungen aus der Zeit davor können nach wie vor abgerufen werden. Betroffene vergessen meist auch ihre Vergesslichkeit.
Apraxie
Schwierigkeit, eine zielgerichtete Bewegung auszuführen, wie das Greifen eines Glases oder das Schneiden mit der Schere. Betroffen sind auch die Sprache oder die Mimik. Ursache ist nicht Muskelschwäche oder Lähmung, sondern die Schädigung eines oder mehrerer Hirnareale z.B als Folge eines Schlaganfalls.
Arbeitsgedächtnis
Eine Form des Kurzzeitgedächtnisses. Es beinhaltet gerade aufgenommene Informationen und die Gedanken darüber, also Gedächtnisinhalte aus dem Langzeitgedächtnis, die mit den neuen Informationen in Verbindung gebracht werden. Das Konzept beinhaltet nach Alan Baddeley eine zentrale Exekutive, eine phonologische Schleife und ein visuell-räumliches Notizbuch.
Archicortex
Eine entwicklungsgeschichtlich alte Struktur des Großhirns, die im Gegensatz zum Isocortex dreischichtig aufgebaut ist. Zum Archicortex gehören Hippocampus, Gyrus cinguli und die Regio enthorinalis.
Area F5
Ein Teil des ventralen prämotorischen Cortex, der sich im Stirnlappen des Säugetierhirns befindet. Die Nervenzellen in dieser Hirnregion steuern zielgerechte Bewegungen von Mund und Händen. Der Area F5 kommt zudem historische Bedeutung zu: Hier stießen Forscher bei Makaken zum ersten Mal auf Spiegelneurone – jene Nervenzellen im Gehirn von Primaten, die genauso feuern, wenn ihre Besitzer eine Handlung beobachten, wie wenn sie diese selbst durchführen.
Area praepiriformis
Die Area praepiriformis im Temporallappen gilt als primäre Riechrinde. Sie enthält unter anderem Eingänge aus dem Riechkolben.
Asomatognosie
Asomatognosie bedeutet wörtlich ein „Nichtwissen“ um den eigenen Körper. Der Begriff bezeichnet den Verlust der Wahrnehmung oder des Gefühls der Zugehörigkeit eigener Körperteile. Eine Asomatognosie entsteht meist durch eine Schädigung des rechten Parietallappens, entsprechend ist meist die linke Körperseite betroffen.
Assoziationscortex
Teil des Großhirns (Neocortex), der nicht den primären und sekundären Arealen für sensorische Verarbeitung und Motorik zugeordnet wird. Er ist Mittelpunkt eines Thalamocortical und cortico-corticalen Netzwerks und ist funktionell nicht eindeutig abgrenzbar.
Astrozyt
Astrozyten sind die größten unter den Gliazellen. Zu ihren Aufgaben gehören z.B. die Immunabwehr (auch Blut-Hirn-Schranke) oder die Wiederaufnahme ausgeschütteter Neurotransmitter (Botenstoffen im Gehirn).
Ataxie
Ein medizinischer Überbegriff für die Störung oder den Verlust der Bewegungskoordination. Bei einer Zielataxie beispielsweise kann ein gezielter Griff zu einem Gegenstand langsam, verwackelt oder zu schnell erfolgen. Ataxien können Folge von Läsionen oder Degeneration sein.
Auditorischer Cortex
Der auditorische Cortex ist ein Teil des Temporallappens, der mit der Verarbeitung akustischer Signale befasst ist. Er unterteilt sich in primäre und sekundäre Hörrinde.
Aufmerksamkeit
Aufmerksamkeit dient uns als Werkzeug, innere und äußere Reize bewusst wahrzunehmen. Dies gelingt uns, indem wir unsere mentalen Ressourcen auf eine begrenzte Anzahl von Bewusstseinsinhalten konzentrieren. Während manche Stimuli automatisch unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen, können wir andere kontrolliert auswählen. Unbewusst verarbeitet das Gehirn immer auch Reize, die gerade nicht im Zentrum unserer Aufmerksamkeit stehen.
Auge
Das Auge ist das Sinnesorgan zur Wahrnehmung von Lichtreizen – von elektromagnetischer Strahlung eines bestimmten Frequenzbereiches. Das für den Menschen sichtbare Licht liegt im Bereich zwischen 380 und 780 Nanometer.
Augenhäute
Die Augenhäute bilden die Wand des Augapfels. Sie lassen sich grob in drei Bereiche einteilen: die äußere Augenhaut mit Hornhaut und Lederhaut, die mittlere Augenhaut mit Iris, Aderhaut und Ziliarkörper, sowie die innere Augenhaut mit dem photorezeptiven und dem blinden Teil der Retina.
Äußere Haarzelle
Äußere und innere Haarzellen sind Sinneszellen für akustische Signale im Corti-Organ. An ihrer Spitze haben sie haarähnliche Fortsätze, die Stereozilien, die untereinander und mit der Tektorialmembran verbunden sind. Die drei Reihen der äußeren Haarzellen filtern die akustischen Signale und wirken als so genannter Cochleärer Verstärker: Ohne sie wäre unsere Hörsensitivität um etwa 50 dB schlechter.
Autismus
Gravierende Entwicklungsstörung, die sich oft in reduzierten sozialen Fähigkeiten, verminderter Kommunikation und stereotypem Verhalten ausdrückt.
Autonomes Nervensystem
Der Teil des Nervensystems, der die Vitalfunktionen – wie Atmung, Herzschlag, Blutdruck – steuert. Unterteilt wird das autonome Nervensystem in einen sympathischen, anregenden, und einen parasympathischen, entspannenden Bereich.
Axon
Das Axon ist der Fortsatz der Nervenzelle, der für die Weiterleitung eines Nervenimpulses zur nächsten Zelle zuständig ist. Ein Axon kann sich vielfach verzweigen, und so eine Vielzahl nachgeschalteter Nervenzellen erreichen. Seine Länge kann mehr als einen Meter betragen. Das Axon endet in einer oder mehreren Synapse(n).
Basalganglien
Basalganglien sind eine Gruppe subcorticaler Kerne (unterhalb der Großhirnrinde gelegen) im Telencephalon. Zu den Basalganglien zählen der Globus pallidus und das Striatum, manche Autoren schließen weitere Strukturen mit ein, wie z. B. das Claustrum. Die Basalganglien werden primär mit der Willkürmotorik in Verbindung gebracht.
Basilarmembran
Die Basilarmembran durchzieht die Cochlea auf einer Länge von ca 34 mm. Sie ist gespannt wie die Saite einer Geige, wobei ihre Elastizität direkt hinter dem ovalen Fenster am geringsten ist und im Verlauf um den Faktor 100 zunimmt. Eingehende Schallfrequenzen versetzen sie in Schwingung. Diese Bewegung wird am Corti-Organ aufgegriffen und in Nervenimpulse umgewandelt.
Basisemotionen
Einige Forscher sind der Meinung, dass alle Emotionen sich aus einigen wenigen Basisemotionen zusammensetzen lassen. Diese werden auch als Primäremotionen bezeichnet. Hierzu zählen Furcht, Wut, Freude, Trauer, Vertrauen, Ekel, Überraschung und Neugierde. Primäremotionen treten infolge eines Ereignisses sehr rasch auf. Ebeno rasch können sie wieder verschwinden und komplexeren Sekundäremotionen Platz machen.
Belastungsstörung
Als Belastungsstörung wird in der Psychologie die pathologische Reaktion auf dauerhaften oder kurzfristig sehr hohen Stress bezeichnet. Unterschieden werden die akute Belastungsstörung – oft als Nervenzusammenbruch bezeichnet – und die posttraumatische Belastungsstörung nach einem traumatischen Erlebnis. Sie kann noch lange Zeit nach dem eigentlichen Stressereignis schwerwiegende Folgen haben.
Beta-Amyloid
Ein Peptid, das aus 36 bis 42 Aminosäuren besteht und als Hauptbestandteil seniler Plaques für die Entstehung von Alzheimer verantwortlich gemacht wird. Ausgangsprodukt ist das Amyloid-Vorläuferprotein (APP). Bestimmte Enzyme in der Zellmembran zerschneiden das Vorläuferprotein in Peptide verschiedener Größe. In senilen Plaques findet man Amyloide aus 40 und aus 42 Aminosäuren, wobei zumindest in der Petrischale das 42 Aminosäuren lange Produkt besonders schnell Aggregate bildet. Die normale Funktion von Beta-Amyloid ist noch nicht abschließend geklärt.
Beta-Wellen
Elektrische Aktivität des Gehirns (Hirnströme) gemessen an der Kopfoberfläche oder mittels implantierter Elektroden im Gehirn selbst. Liegt der Frequenzbereich der gemessenen Aktivität zwischen 13 und 30 Hz nennt man diese Beta-Wellen. Sie werden mit normalen Wachzuständen in Verbindung gebracht.
Betzsche Riesenzellen
Die Betz´schen Riesenzellen sind Pyramidenzellen in der motorischen Rinde. Sie besitzen die stärksten und längsten Axone und erreichen einen Durchmesser von 100 µm, wodurch sie die größten Zellen der Großhirnrinde darstellen. Mit ihren stark myelinisierten Axonen bilden sie einen wesentlichen Teil der Pyramidenbahn, in der sich Steuerungsvorgänge der Bewegung wiederfinden.
Biomarker
In der Medizin versteht man unter einem Biomarker eine Substanz, die Hinweise auf den physiologischen Zustand eines Organismus gibt. Biomarker können entweder im Körper selbst entstehen oder chemische Verbindungen beschreiben, die Ärzte dem Körper zuführen, um an ihrem Schicksal bestimmte physiologische Funktionen zu testen. In Bezug auf die Alzheimer-Krankheit sind mehrere Indikatoren als mögliche Biomarker im Gespräch. Hierbei handelt es sich beispielsweise um die Konzentration an löslichem Amyloid-Vorläuferprotein im Blut sowie um die Aktivität des Enzyms, welches das Vorläuferprotein so zerschneidet, dass hieraus das plaquebildende Beta-Amyloid hervorgeht. Oft werden auch krankheitsbezogene Veränderungen, die mit bildgebenden Verfahren nachgewiesen werden, als Biomarker bezeichnet. So kann man zum Beispiel den Abbau von Gehirngewebe im MRT erkennen.
Bipolarzellen
Die Bipolarzelle ist ein bipolares Neuron, also ein Neuron mit einem Axon und einem Dendriten das in der mittleren Schicht der Netzhaut liegt. Es übermittelt die sensorische Information von den Photorezeptoren zu den Ganglienzellen.
Bitterrezeptoren
Eine von fünf verschiedenen Gruppen von Sensoren, die darauf spezialisiert sind, eine bestimmte Geschmacksqualität wahrzunehmen. Die Sinneszellen, in denen die Geschmacksrezeptoren ihren Dienst tun, befinden sich in den Geschmacksknopsen auf der Zunge sowie in den umgebenden Schleimhäuten. Bitterrezeptoren gehören zur Familie der G-Protein-gekoppelten Rezeptoren. Eine einzige Zelle kann mehrere unterschiedliche Bitterrezeptoren enthalten. Folglich antwortet sie auf verschiedene Bitterstoffe mit demselben Signal. Dies macht es für uns unmöglich, einzelne Bitterstoffe geschmacklich auseinanderzuhalten.
Blinder Fleck
Eine blinde Stelle der visuellen Wahrnehmung, bedingt durch die Anatomie des Auges: Da an der Papille der Sehnerv das Auge verlässt, sind dort keine Fotorezeptoren – und es kann keine Wahrnehmung entstehen. Dieser blinde Fleck wird nicht bewusst wahrgenommen.
Blut-Hirn-Schranke
Eine selektiv durchlässige Membran, die von den Zellen in den Wänden der kapillaren Blutgefäße im Gehirn gebildet wird. Sie verhindert das Eindringen von Schadstoffen über das Blut, erlaubt jedoch den Übergang von Nährstoffen aus dem Blut ins Gehirn.
Bogengänge
Die Bogengänge sind drei untereinander verbundene, flüssigkeitsgefüllte Schläuche, die nahezu rechtwinklig zueinander stehen und zum Gleichgewichtsorgan gehören. Sie dienen der Registrierung von Winkelbeschleunigungen.
Brain-Computer-Interface
Eine direkte Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer. Es gibt verschiedene Entwicklungsansätze von Gehirn-Computer-Schnittstellen: invasive – über eine Elektrode im Gehirn – genauso wie nicht-invasive – über EEG. Sie erlauben zum Beispiel Locked-in-Patienten wieder zu kommunizieren. Auch die Steuerung von Arm– oder Beinprothesen über periphere Nerven ist ein Anwendungsgebiet.
Broca-Areal
Ein Areal des präfrontalen Cortex (Großhirnrinde) der dominanten Hemisphäre, das maßgeblich an der motorischen Erzeugung von Sprache beteiligt ist. Erstmals beschrieben von dem französischen Neurologen Paul Pierre Broca im Jahr 1861.
Brodmann-Areal
Der Neuroanatom Korbinian Brodmann teilte bereits 1909 die Großhirnrinde (Cortex) in unterschiedliche Felder ein. Dabei ging er nach histologischen Kritierien vor – er unterschied diese Felder auf Grund ihres Zellaufbaues. Später zeigte sich, dass dieser unterschiedliche Aufbau des Cortex oft mit unterschiedlichen Spezialisierungen einher geht.
Bulbus olfactorius
Vorgelagerter Teil des Gehirns, der die Informationen der Riechnerven nach einer ersten Verarbeitung über den Tractus olfactorius zum Riechhirn leitet.
Caenorhabditis elegans
Der Fadenwurm Caenorhabditis elegans ist ein bekannter und beliebter Modellorganismus der Genetik. Das liegt nicht zuletzt daran, dass jedes ausgewachsene Tier genau 1031 Zellkerne besitzt und sein Nervensystem aus immer genau 302 Nervenzellen besteht. Er ist nur gut einen Millimeter lang und lebt in gemäßigten Zonen im Boden.
cAMP
Das zyklische Adenosinmonophosphat ist ein zweiter Bote, ein second Messenger in der intrazellulären Signalweiterleitung. Es dient insbesondere der Aktivierung von Proteinkinasen. Diese lösen eine Aktivierung von Enzymen und Genen aus.
Cannon-Bard-Theorie
Eine Emotionstheorie von Walter Cannon und Philip Bard aus dem Jahr 1927/1928, die – im Gegensatz zur James-Lange-Theorie von 1884/85– davon ausgeht, dass Emotionen eine rein zentralnervöse Ursache haben, also nur im Gehirn entstehen. Sie wird auch als „Theorie der zentralen neuralen Prozesse“ bezeichnet.
Capgras-Syndrom
Wahrnehmungsstörung, in der nahestehende Verwandte – z. B. Eltern oder Kinder – als „nicht echt“ erlebt werden. Die Patienten nehmen oft an, sie seien durch Doppelgänger oder Roboter ersetzt worden.
Cerebellum
Das Cerebellum (Kleinhirn) ist ein wichtiger Teil des Gehirns, an der Hinterseite des Hirnstamms und unterhalb des Okzipitallappens gelegen. Es besteht aus zwei Kleinhirnhemisphären, die vom Kleinhirncortex (Kleinhirnrinde) bedeckt werden und spielt unter anderem eine wichtige Rolle bei automatisierten motorischen Prozessen.
Cerebrospinalflüssigkeit
Eine klare Flüssigkeit, die das Ventrikelsystem füllt, sowie das Gehirn im Schädel umspült und so vor Stößen schützt. Drei– bis fünfmal täglich werden die 100 bis 160 ml Flüssigkeit erneuert. Bestimmte Krankheiten spiegeln sich in der Zusammensetzung der Cerebrospinalflüssigkeit wieder.
CGRP
Die Abkürzung steht für Calcitonin gene-Related peptide. Sie bezeichnet einen Botenstoff des Nervensystems, der aus 37 Aminosäuren besteht. CGRP wird sowohl im Zentral– als auch im peripheren Nervensystem gebildet. Das Peptid erweitert die Blutgefäße. Migränepatienten haben oft erhöhte CGRP-Werte. Für andere Krankheiten, etwa für Durchblutungsstörungen oder die koronale Herzkrankheit, ist CGRP als möglicher Arzneimittel-Wirkstoff im Gespräch.
Change blindness
Die Veränderungsblindheit ist ein Phänomen der visuellen Wahrnehmung, nach dem Veränderungen in der Umwelt nicht wahrgenommen werden – z. B. die neue Frisur der Gemahlin. Es handelt sich dabei um ein Problem der Aufmerksamkeit, das auch durch Ablenkung oder anderweitig gerichtete Konzentration entstehen kann.
Chemorezeptor
Rezeptor des Gewebes, der auf chemische Reize reagiert z. B. Geschmacks– oder Geruchsrezeptoren. Chemorezeptoren kommen auch in den inneren Organen vor, zum Beispiel im Darm und der Leber.
Chiasma opticum
Das Chiasma opticum ist eine kreuzförmige Verbindung zwischen den Sehnerven, an der jeweils 50% der Sehnervenfasern die Seite wechseln.
cholinerg
Cholinerge Neurone setzen bei der Reizweiterleitung Acetylcholin (wichtiger Botenstoff im Gehirn) frei.
Chorea Huntington
Bei der Chorea Huntington handelt es sich um eine Erbkrankheit, die sich im Gehirn manifestiert. Bis heute ist sie nicht heilbar, obwohl Wissenschaftler ihre molekularen Ursachen relativ gut verstanden haben. So enthält das Huntington-Gen der Betroffenen bis zu 200 zusätzliche Kopien eines bestimmten Basentripletts (Dreiergruppe von Basen). Dies veranlasst die Zellen dazu, ein fehlerhaftes Protein herzustellen, welches in erster Linie im Striatum des Gehirns Ablagerungen bildet. Dies führt zur Beeinträchtigung der Funktionen, an denen das Striatum beteiligt ist. Hierzu gehören vor allem die Steuerung der Muskulatur, aber auch grundlegende mentale Prozesse.
Cingulärer Cortex
Ein Bestandteil des präfrontalen Cortex, der sich auf der Stirnseite des Gehirns befindet. Wie ein halber Donut windet sich der cinguläre Cortex um den Balken. Funktionell gehört er zum limbischen System, das triebgesteuerte Verhaltensweisen reguliert.
Cochlea
Die Cochlea (Hörschnecke) ist der Teil des Innenohres, in dem sich das Cortische Organ befindet, welches für die Umwandlung akustischer Signale in Nervenimpulse zuständig ist.
Cochleariskerne
Diese Kerne an der dorsolateralen Seite des Hirnstammes werden vom Hörnerv innerviert und bilden eine Schaltstelle für Informationen des auditiven Systems. Die efferenten Neurone der Cochleariskerne leiten die auditiven Informationen weiter zu nachgeschalteten Schaltstellen im Hirnstamm, zum Beispiel in die Colliculie inferiores, die „unteren Hügelchen“.
Colliculus inferior
Zwei hinten liegende Erhebungen des Mittelhirndaches werden als untere Hügelchen bezeichnet. Gemeinsam mit den oberen Hügelchen (Colliculi superiores) bilden sie die Vierhügelplatte. An den unteren Hügelchen laufen Impulse verschiedener Nuclei des unteren Hirnstammes zusammen. Zusätzlich kommen hier Signale aus dem auditiven Cortex an. Dies macht die Colliculi inferiores zu einer wichtigen Koordinationsstelle von auditorischer Information.
Colliculus superior
Das obere Hügelpaar der Vierhügelplatte des Mittelhirns (Tectum) wird auch im Plural als Colliculi superiores bezeichnet. Sie bilden eine Schaltstelle im optischen System für Reflexbewegungen der Augen und für Pupillenreflexe.
Cornu ammonis
Hirnabschnitt im Großhirn, und zwar das vordere Ende des Hippocampus, auch als Rindenband bekannt. Das Cornu Ammonis wird in die Felder CA1 bis CA4 unterteilt. Den Namen verdankt es seiner Form: Es erinnert an das Horn eines Ammonschafes.
Corpora mamillaria
Zwei Strukturen des hinteren Thalamus (größter Teil des Zwischenhirns). Auf Grund ihrer Ähnlichkeit zur weiblichen Brust auch Brustkörperchen genannt. Sie liegen am Vorderende der Fornix (Hirngewölbe) und werden dem limbischen System zugeschrieben.
Corpus callosum
Als größte Kommissur (Verbindung im Gehirn) verbindet das Corpus callosum (Balken) die beiden Großhirnhemisphären. Es besteht aus 250 Millionen Nervenfasern und dient dem Informationsaustausch.
Corpus geniculatum laterale
Das Corpus geniculatum laterale (seitlicher Kniehöcker) ist derjenige Abschnitt des Thalamus (größter Teil des Zwischenhirns), in dem rund 90% der Axone des Sehnervs enden. Es zeigt eine charakteristische Schichtung in sechs Zelllagen, getrennt von den eingehenden Fasern der Sehnerven. Die Nervenzellen des Corpus geniculatum laterale senden ihre Fortsätze zur Sehrinde. Gemeinsam mit dem Corpus geniculatum mediale bildet es den Metathalamus.
Corpus geniculatum mediale
Das Corpus geniculatum mediale (medialer Kniehöcker) ist ein Kerngebiet des Thalamus (größter Teil des Zwischenhirns). Als zentrale Umschaltstelle der Hörbahn leitet es die Impulse des Colliculus inferior auf die Hörstrahlung. Gemeinsam mit dem Corpus geniculatum laterale bildet es den Metathalamus.
Cortex
Der Cortex cerebri, kurz Cortex genannt, bezeichnet die äußerste Schicht des Großhirns. Sie ist 2,5 mm bis 5 mm dick und reich an Nervenzellen. Die Großhirnrinde ist stark gefaltet, vergleichbar einem Taschentuch in einem Becher. So entstehen zahlreiche Windungen (Gyri), Spalten (Fissurae) und Furchen (Sulci). Ausgefaltet beträgt die Oberfläche des Cortex ca 1.800 cm2.
Corti-Organ
Das Corti-Organ ist Teil der Cochlea (Hörschnecke) des Innenohrs. Hier werden die Schallwellen von Haarsinneszellen aufgenommen und in Nervenimpulse umgewandelt.
Corticale Zellschichten
Das Corti-Organ ist Teil der Cochlea (Hörschnecke) des Innenohrs. Hier werden die Schallwellen von Haarsinneszellen aufgenommen und in Nervenimpulse umgewandelt.
Cortisol
Ein Hormon der Nebennierenrinde, das vor allem ein wichtiges Stresshormon darstellt. Es gehört in die Gruppe der Glucocorticoide und beeinflusst im Körper den Kohlenhydrat– und Eiweißstoffwechsel.
CREB
Ein Transkriptionsfaktor im Zellkern, an den c-AMP binden kann. Das CREB beeinflusst die Aktivität von Genen und kann so die Kommunikation zwischen zwei Zellen verbessern. Dies ist eine zelluläre Grundlage für Lernprozesse.
Deklaratives Gedächtnis
Das deklarative Gedächtnis ist eine Form des Langzeitgedächtnisses. Basierend auf den Inhalten werden zwei Arten unterschieden. Das episodische Gedächtnis – also die Geschichten unseres Lebens – und das semantische Gedächtnis, also das Faktenwissen. Beiden gemeinsam ist, dass die jeweiligen Inhalte in Worte gefasst, also beschrieben werden können.
Demenz
Demenz ist ein erworbenes Defizit kognitiver, aber auch sozialer, motorischer und emotionaler Fähigkeiten. Die bekannteste Form ist Alzheimer. „De mentia“ bedeutet auf Deutsch „ohne Geist“.
Dendrit
Baumartig verzweigter Bereich der Nervenzellen, dessen Fortsätze eine Art Antennenfunktion für die Aufnahme elektrischer Impulse von anderen Zellen haben.
Dendrititsche Dornen
Pilz– oder knopfförmige Ausstülpungen auf Dendriten, an deren Spitze sich meist eine Synapse befindet, die der Ort der Kommunikation zwischen zwei Nervenzellen ist. Durch die Dornen erhöht sich die Oberfläche von Dendriten, die somit Platz für weitere Synapsen haben. Sie spielen eine wichtige Rolle in der synaptischen Plastizität. Die dentritische Dornen können an– und abschwellen, je nach Aktivierung.
Depolarisation
Die Abnahme des Membranpotenzials (Richtung 0 mV) aus dem Ruhepotenzial, welches zwischen dem Inneren der Zelle und dem Außenraum gemessen wird und eine Differenz von –70 mV aufweist.
Depression
Phasenhaft auftretende psychische Erkrankung, deren Hauptsymptome die traurige Verstimmung sowie der Verlust von Freude, Antrieb und Interesse sind.
Dermatom
Beschreibt ein Areal der Haut, das mit genau einem Spinalnerv (ein aus dem Rückenmark entspringender Nerv) verbunden ist.
Diencephalon
Zum Diencephalon (Zwischenhirn) gehören unter anderem der Thalamus und der Hypothalamus. Gemeinsam mit dem Großhirn bildet es das Vorderhirn. Im Diencephalon finden sich Zentren für Sensorik, Emotion und zur Steuerung lebenswichtiger Funktionen wie Hunger und Durst.
Diffusions-Tensor-Bildgebung
Die Diffusions-Tensor-Bildgebung ist eine Form der Magnetresonanztomografie. Mit ihrer Hilfe können Forscher und Mediziner darstellen, wie sich Wasser über die Zeit im Raum verteilt, und so beispielsweise Nervenbahnen im Gehirn rekonstruieren. Bestimmte Veränderungen, wie sie etwa infolge eines Schlaganfalls entstehen, lassen sich mit Diffusions-Tensor-Bildgebung besser erkennen als mit klassischer Magnetresonanztomografie.
Dopamin
Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff des zentralen Nervensystems, der in die Gruppe der Catecholamine gehört. Es spielt eine Rolle bei Motorik, Motivation, Emotion und kognitiven Prozessen. Störungen in der Funktion dieses Transmitters spielen eine Rolle bei vielen Erkrankungen des Gehirns, wie Schizophrenie, Depression, Parkinsonsche Krankheit, oder Substanzabhängigkeit.
dorsal
Die Lagebezeichnung dorsal bedeutet „zum Rücken hin“ gelegen. Im Bezug auf das Nervensystem handelt es sich um eine Richtung senkrecht zur neuralen Achse, also nach oben zum Kopf oder nach hinten.
Bei Tieren ohne aufrechten Gang ist die Bezeichnung einfacher, dort bedeutet sie immer zum Rücken hin. Durch den aufrechten Gang des Menschen knickt das Gehirn im Bezug auf das Rückenmark ab, wodurch dorsal zu „oben“ wird.
Dorsolateraler PFC
Der dorsolaterale präfrontale Cortex ist der oben (dorsal) und seitlich (lateral) gelegene Teil des Stirnlappens. Er ist an der Planung und Regulation komplexer motorischer sowie intellektueller Handlungen beteiligt. Dazu scheint laut einem Experiment auch die Lüge zu gehören. Diese und weitere Fähigkeiten reguliert der dorsolaterale PFC in Abstimmung mit vielen weiteren Hirnbereichen, mit denen er eng verknüpft ist.
Duchenne-Lächeln
Die Art von Lächeln, bei dem sich nicht nur die Mundwinkel nach oben ziehen, sondern auch die Augenringmuskeln für Lachfalten sorgen. Es gilt als das einzig echte, unverstellte Lächeln. Benannt nach dem gleichnamigen französischen Physiologen.
Dura mater
Äußere bindegewebige Gehirn– und Rückenmarkshaut.
Dysdiadochokinese
Unter Dysdiadochokinese verstehen Mediziner die Einschränkung der Fähigkeit, rasch aufeinanderfolgende Bewegungen auszuführen. Die Störung geht meist mit Läsionen in Kleinhirn oder Frontallappen einher – Hirnregionen, welche die Feinmotorik steuern. Ausgelöst werden derartige Läsionen häufig durch einen Schlaganfall.
EEG
Bei dem Elektroencephalogramm, kurz EEG handelt es sich um eine Aufzeichnung der elektrischen Aktivität des Gehirns (Hirnströme). Die Hirnströme werden an der Kopfoberfläche oder mittels implantierter Elektroden im Gehirn selbst gemessen. Die Zeitauflösung liegt im Millisekundenbereich, die räumliche Auflösung ist hingegen sehr schlecht. Entdecker der elektrischen Hirnwellen bzw. des EEG ist der Neurologe Hans Berger (1873−1941) aus Jena.
Efferenz
Ein Axon (langer, faserartiger Fortsatz von Nervenzellen), welches Signale vom zentralen Nervensystem weg in periphere Bereiche leitet, wie das zum Beispiel bei der Motorik der Fall ist, wird efferent genannt. Das Gegenteil ist Afferenz.
Eidetisches Gedächtnis
Der Begriff eidetisches Gedächtnis bezeichnet das Phänomen eines nahezu perfekten visuellen Gedächtnisses. Manchmal wird auch der Begriff »fotografisches« Gedächtnis verwendet. Das Phänomen ist sehr selten, wissenschaftlich jedoch nicht klar definiert.
Einfache Zelle
Eine orientierungsensitive Zelle im primären visuellen Cortex (Großhirnrinde), deren rezeptives Feld sich nach ON und OFF Subfeldern aufteilt. Reagiert beispielsweise stark auf Linien einer bestimmten Orientierung.
Eiweißsynthese
Der Prozess, bei dem Zellen Informationseinheiten auf der DNA in Funktionsträger in Form von Proteinen – also Eiweißen – übersetzen. Dem zentralen Dogma der Molekularbiologie zufolge besteht dieser Vorgang aus zwei Phasen: Während der Transkription wird ein Abschnitt des Erbmaterials in Ribonukleinsäure umgeschrieben. Diese gibt der Zelle die Reihenfolge vor, in welcher sie einzelne Aminosäuren zu einem Protein zusammenbauen soll. Das geschieht im Zuge der Translation. Manche Eiweiße müssen nach der Translation noch zusammengefaltet oder auf andere Weise modifiziert werden, bevor sie als Strukturprotein oder als Enzym einsatzfähig sind.
Elektrokrampftherapie
Ein Therapieverfahren, das bei schweren psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Schizophrenie eingesetzt wird. Die Elektrokrampftherapie (EKT) – umgangssprachlich auch als „Elektroschocktherapie“ bezeichnet –, wurde in den 1930er Jahren entwickelt. Während der Behandlung entsteht im Gehirn unter kontrollierten Bedingungen ein Krampf, der geschädigte Neuronen dazu anregen soll, sich zu regenerieren und neu zu organisieren. Wirksamkeit und Nutzen der EKT sind umstritten, werden in den letzten Jahren aber zunehmend bestätigt. Heute wird die Anwendung nur noch unter Narkose durchgeführt.
Elektrooculogramm
Das Elektrooculogramm ist eine Aufzeichnung des elektrischen Potentials der Augen. Es wird von Elektroden gemessen, welche auf der Haut rund um das Auge platziert sind. Eine Methode zur Verfolgung von Augenbewegungen.
Embodied Cognition
Ein Begriff der Kognitionswissenschaft, nach dem Körperzustände auf den Geist zurückwirken. Embodied Cognition kann übersetzt werden mit „leiblich verankerte Kognition“ oder „verkörperlichtes Denken“. Geist, Körper und Umwelt werden als Teile eines dynamischen Systems verstanden, in dem kognitive Prozesse als komplexe Interaktionen zwischen den Komponenten ablaufen. So kann z.B. Gestikulieren die mathematischen Fähigkeiten unterstützen.
Emotionen
Unter „Emotionen“ verstehen Neurowissenschaftler psychische Prozesse, die durch äußere Reize ausgelöst werden und eine Handlungsbereitschaft zur Folge haben. Emotionen entstehen im limbischen System, einem stammesgeschichtlich alten Teil des Gehirns. Der Psychologe Paul Ekman hat sechs kulturübergreifende Basisemotionen definiert, die sich in charakteristischen Gesichtsausdrücken widerspiegeln: Freude, Ärger, Angst, Überraschung, Trauer und Ekel.
Emotionstheorie
Emotionen stellen die Forschung auch heute noch vor viele Fragen: Gibt es primäre und sekundäre Emotionen? Gibt es globale Emotionen? Gibt es Zusammenhänge zwischen einzelnen Emotionen? Auf Fragen wie diese suchen unterschiedliche Emotionstheorien Antworten.
Empathie
Der Begriff „Empathie“ geht auf das altgriechische Wort für „Leidenschaft“ zurück. Heute versteht man unter Empathie das Vermögen, sich in andere hineinzuversetzen und deren Gefühle, Gedanken und Handlungsweisen nachzuvollziehen. Die physiologische Basis dafür sehen viele Neurowissenschaftler in den Spiegelneuronen: Nervenzellen, die beim Beobachten einer Handlung ebenso aktiv sind wie bei deren Ausführung.
Endknöpfchen
Das Ende eines Axons (langer, faserartiger Fortsatz) einer Nervenzelle wird als Endknöpfchen bezeichnet, sofern es präsynaptischer Teil einer Synapse ist. Das Endknöpfchen ist eine kugelförmige Verdickung in dessen Innerem sich Vesikel (Bläschen) befinden, die Neurotransmitter (chemische Botenstoffe des Gehirns) speichern.
Endorphine
Abkürzung für endogene Morphine, also für Morphine, die vom Körper selbst gebildet werden. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Unterdrückung und Linderung von Schmerzen. Auch an Euphorie (Hochgefühl) sind sie beteiligt.
Engramm
Ein Engramm, auch als Gedächtnisspur bezeichnet, ist eine neuronale Entsprechung von Gedächtnisinhalten. Es wird vermutet, dass Lernprozesse auf strukturellen Veränderungen in synaptischen Verbindung von Neuronen beruhen.
Epigenetik
Mit dem Begriff „Epigenetik“ fassen Biologen alle Prozesse zusammen, die das Erscheinungsbild eines Organismus über die Regulation von Genaktivitäten beeinflussen, ohne dass die Abfolge der DNA-Bausteine verändert wird. Dies geschieht beispielsweise dadurch, dass die Zelle bestimmte Abschnitte der Erbsubstanz chemisch modifiziert und sie auf diese Weise dauerhaft oder vorübergehend stilllegt. So haben Frauen zwar in jeder Körperzelle zwei X-Chromosomen vorliegen; jeweils eines davon ist aber so fest verpackt, dass es nicht in Aktion tritt.
Epiphyse
Die Epiphyse (Zirbeldrüse) ist ein unpaariger Bestandteil des Epithalamus (Teil des Zwischenhirns). Es handelt sich um eine Drüse, die Melatonin ausschüttet. Über die Epiphyse wird unter anderem die „innere Uhr“ gesteuert.
Episodisches Gedächtnis
Das episodische Gedächtnis ist eine Form des deklarativen Langzeitgedächtnisses. Es beinhaltet die eigene Biographie, also wichtige Erlebnisse und Erfahrungen der Vergangenheit inklusive ihrer Verortung in Raum und Zeit.
Epithalamus
Ein hinter dem Thalamus (größter Teil des Zwischenhirns) gelegener Teil des Diencephalons (Zwischenhirn). Zu ihm gehören unter anderem die Habenulae und die Epiphyse.
Erregungsschwelle
Damit am Dendriten des Empfänger-Neurons ein Aktionspotenzial ausgelöst werden kann, muss die Spannung zwischen Zellinnerem und — äußerem einen Schwellwert von –50 mV übersteigen. Dies ist die Erregungsschwelle. Bleibt die Spannung darunter, wird kein Potenzial ausgelöst.
Exekutive Funktionen
Die Hirnforschung beschreibt mit dem Begriff Exekutive Funktionen die „höheren“ mentalen Fähigkeiten von Lebewesen. Dazu gehören zum Beispiel die gezielte Aufmerksamkeit, die Planung von Handlungen, Fehlerkorrektur, Entscheidung, Impulskontrolle und emotionale Regulation.
Extinktion
Bei der Extinktion wird ein Reiz mehrfach im selben Kontext präsentiert, bis eine Gewöhnung, d.h. eine Habituation, eingetreten ist. Vgl. auch die klassische Konditionierung. Beispielsweise lernt eine Schnecke, dass eine bestimmte Berührung nicht bedrohlich ist. Diese Desensibilisierung schlägt sich auch auf Ebene der Synapsen nieder.
Extrapyramidales System
Als extrapyramidales System wird eine Reihe von Strukturen des Gehirns bezeichnet, die maßgeblich an der Beeinflussung der Motorik beteiligt sind, jedoch nicht zur Pyramidenbahn gehören. Es besteht aus multisynaptischen Neuronenketten. Zum extrapyramidalem System zählen zahlreiche Kerne wie das Striatum, Caudatum, Pallidum, Nucleus ruber und die Substantia nigra.
exzitatorisch
Als exzitatorisch werden erregende Synapsen bezeichnet, die die nachfolgende Zellmembran depolarisieren und so zur Bildung eines Aktionspotenzials führen können. Eine exzitatorische Wirkung wird meist über einen erregenden Transmitter (Botenstoff), wie z.B. Glutamat, erzeugt. Das Gegenteil ist eine inhibitorische, hemmende Synapse.
Farbenblindheit
Die Unfähigkeit, Farben wahrzunehmen. Stattdessen sehen die Betroffenen nur Helligkeit. Ursache kann z.B. eine erbliche Zapfenblindheit oder eine Netzhauterkrankung sein, aber auch eine Schädigung der optischen Nerven oder visueller Assoziationsareale.
Farbkonstanz
Ein Korrekturmechanismus, der die relativ konstante Anmutung der Farbe eines Objekts bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen gewährleistet. So erscheint das Rot einer Rose morgens wie abends gleich, obwohl sich das Licht je nach Tageszeit und Wetterlage ändert.
Farbton
Eine der Wahrnehmungsdimensionen von Farbe: die dominante Wellenlänge.
Fehlattribution
Als Fehlattribution bezeichnet man eine falsche Ursachenzuschreibung zwischen körperlichem Erleben und kognitiver Bewertung. Im Versuch von Dutton und Aron (1974) wurden männliche Personen in eine riskante Situation gebracht, was eine starke körperliche Erregung hervorrief. Am Ende des Experiments wurden die Männer von einer attraktiven Frau interviewt. Zwei Drittel der Versuchspersonen riefen später bei der Dame an – sie hatten ihre Erregung durch das Risiko mit einer romantischen Regung fehlattribuiert.
Fissur
Durch die starke Faltung des Cortex (Großhirnrinde) entstehen Fissuren – vom lateinischen: Furchen. Diese Furchen lassen sich zur Beschreibung einzelner Hirnstrukturen nutzen, so trennt beispielsweise die Fissura sylvii den Schläfen– vom Frontallappen.
Formatio reticularis
Die Formatio reticularis ist ein Netzwerk von über 100 einzelnen Kernen im Hirnstamm. Sie hat vielfältige Aufgaben, ist beispielsweise zuständig für die Integration motorischer, sensorischer und vegetativer Prozesse sowie für den Rhythmus von Wachen und Schlafen.
Fornix
Der Fornix ist eine Nervenbahn aus ca. 12 Mio. Fasern, die Hippocampus (eine der evolutionär ältesten Strukturen im Gehirn) und Subiculum mit dem Septum und den Mammillarkörpern verbindet.
Fotopigment
Fotopigmente sind lichtempfindliche Moleküle in den Rezeptoren der Netzhaut. Durch Einfall von Photonen (den Teilchen des Lichts) zerfällt das Fotopigment und löst so eine Kaskade diverser Prozesse aus. Auf diese Weise wird Licht in einen Nervenimpuls umgewandelt. Die drei Zapfentypen des Auges verfügen genauso wie die Stäbchen über je eine eigene Art.
Fotorezeptoren
Fotorezeptoren sind die Lichtsinneszellen der Netzhaut, sie wandeln Licht in elektrische Potentiale um. Es gibt ca. 127 Millionen Fotorezeptoren in der Netzhaut, davon sieben Millionen Zapfen und 120 Millionen Stäbchen.
Fovea centralis
Die Fovea centralis liegt im Zentrum des Gelben Flecks und ist der Bereich des schärfsten Sehens bei Vögeln und höheren Säugetieren. Der Durchmesser beim Menschen beträgt ca 1,5 mm. In der Fovea gibt es keine Stäbchen, sondern nur Zapfen, die im Verhältnis 1:1 auf die Ganglienzellen verschaltet werden, wodurch eine sehr hohe „Auflösung“ erreicht wird.
frontal
Eine anatomische Lagebezeichnung – frontal bedeutet „zur Stirn hin“ gelegen, also vorne.
Frontallappen
Der frontale Cortex ist der größte der vier Lappen der Großhirnrinde und entsprechend umfassend sind seine Funktionen. Der vordere Bereich, der so genannte präfrontale Cortex, ist für komplexe Handlungsplanung (so genannte Exekutivfunktionen) verantwortlich, die auch unsere Persönlichkeit prägt. Seine Entwicklung (Myelinisierung) braucht bis zu 30 Jahren und ist selbst dann noch nicht ganz abgeschlossen. Weitere wichtige Bestandteile des frontalen Cortex sind das Broca-Areal, welches unser sprachliches Ausdrucksvermögen steuert, sowie der primäre Motorcortex, der Bewegungsimpulse in den gesamten Körper aussendet.
Frontotemporale Demenz
Die Frontotemporale Demenz – auch Pick-Krankheit genannt – gehört zu den neurodegenerativen Erkrankungen. Im Gegensatz zur Alzheimer-Demenz setzt die Pick-Krankheit meist vor dem 60. Lebensjahr ein und äußert sich zunächst durch Veränderungen der Persönlichkeit und des Sozialverhaltens. Es existieren auch Varianten, die mit Störungen der Sprache beginnen. In fortgeschrittenem Stadium werden auch Gedächtnisleistungen beeinträchtigt. Physiologische Ursache ist eine Degeneration von Nervenzellen im Stirn– und Schläfenlappen des Gehirns. Ähnlich wie bei Alzheimer scheint die Aggregation bestimmter Eiweiße bei der Pathogenese eine Rolle zu spielen. Was hierbei genau geschieht und welche weiteren Faktoren zur Entstehung der Pick-Krankheit beitragen, haben Mediziner aber bisher noch nicht verstanden.
Funktionelle Magnetresonanztomographie
Eine Modifikation der Magnetresonanztomographie oder –tomografie (MRT, englisch MRI) die die Messung des regionalen Körperstoffwechsels erlaubt. In der Hirnforschung wird besonders häufig der BOLD-Kontrast (blood oxygen level dependent) verwendet, der das unterschiedliche magnetische Verhalten sauerstoffreichen und sauerstoffarmen Bluts nutzt. Ein hoher Sauerstoffverbrauch kann mit erhöhter Aktivität korreliert werden. fMRT-Messungen haben eine gute räumliche Auflösung und erlauben so detaillierte Information über die Aktivität eines bestimmten Areals im Gehirn.
Furchtkonditionierung
Die Koppelung eines neutralen Reizes an einen Reiz, der Furcht auslösen kann – zum Beispiel zuerst ein leiser Ton, danach ein lautes, erschreckendes Geräusch. Nach der Konditionierung löst auch die alleinige Präsentation des neutralen Reizes bereits Furcht aus.
GABA
GABA ist eine Aminosäure und der wichtigste inhibitorische, also hemmende Neurotransmitter, der bei der Informationsübertragung zwischen Neuronen an deren Synapsen als Botenstoff dient.
Ganglienzelle
Die Ganglienzelle bündelt in der Netzhaut die Signale der Fotorezeptoren und leitet sie über ihre Axone (lange, faserartige Fortsätze einer Nervenzelle) weiter. Die Gesamtheit dieser Axone bildet den Sehnerv.
Ganglion
Bezeichnung für eine Ballung von Nervenzellkörpern im peripheren Nervensystem. Gerne findet der Begriff Nervenknoten Verwendung, wegen seines Erscheinungsbildes. (gr. Gágglion = knotenartig‚)
Gap junction
Eine spezielle Verbindung zwischen zwei Zellen, die eine direkte Kommunikation, im Sinne einer elektrischen Zellkopplung erlaubt. Diese Verbindung ist — anders als bei den meisten Synapsen, die chemische Botenstoffe zur Reizübertragung verwenden — schneller.
Gedächtnis
Gedächtnis ist ein Oberbegriff für alle Arten von Informationsspeicherung im Organismus. Dazu gehören neben dem reinen Behalten auch die Aufnahme der Information, deren Ordnung und der Abruf.
Gehörknöchelchen
Die drei sich im Mittelohr befindlichen Knochen Steigbügel (Stapes), Hammer (Malleus) und Amboss (Incus) werden als Gehörknöchelchen bezeichnet. Es handelt sich dabei um die kleinsten Knochen im menschlichen Körper. Sie übertragen mechanisch die Schallwellen vom Trommelfell zur Hörschnecke (Cochlea).
Gelber Fleck
Der Bereich der Netzhaut mit der höchsten Dichte an Fotorezeptoren. Aufgrund dieser hohen „Auflösung“ sehen wir hier sehr scharf. Der Durchmesser des Gelben Flecks beim Menschen beträgt ca 5 mm. Im Zentrum des Gelben Flecks liegt die Fovea.
Gen
Informationseinheit auf der DNA. Den Kernbestandteil eines Gens übersetzen darauf spezialisierte Enzyme in so genannte Ribonukleinsäure (RNA). Während manche Ribonukleinsäuren selbst wichtige Funktionen in der Zelle ausführen, geben andere die Reihenfolge vor, in der die Zelle einzelne Aminosäuren zu einem bestimmten Protein zusammenbauen soll. Das Gen liefert also den Code für dieses Protein. Zusätzlich gehören zu einem Gen noch regulatorische Elemente auf der DNA, die sicherstellen, dass das Gen genau dann abgelesen wird, wenn die Zelle oder der Organismus dessen Produkt auch wirklich benötigen.
Geruchsepithel
Ein ca. 5 qcm großer Bereich von Riechzellen am hinteren Teil der Nasenscheidewand. Die Axone (lange faserartige Fortsätze der Nervenzellen) der Riechzellen bilden den Riechnerv und ziehen durch das Siebbein zum Bulbus olfactorius.
Geschmack
Der Sinneseindruck, den wir als „Geschmack“ bezeichnen, ergibt sich aus dem Zusammenspiel zwischen Geruchs– und Geschmackssinn. Sinnesphysiologisch ist „Geschmack“ jedoch auf den Eindruck begrenzt, den uns die Geschmacksrezeptoren auf der Zunge und in den umgebenden Schleimhäuten zuführen. Aktuell geht man davon aus, dass es fünf verschiedene Sorten von Geschmacksrezeptoren gibt, die auf die Geschmacksqualitäten süß, sauer, salzig, bitter und umami spezialisiert sind. 2005 haben Wissenschaftler zudem einen möglichen Geschmacksrezeptor für Fett identifiziert.
Geschmacksknospe
Geschmacksknospen sind Gruppen von Geschmackssinneszellen in der Mundschleimhaut und somit der Ort der Geschmackswahrnehmung.
Geschmackspapillen
Geschmackspapillen sind bestimmte Oberflächenstrukturen der Zunge, auf denen sich Geschmacksknospen befinden. Sie werden aufgrund ihrer Größe, Form und Dichte an Geschmacksknospen unterschieden. Es gibt Wall-, Blätter-, Pilz-, Faden– und Linsenpapillen.
Gesichtsfeld
Der Bereich der Außenwelt, der bei ruhiger Kopfhaltung und geradem Blick wahrgenommen werden kann. Beim Menschen beträgt er in der Horizontalen ca. 180°, in der Vertikalen ca. 60°. Hasen erreichen durch ihre seitlich gestellten Augen 360°, wobei das binokulare Gesichtsfeld – also die Schnittmenge beider Augen – nur 30° umfasst.
Gestik
Eine nonverbale Form der Kommunikation, bei der bestimmte Bewegungen Inhalte transportieren – ein Zucken der Schultern, eine abwinkende Armbewegung.
Glaskörper
Der Glaskörper besteht aus einer gelartigen Substanz im Augeninneren, die die Form des Auges unterstützt.
Gliazellen
Gliazellen stellen neben den Neuronen die zweite Gruppe große Gruppe von Zellen im Gehirn. Sie wurden lange Zeit als die inaktiven Elemente des Gehirns, als „Nervenkitt“ bezeichnet. Heute weiss man, dass die verschiedenen Typen von Gliazellen (Astrozyten, Oligodendrozyten und Mikrogliazellen) klar definierte Aufgaben im Nervensystem erfüllen. So reagieren sie z. B. auf Krankheitserreger, spielen eine wichtige Rolle bei der Ernährung der Nervenzellen oder isolieren Nervenfasern. Ihr Anteil im Vergleich zu den Neuronen liegt bei etwas über 50 Prozent.
Gliotransmitter
Chemische Botenstoffe, die von Astrozyten und anderen Gliazellen freigesetzt werden. Mit ihrer Hilfe kommunizieren die Gliazellen mit anderen Zellen des Nervensystems, beispielsweise wenn es um die Bildung einer Synapse geht. Die häufigsten Typen von Gliotransmittern sind die Aminosäuren Glutamat und D-Serin sowie das Adenosintriphosphat (ATP).
Globus pallidus
Der Globus pallidus, auch Pallidum genannt, ist eine Hirnregion im Subthalamus des Zwischenhirns (Diencephalon). Es handelt sich um einen motorischen Kern des extrapyramidalen Systems, der funktionell den Basalganglien zugeordnet wird.
Das Pallidum weist einen hemmenden und einen erregenden Teil auf. Die lateinische Bezeichnung pallidus – bleich bezieht sich auf die Färbung dieses Kerns.
Glutamat
Glutamat ist eine Aminosäure und der wichtigste erregende (exzitatorische) Neurotransmitter, der bei der Informationsübertragung zwischen Neuronen an deren Synapsen als Botenstoff dient.
Golgi-Methode
Eine Färbemethode, mit der komplette Nervenzellen sichtbar gemacht werden können. Als der italienische Mediziner und Wissenschaftler Camillo Golgi (1843 — 1926) Nervengewebe mit einer Lösung aus Kaliumdichromat und Silbernitrat behandelte, bildeten sich in den Zellen kleine Kristalle aus Silberchromat – allerdings nur in jeder 10. Zelle. Golgi nannte seine Methode zunächst „Schwarzreaktion“. Mit Hilfe dieses Verfahrens wurde gezeigt, dass das gesamte Nervensystem aus einzelnen Neuronen besteht.
Golgi-Sehnenorgan
Das Golgi-Sehnenorgan ist ein Sensor an der Verbindungsstelle zwischen Sehne und Muskel. Er reagiert vor allem auf die Kontraktion des Muskels und kann so dessen Spannung registrieren. Diese gibt wiederum Auskunft über die Position einzelner Körperteile im Raum.
Graue Substanz
Als graue Substanz wird eine Ansammlung von Nervenzellkörpern bezeichnet, wie sie in Kerngebieten oder im Cortex (Großhirnrinde) vorkommt.
Großhirn
Das Großhirn umfasst die Großhirnrinde, (graue Substanz), die Nervenfasern (weiße Substanz) und die Basalganglien. Es ist der größte Teil des Gehirns. Die Rinde kann in vier Rindenfelder unterteilt werden: Temporallappen, Frontallappen, Okzipitallappen und Parietallappen.
Seine Aufgaben sind die Koordination von Wahrnehmung, Motivation, Lernen und Denken.
Großmutterneuron
Anspielung auf ein mittlerweile überholtes Modell aus der Lernpsychiologie. Den Begriff dachte sich der polnische Neurophysiologe Jerzy Konorski in den 1960er-Jahren aus. Er stellte sich vor, dass ein bestimmter kognitiver Vorgang im Gehirn – etwa der Gedanken an die eigene Großmutter – stets mit der Aktivität ein– und desselben Neurons verknüpft ist. Wie Wissenschaftler mittlerweile herausgefunden haben, ist das Ganze aber etwas komplizierter: Erinnerungen werden durch ein räumliches und zeitliches Muster von Aktionspotenzialen unterschiedlicher Nervenzellen generiert.
Gustatorischer Cortex
Hier bearbeitet das Gehirn Informationen, die von den Geschmacksrezeptoren ausgehen. Werden letztere stimuliert, so geben die Sinneszellen in den Geschmacksknospen über verschiedene Zwischenstationen ein Signal an den Thalamus. Der Thalamus leitet dieses Signal wiederum an den Insellappen weiter. Hier liegt der primäre gustatorische Cortex, der die Informationen der Geschmacksbahnen mit weiteren Sinneseindrücken kombiniert. Das kombinierte Datenpaket gibt der primäre gustatorische Cortex anschließend an sein sekundäres Pendant weiter. Dieses befindet sich im orbifrontalen Cortex, wo auch die Endverarbeitung der Geruchsinformationen stattfindet.
Gyrus angularis
Der Gyrus angularis ist Teil des Großhirns und wird zum Parietallappen gezählt. Er liegt aber anatomisch an der Schnittstelle von Temporal-, Occipital– und Parietallappen. Funktional werden hier Seh– und Höreindrücke integriert, zudem ist er an Schreiben, Lesen und Rechnen beteiligt.
Gyrus cinguli
Der Gyrus cinguli ist ein wichtiger Teil des limbischen Systems im Großhirn. Dieser Cortexstreifen liegt an den seitlichen Rändern der Rille, die die beiden Großhirnhemisphären voneinander trennt, direkt über dem Corpus callosum. Er ist beteiligt an der Steuerung der Atem– und Pulsfrequenz und des Blutdrucks. Er übernimmt eine wichtige Rolle bei der Regulation von vitalen Vorgängen, wie Verdauung und Fortpflanzung. Speziell der anteriore (vordere) Bereich wird zudem mit Aufmerksamkeit, Konzentraion und Motivation in Verbindung gebracht.
Gyrus dentatus
Der Gyrus dentatus ist ein Teil und die „Eingangsstation“ des Hippocampus. Er erhält über den entorhinalen Cortex unterschiedliche sensorische Eingänge aus dem Cortex (Großhirnrinde). Seine dicht gepackten Körnerzellen, die in der sogenannten granulären Schicht zu finden sind, projizieren fast ausschließlich zu den Ammonshornregionen CA3 und CA4.
Gyrus fusiformis
Der Gyrus fusiformis liegt im inferioren, also inneren Temporallappen und spielt eine wichtige Rolle bei der Erkennung von Objekten. Im rechten Gyrus fusiformis wird die Gesichtserkennung vermutet, weshalb diese Struktur auch als fusiformes Gesichtsareal bezeichnet wird.
Gyrus parahippocampalis
Der Gyrus parahippocampalis verläuft im unteren, inneren Temporallappen entlang des Hippocampus. Diese Windung wird ausgekleidet vom entorhinalen Cortex. Sie ist mit zahlreichen Arealen der Großhirnrinde verbunden und projiziert ihrerseits an den Hippocampus, als dessen Tor sie auch gilt. Damit ist sie unter anderem an der Verfestigung von expliziten Gedächtnisinhalten beteiligt.
Haarzellen
Sinneszellen des Innenohres, die sich im Corti-Organ und in den Bogengängen befinden. Die Haarzellen sind für die Transduktion (Umwandlung) der Schwingungen in elektrische Potentiale zuständig. Jede dieser Sinneszellen besitzt ca. 100 unterschiedliche lange, haarähnliche Ausstülpungen, die Stereozilien. Diese sind miteinander verbunden. Die Bewegung dieser Stereozilien durch die Schwingungen ist der eigentliche Schlüssel in der Signaltransduktion der Haarsinneszellen.
Habenulae
Die Habenulae – wörtlich übersetzt die Zügel – sind Teil des Epithalamus (der ein Teil des Zwischenhirns ist) und werden dem olfaktorischen System zugerechnet, also dem Geruchssinn.
Habituation
Werden Reize wiederholt angeboten, ohne dass sie einen Effekt haben, findet eine Gewöhnung an diese Reize statt. Dadurch schwächt sich die Reaktion ab und bleibt mit der Zeit ganz aus. Es kann sogar zu einer Löschung, einer Extiktion von erlerntem Verhalten kommen.
Hammer
Der erste der kleinen Gehörknöchelchen im Innenohr. Er ist mit dem Trommelfell verbunden und überträgt die durch die Schallwellen ausgelöste Vibration über die beiden anderen Gehörknöchelchen (Amboss, Steigbügel) zur Gehörschnecke, wo der Reiz in ein neuronales Signal umgewandelt wird.
Haptik
Haptische Wahrnehmung beruht auf den Sinneszellen der Haut und der Tiefensensibilität. Sie ist ein aktiver Prozess, über den sich Form, Struktur, Gewicht, Temperatur etc. eines Objekts erkunden lassen. Haptik ist die „Wissenschaft des Berührbaren“.
Hebb´sche Regel
Die Hebb´sche Regel ist die 1949 vom kanadischen Psychologen Donald Hebb postulierte Hypothese, wonach die zelluläre Basis von Lernen eine verbesserte Kommunikation zwischen zwei Zellen ist. Diese sogenannte Stärkung der Synapse erfolgt, wenn das Senderneuron und das Empfängerneuron gleichzeitig aktiv sind. „Neurons that fire together, wire together“ – Neurone, die gemeinsam feuern, bilden eine gemeinsame Verbindung.
Helligkeit
Die Helligkeit ist eine der Wahrnehmungsdimensionen des Sehens. Sie beeinflußt die Größe der Pupille.
Hemiparese
Als Hemiparese bezeichnet die Medizin die unvollständige Lähmung einer Körperseite. Sie entsteht infolge einer Schädigung des zentralen Nervensystems, wie sie etwa bei einem Schlaganfall auftritt. Da Nervenzentren in der rechten Gehirnhälfte die Bewegung der Extremitäten in der linken Körperhälfte steuern und umgekehrt, entsteht die Hemiparese typischerweise auf derjenigen Körperseite, die dem Ort der Schädigung gegenüber liegt.
Hemisphäre
Großhirn und Kleinhirn bestehen aus je zwei Hälften – der rechten und der linken Hemisphäre. Im Großhirn sind sie verbunden durch drei Bahnen (Kommissuren). Die größte Kommissur ist der Balken, das Corpus callosum.
Hemmung
Die neuronale Inhibition, oder auch Hemmung umschreibt das Phänomen, dass ein Senderneuron einen Impuls zum Empfängerneuron sendet, der bei diesem dazu führt, dass seine Aktivität herabgesetzt wird. Der wichtigste hemmende Botenstoff ist GABA.
Heschl-Querwindung
Die Heschl´sche Querwindung ist ein Areal im Temporallappen, das 1855 erstmals von Richard Heschl beschrieben wurde. Sie ist Sitz des primären auditiven Cortex, also dem Hörzentrum in der Großhirnrinde.
Hippocampus
Der Hippocampus ist der größte Teil des Archicortex und ein Areal im Temporallappen. Er ist zudem ein wichtiger Teil des limbischen Systems. Funktional ist er an Gedächtnisprozessen, aber auch an räumlicher Orientierung beteiligt. Er umfasst das Subiculum, den Gyrus dentatus und das Ammonshorn mit seinen vier Feldern CA1-CA4.
Veränderungen in der Struktur des Hippocampus durch Stress werden mit Schmerzchronifizierung in Zusammenhang gebracht. Der Hippocampus spielt auch eine wichtige Rolle bei der Verstärkung von Schmerz durch Angst.
Hirnnerv
Eine Gruppe von 12 paarigen Nerven, die direkt am Gehirn entspringen, meist am Hirnstamm. Sie werden mit römischen Ziffern (I – XII) nummeriert. Der erste und der zweite Hirnnerv (Riech– und Sehnerv) sind im eigentlichen Sinn keine Nerven sondern Teile des Gehirns.
Hirnstamm
Der „Stamm“ des Gehirns, an dem alle anderen Gehirnstrukturen sozusagen „aufgehängt“ sind. Er umfasst – von unten nach oben – die Medulla oblongata, die Pons und das Mesencephalon. Nach unten geht er in das Rückenmark über.
Histologie
Die Histologie ist die Gewebelehre. In ihr werden Gewebeproben untersucht. Das Gewebe wird mit unterschiedlichen Verfahren aufgearbeitet und eingefärbt und in dünne Schichten geschnitten, die eine Untersuchung am Mikroskop erlauben.
Homo oeconomicus
Ein Begriff aus der Wirtschaftswissenschaft für das Bild, dass der Mensch stets nach der Maxime handelt, seinen eigenen Nutzen zu optimieren. Das Motiv ist jedoch nicht in erster Linie egoistisch, sondern vielmehr rational zu sehen. Dieses Menschenbild steht im Gegensatz zu dem des Homo reciprocans, welches von einem Menschen ausgeht, für den kooperatives Handeln an erster Stelle steht.
Homöostase
Die Homöostase ist die Stabilität des Stoffwechsels, der Körpertemperatur, des Blutdrucks usw. und ihre Verteidigung gegenüber Störungen der Umwelt. Die Aufrechterhaltung der Homöostase wird vom autonomen Nervensystem gesteuert, der Mensch kann also willentlich nicht direkt auf seine Regulierung Einfluss nehmen.
Homunculus
Im Gehirn wird sowohl sensorisch als auch motorisch jeder Teil des Körpers an genau definierten Stellen repräsentiert. Körperteile mit einer hohen Dichte an sensorischen Rezeptoren (Fingerkuppen, Zunge) sind dabei größer repräsentiert als solche mit einer geringeren Rezeptorendichte (Rücken, Beine). Es entstehen neuronale Karten, z.B. von der Hand oder dem Gesicht. Ordnet man diese Karten grafisch ihren Körperteilen zu, ergibt sich ein Homunculus, also ein kleiner Mensch. Die Größe seiner jeweiligen Körperteile spiegelt deren motorischen Möglichkeiten, bzw. ihre Sensibilität wieder. Dadurch wirkt der Homuculus seltsam verzerrt.
Hörbahn
Als Hörbahn werden die Nervenfasern bezeichnet, die die akustische Information vom Innenohr zum primären auditorischen Cortex leiten. Beim Menschen besteht die Hörbahn aus fünf Schaltstellen: Spiralganglion, den Hörkernen im Hirnstamm, dem Colliculus inferior, dem Corpus geniculatum mediale des Thalamus und dem primären auditorischen Cortex.
Horizontalzelle
Horizontalzellen sind Nervenzellen der Netzhaut. Sie bilden eine seitliche Verschaltung zwischen Fotorezeptoren und Bipolarzellen. Auf diese Weise erhöhen sie den Kontrast des Gesehenen.
Hormon
Hormone sind chemische Botenstoffe im Körper. Sie dienen der meist langsamen Übermittlung von Informationen, in der Regel zwischen dem Gehirn und dem Körper, z.B. der Regulation des Blutzuckerspiegels. Viele Hormone werden in Drüsenzellen gebildet und in das Blut abgegeben. Am Zielort, z.B einem Organ, docken sie an Bindestellen an und lösen Prozesse im Inneren der Zelle aus. Hormone haben eine breitere Wirkung als Neurotransmitter, sie können verschiedene Funktionen in vielen Zellen des Körpers beeinflussen.
Hörnerv
Die Haarzellen des Corti-Organs erregen Neurone des Spiralganglions, das im Hohlraum der Hörschnecke liegt. Deren Axone bilden den Hörnerv, der die elektrischen Impulse vom Innenohr ins Gehirn leitet. Gemeinsam mit dem Gleichgewichtsnerv (Nervus vestibularis) bildet der Hörnerv den VIII. Hirnnerv.
Hornhaut
Die Hornhaut ist der vordere transparente Teil der äußeren Augenhaut. Sie ist bereits an der Lichtbrechung beteiligt, sorgt also dafür, dass das Abbild eines entfernten Objektes auf den Punkt des schärfsten Sehens der Netzhaut fällt.
Hörstrahlung
Die Hörstrahlung ist ein Teil der Hörbahn, also der am Hören beteiligten Gebiete im Gehirn. Genauer der Teilbereich, der zwischen Thalamus und sensorischem Cortex liegt.
Hyperbinding
Ein Erklärungsmodell für das Phänomen der Synästhesie. Betroffene beziehen verschiedene Aspekte der Wahrnehmung wie Formen, Farben, Klänge und Düfte so stark aufeinander, dass sie diese zeitweilig als Einheit erleben. In gewissem Maße tritt diese „Bindung“ bei allen Menschen auf. Bei Synästhetikern ist sie jedoch besonders ausgeprägt und entsteht auch in Bereichen des Wahrnehmungsspektrums, welche die meisten Menschen nicht miteinander in Verbindung bringen würden.
Hyperkomplexe Zelle
Eine Nervenzelle im primären visuellen Cortex, die am stärksten auf die Präsentation einer kurzen Linie in ihrem rezeptiven Feld reagiert. Sie sind besonders geeignet, um Ecken zu entdecken.
Hypophyse
Die Hypophyse ist eine wichtige Drüse im Körper. Sie hängt wie ein Tropfen unterhalb des Hypothalamus und ist nicht größer als eine Erbse. Die Hypophyse besteht aus zwei Teilen, dem Hypophysenvorderlappen (Adenohypophyse) und dem Hypophysenhinterlappen (Neurohypophyse). Die Hypophyse ist der einzige Bereich des Zentralen Nervensystems, bei dem die Blut-Hirn-Schranke nicht wirksam ist.
Hypothalamus
Der Hypothalamus gilt als das Zentrum des autonomen Nervensystems, er steuert also viele motivationale Zustände und kontrolliert vegetative Aspekte wie Hunger, Durst oder Sexualverhalten. Als endokrine Drüse (die – im Gegensatz zu einer exokrinen Drüse – ihre Hormone ohne Ausführungsgang direkt ins Blut abgibt) produziert er zahlreiche Hormone, die teilweise die Hypophyse hemmen oder anregen, ihrerseits Hormone ins Blut abzugeben. In dieser Funktion spielt er auch bei der Reaktion auf Schmerz eine wichtige Rolle und ist in die Schmerzmodulation involviert.
Ikonisches Gedächtnis
Ein Utrakurzzeitgedächtnis für visuelle Inhalte. Diese werden passiv aufgenommen und bereits nach einer Sekunde wieder überschrieben.
inferior
Eine anatomische Lagebezeichnung — inferior bedeutet weiter unten gelegen, der untere Teil.
Inferiorer okzipitaler Gyrus
Teil des Okzipitallappens, des hintersten der vier großen Lappen der Großhirnrinde. Der Okzipitallappen wird durch den Sulcus calcarinus in eine obere und eine untere Hälfte unterteilt. In der unteren Hälfte windet sich der inferiore okzipitale Gyrus, dessen zungenförmige Anatomie ihm den Beinamen „Gyrus lingualis“ eingebracht hat. Funktional findet hier die Verarbeitung visueller Informationen statt — sowohl die primäre als auch die sekundäre Sehrinde haben ihren Sitz im Okzipitallappen.
Inhibiting-Hormone
Im Hypothalamus produzierte Hormone, die die Freisetzung von weiteren Hormonen in der Hypophyse hemmen.
Innere Haarzelle
Äußere und innere Haarzellen sind Sinneszellen für akustische Signale im Corti-Organ. An ihrer Spitze haben sie haarähnliche Fortsätze, die Stereozilien, die untereinander verbunden sind.
Die ca. 3.000 inneren Haarzellen liegen alle in einer Reihe. Sie sind die eigentlichen akustischen Sinneszellen. Die Auslenkung der Stereozilien erfolgt über Flüssigkeitsbewegung im subtektorialen Spalt.
Inselbegabung
Die Inselbegabung ist ein seltenes Phänomen, bei dem Menschen mit kognitiven Defiziten auf einem oder mehreren sehr begrenzten Gebieten ganz erstaunliche Fähigkeiten besitzen – zum Beispiel sechsstellige Primzahlen zu nennen oder nach einem Flug über eine Stadt diese aus dem Gedächtnis korrekt bis in die Einzelheiten zu zeichnen. Der wohl bekannteste Inselbegabte war Kim Peek, das Vorbild für den Film „Rain Man“.
Insellappen
Der Insellappen ist ein eingesenkter Teil des Cortex (Großhirnrinde), der durch Frontal-, Temporal– und Parietallappen verdeckt wird. Diese Überlagerung wird Opercula (Deckel) genannt. Die Insula hat Einfluss auf die Motorik und Sensorik der Eingeweide und gilt in der Schmerzverarbeitung als Verbindung zwischen kognitiven und emotionalen Elementen.
Intelligenz
Sammelbegriff für die kognitive Leistungsfähigkeit des Menschen. Dem britischen Psychologen Charles Spearman zufolge sind kognitive Leistungen, die Menschen auf unterschiedlichen Gebieten erbringen, mit einem Generalfaktor (g-Faktor) der Intelligenz korreliert. Demnach lasse sich die Intelligenz durch einen einzigen Wert ausdrücken. Hierzu hat u.a. der US-Amerikaner Howard Gardner ein Gegenkonzept entwickelt, die „Theorie der multiplen Intelligenzen“. Dieser Theorie zufolge entfaltet sich die Intelligenz unabhängig voneinander auf folgenden acht Gebieten: sprachlich-linguistisch, logisch-mathematisch, musikalisch-rhythmisch, bildlich-räumlich, körperlich-kinästhetisch, naturalistisch, intrapersonal und interpersonal.
Intelligenzquotient
Kenngröße, die das intellektuelle Leistungsvermögen eines Menschen ausdrücken soll. Entsprechende Tests zur Ermittlung der Intelligenz gehen mit dem Konzept einher, dass ein allgemeiner Generalfaktor der Intelligenz existiert, der in der Bevölkerung normal verteilt ist. Die ersten IQ-Tests wurden Anfang des 20. Jahrhunderts von Alfred Binet entwickelt, der damit das relative Intelligenzalter von Schulkindern bestimmen wollte. Seiner Definition zufolge bezeichnet der IQ den Quotienten aus Intelligenzalter und Lebensalter multipliziert mit 100. Dies ist demnach auch der durchschnittliche IQ eines Menschen. 95 Prozent der Bevölkerung liegen mit ihren IQ-Werten zwischen 70 und 130. Erreicht jemand einen Wert unter 70, spricht man von Intelligenzminderung, während ein Ergebnis jenseits der 130 als Hochbegabung gilt.
Interneurone
Ein kleines multipolares Neuron, das zwischen zwei andere Neurone geschaltet ist und Impulse von einer Nervenzelle zur anderen leitet. Im Zentralen Nervensystem sind Interneurone meist hemmend und nutzen die Botenstoffe GABA und Glycin.
Ionenkanal
Ionenkanäle sind in die Zellmembran von Nervenzellen und auch allen anderen Zellen im Körper eingelagert. Sie ermöglichen den Übertritt elektrisch geladener Teilchen, den Ionen, über die Zellmembran ins Zellinnere und nach draußen. Sie können somit das Membranpotenzial einer Zelle beeinflussen, und ein Aktionspotenzial hervorrufen. Eine Vielzahl verschiedener Ionenkanäle ist bekannt. Normalerweise weisen Ionenkanäle eine spezifische Durchlässigkeit nur für eine Art von Ionen auf, z.B. für Natriumionen oder für Kaliumionen. Diese werden entsprechend als Natriumkanäle oder Kaliumkanäle bezeichnet.
ipsilateral
Ipsilateral ist eine Lagebezeichnung. Sie bedeutet „auf der gleichen Seite des Körpers gelegen“.
Iris
Die Bezeichnung Regenbogenhaut geht auf die Pigmentfärbung der Iris zurück. Je nach Umgebungshelligkeit verändert sich ihre Größe, und damit auch die der Pupille.
James-Lange-Theorie
Eine Emotionstheorie nach William James und Carl Lange aus dem Jahr 1884, die davon ausgeht, dass Emotionen eine Art Schleife durchlaufen, bevor sie bewusst werden: Das Gehirn verarbeitet sensorische Signale, auf die es reagiert, indem es Veränderungen im Organismus hervorruft. Erst anhand dieser körperlichen Vorgänge wird die Emotion bewusst. Zum Beispiel schlägt das Herz schneller, was die Emotion Angst befördert.
Jennifer-Aniston-Zelle
Die neurowissenschaftliche Enkelin des Großmutterneurons: 2005 entdeckten Rodrigo Quian Quiroga und sein Team im Temporallappen von Epilepsiepatienten Nervenzellen, die spezifisch auf bestimmte Objekte reagierten — wie etwa auf das Bild der Schauspielerin Jennifer Aniston. Dabei war es unerheblich, aus welchem Blickwinkel die Fotos stammten. Neurone können sich also darauf spezialisieren, auf bestimmte Konzepte hin aktiv zu werden, schlossen die Wissenschaftler. Allerdings gibt es starke Hinweise darauf, dass diese Zellen jeweils nicht nur für ein einziges, sondern für mehrere Konzepte zuständig sind.
Kampf-oder-Flucht-Reaktion
Nach der Theorie von Walter Cannon aus dem Jahr 1929 reagiert ein Tier – ebenso wie der Mensch – auf eine akute Bedrohung mit erhöhter Aktivierung. Es hat die Wahl zwischen Kampf oder Flucht. Beide Reaktionen werden durch die gleiche Stressempfindung ausgelöst.
kaudal
Eine Lagebezeichnung – kaudal bedeutet „zum Schwanz hin“ gelegen. Im Bezug auf das Nervensystem handelt es sich um eine Richtung entlang der neuralen Achse, also nach hinten.
Bei Tieren (ohne aufrechten Gang) bedeutet die Bezeichnung immer: Zum Ende der Wirbelsäule gelegen. Durch den aufrechten Gang des Menschen knickt das Gehirn im Bezug auf das Rückenmark ab, wodurch kaudal auch nach unten bedeutet.
Kern
Der Kern ist in einer Zelle der Zellkern, der unter anderem die Chromosomen enthält. Im Nervensystem ist der Kern eine Ansammlung von Zellkörpern – im zentralen Nervensystem als graue Masse, ansonsten als Ganglien bezeichnet.
Kernspintomograf
Ein Gerät, das Mediziner für die Magnetresonanztomografie (MRT) einsetzen. Die MRT ist ein bildgebendes Verfahren zur Diagnose von Fehlbildungen in unterschiedlichen Geweben oder Organen des Körpers. Insbesondere Körperbestandteile, die viel Wasser enthalten, lassen sich mit dieser Methode gut darstellen. Patienten werden dafür in eine Röhre (Scanner) geschoben und einem starken Magnetfeld ausgesetzt. Sie bekommen aber keine Röntgenstrahlen oder andere Formen ionisierender Strahlung ab.
Klassische Konditionierung
Nach der Definition nach Zimbardo (1999) ist die klassische Konditionierung eine Lernform, bei der ein Reiz oder Ereignis das Auftreten eines anderen Reizes oder Ereignisses vorhersagt. Der Organismus lernt eine neue Assoziation zwischen zwei Reizen – zwischen einem Reiz, der zuvor die Reaktion nicht auslöste, und einem anderen Reiz, der nach den Gesetzen der Natur die Reaktion auslöst. Bekanntestes Beispiel: der Pawlowsche Hund, der beim Läuten einer Glocke Speichelfluss hatte.
Kleinhirnhemisphären
Wie das Großhirn verfügt auch das Kleinhirn über zwei Hemisphären. Sie werden auch als Pontocerebellum bezeichnet und spielen bei der Feinmotorik eine maßgebliche Rolle.
Kleinhirnkerne
In der weißen Masse des Kleinhirns gelegene Gruppe von vier paarigen Kernen: Nucleus Fastigii, Nucleus Dentatus, Nucleus Globosus und Nucleus Medullare. Funktional werden die Kleinhirnkerne mit motorischen Aufgaben in Verbindung gebracht.
Kleinhirnstiele
Drei Faserverbindungen jeweils rechts und links, die das Kleinhirn mit dem Hirnstamm verbinden. Hierüber laufen sämtliche Afferenzen und Efferenzen des Kleinhirns.
Kletterfaser
Kletterfasern sind die Axone (lange faserartige Fortsätze von Nervenzellen) von Neuronen im unteren Olivenkern des Hirnstammes. Sie ziehen ins Kleinhirn und „klettern“ dort die Purkinjezellen entlang, mit denen sie synaptische Verbindungen eingehen.
Kollaterale
Kollaterale sind die Seiten– oder Nebenäste von Blutgefäßen und Axonen.
Kommissur
Eine Kommissur ist eine Faserverbindung von der einen Hemisphäre zur anderen. Die größte Kommissur im menschlichen Gehirn ist das Corpus callosum, der Balken.
Kommissurektomie
Ein chirurgischer Eingriff, bei dem das Corpus callosum, der Balken durchtrennt wird. Auf diese Weise wird der Informationsfluß zwischen den beiden Großhirnhemisphären unterbrochen. Die Kommissurektomie erfolgte früher meist zum Zwecke der Eindämmung epileptischer Anfälle.
Komplementärfarben
Ein Begriff der Farbenlehre: Komplementärfarben sind Farbenpaare, die als Mischung Weiß oder neutrales Grau ergeben. Im Farbenkreis liegen sie stets gegenüber. Je nach Farbmodell werden unterschiedliche Paarungen genannt, H. v. Helmholz beispielsweise definiert Blau/Gelb, Rot/Cyan und Grün/Magenta.
Komplexe Zelle
Eine Nervenzelle im primären visuellen Cortex mit großen rezeptiven Feldern. Sie reagieren auf bewegte Linien und Ecken.
Konfabulation
Konfabulation bezeichnet eine Erinnerung oder Begründung von Verhalten, von deren Wahrheit der Erzählende völlig überzeugt ist, die objektiv jedoch falsch ist. Hinter den „Geschichten“ steckt also keine böse Absicht, keine bewusste Lüge. Der Grund ist vielmehr ein medizinischer, eine Schädigung im orbitofrontalem Cortex, eine Schizophrenie oder eine Kommissurektomie.
Konsolidierung
Der Prozess, wenn Informationen vom Kurz– ins Langzeitgedächtnis übergehen, also dauerhaft gelernt werden.
kontralateral
Kontralateral ist eine Lagebezeichnung. Sie bedeutet „auf der anderen Seite des Körpers gelegen“.
Konvergenz
Konvergenz von Neuronen entsteht durch die synaptische Verbindung mehrerer Neurone mit einem einzigen weiterleitenden Neuron. So wird z. B. im Auge die Information, die von bis zu 130 Rezeptoren aufgenommen worden ist, an nur ein Neuron in der Netzhaut weitergeleitet. Das Gegenteil ist Divergenz, wenn ein Neuron Signale an mehrere andere Neurone weitergibt.
Korbzelle
Korbzellen sind Interneurone in Kleinhirn und Hippocampus (einer der evolutionär ältesten Strukturen des Gehirns). Im Kleinhirn werden sie von den Parallelfasern erregt und hemmen ihrerseits Purkinjezellen.
Körnerzellen
Relativ kleine Nervenzellen, die in Cortex (Großhirnrinde), Hippocampus, Riechkolben und Kleinhirn vorkommen. Sie können genauso hemmend wie erregend sein. Im Cortex liegen sie primär in Schicht IV. In der Rinde des Kleinhirns stellen sie 99% der Zellen und bilden die Parallelfasern.
Körperschema
Das Körperschema ist die Vorstellung des eigenen Körpers, das zwar auf propriozeptiven (eigenempfindenden) Informationen gründet, aber dort nicht endet. So können zum Beispiel die Amputationen von Gliedmaßen zu Störungen führen – das amputierte Glied wird nach wie vor gespürt.
kranial
Eine Lagebezeichnung – kranial bedeutet „zum Kopf hin“ gelegen. Im Bezug auf das Nervensystem handelt es sich um eine Richtung entlang der neuralen Achse, also nach vorne.
Bei Tieren (ohne aufrechten Gang) ist die Bezeichnung einfacher, dort bedeutet sie immer nach vorne. Durch den aufrechten Gang des Menschen knickt das Gehirn im Bezug auf das Rückenmark ab, wo durch kranial auch „nach oben“ bedeutet.
Kurzzeitgedächtnis
Als Kurzzeitgedächtnis wird eine Art Zwischenspeicher des Gehirns bezeichnet, in dem Informationen mehrere Minuten lang behalten werden können. Der Umfang ist mit 7±2 Informationseinheiten (Chunks) sehr begrenzt. Dies können beispielsweise Zahlen, Buchstaben oder Wörter sein.
Langzeitgedächtnis
Ein relativ stabiles Gedächtnis über Ereignisse, die in der etwas entfernteren Vergangenheit passiert sind. Im Langzeitgedächtnis werden Inhalte zeitlich nahezu unbegrenzt gespeichert. Unterschiedliche Gedächtnisinhalte liegen in unterschiedlichen Gehirn-Arealen. Die zelluläre Grundlage für diese Lernprozesse beruht auf einer verbesserten Kommunikation zwischen zwei Zellen und wird Langzeitpotentierung genannt.
Langzeitpotenzierung
Die Langzeitpotenzierung ist die zelluläre Grundlage für Lernen und Gedächnisbildung. Sie beruht auf einer verbesserten Kommunikation zwischen zwei Zellen, man spricht von einer Stärkung der Verbindung. Diese Stärkung kann z.B. durch eine Vergrößerung der Verbindungsstelle, einen Einbau neuer Kanäle oder einer vermehrten Ausschüttung von Transmittern (Botenstoffen) erfolgen.
Läsion
Eine Läsion ist eine Schädigung organischen Gewebes durch Verletzung.
lateral
Eine Lagebezeichnung – lateral bedeutet „zur Seite hin“ gelegen. Im Bezug auf das Nervensystem handelt es sich um eine Richtung im rechten Winkel zur neuralen Achse, also nach rechts oder links.
Laterale Hemmung
Die laterale Hemmung ist ein Prinzip der neuronalen Reizverarbeitung, nach dem zum Beispiel die Netzhaut aufgebaut ist. Dort sind die Nervenzellen eines Gebiets dergestallt miteinander verknüpft, dass sie bei eigener Erregung die Aktivität der Umgebungsneurone hemmen.
Lewy-Körperchen-Demenz
Eine neurodegenerative Erkrankung, die der Alzheimer-Krankheit, aber auch der Parkinson-Krankheit stark ähnelt – sowohl in Bezug auf ihre Ursachen als auch auf die Symptome. Die namensgebenden Lewy-Körperchen entstehen dadurch, dass sich in den Nervenzellen von Großhirnrinde und Hirnstamm Eiweißreste einlagern, wodurch die entsprechenden Neurone in ihrer Funktion beeinträchtigt werden. Zusätzlich zu einer Einschränkung kognitiver Fähigkeiten treten bei der Lewy-Körperchen-Demenz oft auch Halluzinationen oder Depresionen auf sowie Veränderungen der Beweglichkeit wie bei der Parkinsonschen Erkrankung.
Limbischer Cortex
Der limbischer Cortex besteht aus Hippocampus, Gyrus cinguli und präfrontalem Cortex.
Er dient unter anderem der Verarbeitung von Emotionen und der Entstehung von Triebverhalten.
Limbisches System
Das limbische System ist eine Funktionseinheit im Gehirn. Es besteht aus verknüpften Strukturen in Großhirn, Mittelhirn und Hirnstamm. Die dem System zugeordneten Strukturen variieren je nach Quelle, wichtigste Bestandteile sind der Hippocampus, der Hypothalamus und die Amygdala. Im limbischen System werden z. B. Schmerzinformation und unbewusste oder emotionale Inhalte miteinander verknüpft. Von einigen Autoren wird das limbische System fälschlicherweise mit der Bezeichnung „emotionales Gehirn“ auf die Gefühlswelt reduziert.
Linse
Die Augenlinse ist eine transparente, flexible Struktur, die durch ihren unterschiedlichen Krümmungsgrad (siehe dazu Ziliarmuskel und Zonulafasern) den Prozess der Akkomodation (das Fokussieren) und damit scharfes Sehen im Nahbereich ermöglicht.
Lobus flocculonodularis
Der Lobus flocculonodularis ist ein Bereich auf der Vorderfläche des Kleinhirns. Er umfasst die beiden Strukturen Nodulus (Knötchen) und Flocculus (Flöckchen). Er ist an Gleichgewicht und räumlicher Orientierung beteiligt und an der Feinabstimmung fast aller Augenbewegungen. Er entspricht dem Vestibulocerebellum.
Loci-Merktechnik
Eine Methode des Memorierens, bei der einzelne Inhalte – eines Vortrages zum Beispiel – bestimmten Orten auf einem bekannten Weg zugeordnet werden. Für den Abruf der Gedächtnisinhalte während des Vortrags wird dieser Weg im Geist abgegangen und die Inhalte in der entsprechenden Reihenfolge vorgetragen.
Luzider Traum
Während eines luziden Traumes ist sich der Träumende seines Zustandes bewusst und in der Lage, seine Handlungen zu steuern. Obwohl schon Aristoteles von diesem Phänomen berichtete und bis zu 80 Prozent aller Menschen angeben, schon einmal luzide geträumt zu haben, zweifelten Schlafforscher bis zum Ende der sechziger Jahre an der Existenz dieses Phänomens. Die meisten Beobachtungen von Klarträumen stammen aus der Phase des REM-Schlafes. Wissenschaftler haben festgestellt, dass luzide Träume mit einer veränderten Aktivität des präfrontalen Cortex einhergehen, der für die kritische Bewertung von Ereignissen zuständig ist. Luzides Träumen lässt sich erlernen und findet mittlerweile auch Anwendung in der Therapie, beispielsweise bei der Behandlung von Albträumen.
Maculaorgane
Gemeinsam mit den Bogengängen bilden die Maculaorgane den Gleichgewichtsapparat im Innenohr von Wirbeltieren. Sie bestehen aus zwei senkrecht zueinander stehenden Strukturen, dem Sacculus und dem Utriculus. Diese Ausrichtung versetzt die Maculaorgane in die Lage, geradlinige Beschleunigungen des Körpers im Raum in allen drei Raumachsen wahrzunehmen: unten-oben, vorne-hinten, links und rechts.
Magnetresonanztomographie
Ein bildgebendes Verfahren, das Mediziner zur Diagnose von Fehlbildungen in unterschiedlichen Geweben oder Organen des Körpers einsetzen. Die Methode wird umgangssprachlich auch Kernspin genannt. Sie beruht darauf, dass die Kerne mancher Atome einen Eigendrehimpuls besitzen, der im Magnetfeld seine Richtung ändern kann. Diese Eigenschaft trifft unter anderem auf Wasserstoff zu. Deshalb können Gewebe, die viel Wasser enthalten, besonders gut dargestellt werden. Abkürzung: MRT.
Manisch
Eine psychische Störung, die sich durch eine Veränderung der Stimmungslage auszeichnet. Manische Personen sind extrem rastlos. Am häufigsten manifestiert sich eine Manie als Teil einer bipolaren Störung, bei der manische und depressive Phasen einander abwechseln.Dieses Krankheitsbild geht damit einher, dass die verschiedene Neurotransmitter im Gehirn aus dem Gleichgewicht geraten sind. Dementsprechend behandeln Psychiater Manien häufig mit Neuroleptika, welche die Wirkung der Neurotransmitter abschwächen sollen.
Mechanorezeptor
Mechanorezeptoren sind Sensoren die speziell auf Druck, Berührung, Vibration oder Dehnung reagieren. Sie kommen in der Haut, aber auch in Muskeln und Sehnen vor.
medial
Eine Lagebezeichnung – medial bedeutet „zur Mitte hin“ gelegen. Im Bezug auf das Nervensystem handelt es sich um eine Richtung zum Körper hin, weg von den Seiten.
Medialer orbitofrontaler Cortex
Der ventrale (beim Menschen „untere“) mittlere Teil des Frontallappens. Dieser Teil des Cortex beeinflusst komplexe mentale Prozessen wie Planungen und Entscheidungsfindung. Patienten mit Läsionen im Stirnlappen zeigen Persönlichkeitsveränderungen und sind häufig nicht mehr in der Lage, ihre Impulse zu kontrollieren.
Medialer Temporallappen
Im medialen Teil des Temporallappens liegen der Hippocampus sowie eine Reihe weiterer Strukturen, die anatomisch mit diesem verwandt sind: der entorhinale, der perirhinale und der parahippocampale Cortex. Gemeinsam sorgen sie dafür, dass wir uns bewusst an Fakten und Ereignisse erinnern können. Auch für die Ausbildung des Langzeitgedächtnisses ist diese Hirnregion von Bedeutung. Tief im Innern des medialen Temporallappens liegt auch die Amygdala, die an der Entstehung von Angst und anderen Emotionen beteiligt ist.
Medulla oblongata
Bereich des Gehirns, der ins Rückenmark übergeht. Die Medulla oblongata umfasst zahlreiche Kerngebiete mit teils lebenswichtigen Aufgaben wie der Atmung, dem Herzschlag oder bestimmten Reflexen.
Meissner-Körperchen
Meissner-Körperchen sind ein Typ von Mechanorezeptoren der unbehaarten Haut, wie sie zum Beispiel an den Fingerkuppen zu finden ist. Die Meissner-Körperchen reagieren auf Vibration, Druck und Berührung.
Melatonin
Melatonin ist ein Hormon, das bei Dunkelheit von der Zirbeldrüse im Gehirn freigesetzt wird. Die Melatoninkonzentration ist in der Nacht am höchsten und nimmt dann im Laufe des Tages ab. Damit ist es ein wichtiger Botenstoff der „inneren Uhr“ und scheint besonders an der Steuerung des Schlafes beteiligt zu sein.
Membranpotenzial
Das Membranpotenzial ist eine Spannung, die zwischen der Innen– und Außenseite der Zellmembran gemessen wird. Sie entsteht durch die unterschiedliche Verteilung elektrisch geladener Teilchen im Zellinneren und –äußeren.
Mentales Training
Ursprünglich ein Konzept aus der Sportpsychologie: Athleten stellen sich Bewegungsabläufe vor und optimieren diese im Geiste. Vergleichbare Methoden finden heute zwar auch in anderen Lebensbereichen Anwendung, am besten untersucht ist die Wirkungsweise des Mentaltrainings aber bei Sportlern. Forschungsergebnissen zufolge verändert das Kopfkino tatsächlich das Gehirn. Das funktioniert, indem durch die Vorstellung von Bewegungsabläufen ähnliche Areale aktiviert werden wie bei realem Training.
Merkel-Zellen
Die Merkel-Zellen gehören zu den Mechenorezeptoren der Haut. Sie reagieren auf die Stärke eines Drucks.
Mesencephalon
Das Mittelhirn ist der oberste Abschnitt des Hirnstammes. Seine Regionen liegen um das Aquädukt, einen mit Hirnflüssigkeit gefüllten Kanal. Prominente Strukturen sind das Tektum (Mittelhirndach) und das Tegmentum (Mittelhirnhaube).
Mesolimbisches System
Ein System aus Neuronen, die Dopamin als Botenstoff verwenden und das entscheidend an der Entstehung positiver Gefühle beteiligt ist. Die Zellkörper liegen im unteren Tegmentums und ziehen unter anderem in die Amygdala, den Hippocampus und – besonders wichtig – den Nucleus accumbens, wo sie ihre Endköpfchen haben.
Migräneaura
Die Symptome zu Beginn einer klassischen Migräneattacke. Etwa jeder fünfte Migräneanfall kündigt sich durch charakteristische Wahrnehmungsstörungen an, etwa dadurch dass die Patienten nur noch einen Teil des Gesichtsfeldes sehen können oder unscharf sehen. Diese Symptome setzen in der Regel langsam ein und verschwinden ebenfalls langsam. Das Hirngewebe kommt dadurch nicht zu Schaden.
Mikroexpressionen
Mikroexpressionen sind Gesichtsausdrücke, die nur wenige Sekundenbruchteile andauern. Sie können nicht bewusst gesteuert werden und werden von anderen nur selten bewusst wahrgenommen.
Mikroglia
Der kleinste Typ der Gliazellen ist Teil des zellulären Immunsystems und unter anderem zuständig für die Entfernung abgestorbener Neurone. Mikroglia können sich amöbenartig fortbewegen.
Mikrotubuli
Mikrotubuli gehören zu den Hauptbestandteilen des Zytoskeletts, das der Zelle Stabilität und Halt verleiht. Sie bestehen aus vielen Kopien der Proteine Alpha– und Beta-Tubulin, welche sich paarweise zu Röhren mit einem Durchmesser von 20 bis 30 Nanometern zusammenlagern. Neben ihrer Stützfunktion spielen Mikrotubuli eine wichtige Rolle beim Transport von Botenstoffen durch die Zelle. An ihnen hangeln sich beispielsweise in den Neuronen mit Neurotransmitter gefüllte Bläschen zu den Synapsen. In den Nervenzellen des Gehirns von Alzheimer-Patienten kann ein Protein namens Tau die Mikrotubuli nicht mehr richtig stabilisieren. In der Folge zersetzen sie sich, was entscheidend zur Entwicklung der Demenzerkrankung beiträgt.
Mimik
Fünf Muskelgruppen kontrollieren die sichtbaren Bewegungen an unserer Gesichtsoberfläche – und das gilt für alle Menschen auf der Welt. Aus diesem Grund hinterlassen die Basisemotionen Angst, Wut, Ekel, Trauer, Überraschung und Freude überall ähnliche Spuren im Gesicht, die wir in der Regel auch bei Fremden zuverlässig identifizieren können. Neurowissenschaftler vermuten, dass diese Fähigkeit dadurch zustande kommt, dass wir unbewusst den Gesichtsausdruck unseres Gegenübers nachahmen.
Mitochondrien
Mitochondrien sind Organellen im Inneren einer Zelle, sie werden auch als „Kraftwerk“ der Zellen bezeichnet, da sie diese mit Energie versorgen. Sie haben eine eigene DNA, die nur über die Mutter vererbt wird.
Mittelohrraum
Mit dem Trommelfell beginnt das Mittelohr. Dort übertragen die Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel die Vibration der Schallwelle über das runde Fenster an das Innenohr. Das Mittelohr ist luftgefüllt.
Mnemotechnik
Mnemotechnik ist ein Sammelbegriff für Methoden, die das Erlernen neuer Inhalte erleichtern. Die einfachste Mnemotechnik ist die Eselsbrücke.
Moosfaser
Moosfasern sind Nervenfasern, die Impulse aus dem Rückenmark und den Brückenkernen in das Kleinhirn leiten. Sie enden in der Körnerzellschicht. Es werden auch die Axone der Körnerzellen im Hippocampus als Moosfasern bezeichnet.
Morbus Alzheimer
Bislang unheilbare Form der Demenz, erstmals beschrieben von dem deutschen Psychiater Alois Alzheimer 1906. Zu den Symptomen gehören anfangs eine milde Vergesslichkeit und Orientierungsstörungen. Später kommt es zum Beispiel zu Sprachveränderungen und Gedächtnisverlust. Die Ursache ist noch unklar, es kommt jedoch zu pathologischen Eiweißablagerungen sowohl zwischen als auch in den Zellen. Betroffen sind corticale Areale.
Morbus Parkinson
Eine der häufigsten neurologischen Krankheiten. Bedingt durch das Absterben Dopamin produzierender Neurone in der Substantia nigra kommt es zu einem Ungleichgewicht von Neurotransmittern in den Basalganglien. Das führt zum klassischen Zittern meist der Hände, zu starrer Mimik und einem typischen, trippelnden Gang. Die Parkinson-Krankheit kann nicht geheilt, durch die Gabe von Medikamenten aber gemildert werden. Eine neue, aber nicht einfache Therapiemethode ist der Hirnschrittmacher.
Morphin
Morphin ist je nach Dosis ein potentes Schmerzmittel oder eine bewusstseinsverändernde Droge. Synthetisiert aus dem Samen der Mohnblume und benannt nach dem griechischen Gott des Traumes bindet Morphin an die Opioidrezeptoren des Gehirns.
Motivation
Ein Motiv ist ein Beweggrund. Wird dieser wirksam, spürt das Lebewesen Motivation – es strebt danach, sein Bedürfnis zu befriedigen. Zum Beispiel nach Nahrung, Schutz oder Fortpflanzung.
Motoneuron
Neurone, die vom zentralen Nervensystem zur Muskulatur ziehen und deren Aktivität steuern.
Multiple Sklerose
Eine häufige neurologische Krankheit, die vorwiegend im jungen Erwachsenenalter auftritt. Aus noch ungeklärtem Grund greifen körpereigene Zellen die Myelinscheiden der Nervenzellen an und zerstören diese. Das kann im gesamten zentralen Nervensystem geschehen, weshalb zwei verschiedene Multiple-Sklerose-Patienten an ganz unterschiedlichen Symptomen leiden können. Besonders häufig sind Sehstörungen und Taubheitsgefühle in den Gliedmaßen.
Myelin
Myelin ist eine fetthaltige Substanz, die aus Gliazellen gebildet wird. Sie umhüllt die Axone (lange faserartige Fortsätze) von Nervenzellen und isoliert diese, so dass Nachrichten nicht ungehindert auf benachbarte Nervenzellen übergehen können. Zudem wird so die Signalleitung enorm beschleunigt.
Nachbild
Ein Bild, welches wahrgenommen wird, nachdem das eigentliche Bild nicht mehr vorhanden ist. Ein Nachbild tritt normalweise dann auf, wenn man eine Bildvorlage ungefähr eine Minute lang fixiert hat. Blickt man danach auf eine weiße Fläche, zeichnet sich das zuvor betrachtete Bild in der jeweiligen Gegenfarbe dort ab. Nachbilder entstehen durch die „Übermüdung“ der Fotorezeptoren, die nach einiger Zeit der Betrachtung keine Signale mehr ins Gehirn senden.
Nase
Das Riechorgan von Wirbeltieren. In der Nasenhöhle wird die Luft durch Flimmerhärchen gereinigt, im oberen Bereich liegt das Riechepithel, mit dem Gerüche aufgenommen werden.
Natrium-Kalium-Pumpe
Die Natrium-Kalium Pumpe ist ein Protein in der Membran von Zellen. Bei Energieverbrauch transportiert sie drei Natrium-Ionen aus dem Zellinneren in das Außenmedium und im Gegenzug zwei Kalium-Ionen aus dem Außenmedium in das Zellinnere.
Neglect
Ein Neglect ist eine Wahrnehmungsstörung, bei der aufgrund einer Gehirnläsion Körperteile oder Reize nicht beachtet werden. Die Störung betrifft die der Hirnläsion gegenüberliegenden Seiten. Sie tritt meist nach Läsionen im rechten Parietallappen auf. Dementsprechend werden visuelle, auditorische und somatosensorische Stimuli der linken Seite nicht beachtet.
Neocortex
Der Neocortex ist der stammesgeschichtlich jüngste Teil der Großhirnrinde. Da er relativ gleichförmig in sechs Schichten aufgebaut ist, spricht man auch vom Isocortex.
Netzhaut
Die Netzhaut oder Retina ist die innere mit Pigmentepithel besetzte Augenhaut. Die Retina zeichnet sich durch eine inverse (umgekehrte) Anordnung aus: Licht muss erst mehrere Schichten durchdringen, bevor es auf die Fotorezeptoren (Zapfen und Stäbchen) trifft. Die Signale der Fotorezeptoren werden über den Sehnerv in verarbeitende Areale des Gehirns weitergeleitet. Grund für die inverse Anordnung ist die entwicklungsgeschichtliche Entstehung der Netzhaut, es handelt sich um eine Ausstülpung des Gehirns.
Die Netzhaut ist ca 0,2 bis 0,5 mm dick.
Neurodegeneration
Sammelbegriff für Krankheiten, in deren Verlauf Nervenzellen sukzessive ihre Struktur oder Funktion verlieren, bis sie teilweise sogar daran zugrunde gehen. Vielfach sind falsch gefaltete Proteine der Auslöser – wie etwa bestimmte Formen der Eiweiße Beta-Amyloid und Tau im Falle von Alzheimer. Bei anderen Krankheiten, beispielsweise bei Parkinson oder Chorea Huntington, werden Proteine innerhalb der Neurone nicht richtig abgebaut. In der Folge lagern sich dort toxische Aggregate ab, was zu den jeweiligen Krankheitserscheinungen führt. Während Chorea Huntington eindeutig genetisch bedingt ist, scheint es bei Parkinson und Alzheimer allenfalls bestimmte Ausprägungsformen von Genen zu geben, welche ihre Entstehung begünstigen. Keine dieser neurodegenerativen Erkrankungen kann bisher geheilt werden.
Neuroenhancement
Beim Neuroenhancement geht es darum, die kognitive Leistung zu verbessern. Dazu werden Medikamente gegen Demenz, Hyperaktivität oder Narkolepsie von Gesunden eingenommen, mit dem Ziel besser zu lernen, aufmerksamer oder länger wach und aktiv zu sein. Neben den ethischen Fragen, die sich dadurch ergeben, ist auch medizinisch umstritten, ob diese Selbstmedikation überhaupt funktioniert und was die längerfristigen Folgen sein könnten.
Neurofibrillen
Hiermit bezeichnen Biologen eine Gruppe von Filamenten mittlerer Dicke, die zum Zytoskelett gehören und als solche zur Aufrechterhaltung der Zellstruktur beitragen. Sie bestehen aus seilartigen Proteinen, die sich jeweils paarweise umeinander winden und zu längeren Strukturen aneinanderlagern. In den Neurofibrillen sind die Filamente als Bündel angeordnet, die Zellkörper und Fortsätze von Nervenzellen durchziehen. Als eindeutige Merkmale von Neuronen treten sie schon im frühen Embryo auf. Bei der Entstehung von Alzheimer kommt den Neurofibrillen eine wichtige Rolle zu: Sie werden chemisch verändert (phosphoryliert) und formen gemeinsam mit ebenfalls phosphorylierten Tau-Proteinen die für die Krankheit charakteristischen Fibrillen-Bündel in der Zelle.
Neurohypophyse
Die Neurohypophyse ist der hintere Lappen der Hypophyse. In ihr werden die im Hypothalamus gebildeten Hormone gelagert und bei Bedarf ins Gehirn abgegeben.
Neuromarketing
Ein recht junges, interdisziplinäres Forschungsgebiet im Bereich der Marktforschung, das auf den Erkenntnissen der Neuroökonomie aufbaut – und nicht ganz unumstritten ist. Das Konzept des Neuromarketings basiert auf der Annahme, dass Kunden Kaufentscheidungen in erster Linie auf Grund unbewusster emotionaler Reaktionen treffen. Neuromarketing-Strategen versuchen, solche Reaktionen im Gehirn potenzieller Konsumenten zu identifizieren, um diese und damit auch die Kaufentscheidungen am point of sale (dem Laden) mit Maßnahmen wie Musik oder Duftstoffen zu beeinflussen.
Neuron
Das Neuron ist eine Zelle des Körpers, die auf Signalübertragung spezialisiert ist. Sie wird charakterisiert durch den Empfang und die Weiterleitung elektrischer oder chemischer Signale.
Neuronale Repräsentation
In verschiedenen Teilen des Gehirns befinden sich nicht nur Repräsentationen der Sinnessysteme, sondern auch von Objekten wie z. B. Gesichtern. Bei der Repräsentation des Raumes scheinen so genannte Platzzellen (place cells) im Hippocampus eine wichtige Rolle zu spielen. Jede Platzzelle repräsentiert einen bestimmten Ort in der Umwelt und wird aktiv, wenn sich ihr Besitzer an diesem Ort befindet. Eine weitere Gruppe von Neuronen, die Rasterzellen, beliefern die Platzzellen mit den notwendigen Informationen über Entfernungen und Richtungen.
Neuronendoktrin
Die Neuronendoktrin bildet die Grundlage für unser heutiges Verständnis des Nervensystems. Demnach besteht das Gehirn nicht aus einem einzigen, zusammenhängenden Nervennetz, sondern aus individuellen Nervenzellen, die über Kontaktstellen miteinander kommunizieren. Dies entdeckte der Italiener Ramon y Cajal Ende des 19. Jahrhunders, als er Nervenzellpräparate von Hühnern und Säugetieren anfärbte. Er nutzte dabei eine Färbetechnik, die Camillo Golgi entwickelt hatte. Für ihre Leistung durften sich die beiden – dummerweise zerstrittenen – Forscher im Jahr 1906 den Medizin-Nobelpreis teilen.
Neuroökonomie
Bezeichnung für ein Forschungsfeld an der Schnittstelle zwischen Neurowissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Psychoogie. Übergeordnetes Ziel der Neuroökonomie ist zu verstehen, wie Menschen ökonomische Entscheidungen treffen. Dazu untersuchen Neuroökonomen, was in der Entscheidungsfindung im Gehirn passiert. Zu diesem Zweck greifen sie häufig auf Versuchsanordnungen aus der Spieltheorie zurück, bei denen es meist um den Gewinn oder Verlust von Geld geht. Die Gehirne ihrer Probanden untersuchen sie vor allem mit bildgebenden Vefahren. Die Neuroökonomie ist ein sehr junger Forschungszweig, der auf großes gesellschaftliches Interesse stößt.
Neurotransmitter
Ein Neurotransmitter ist ein chemischer Botenstoff, eine Mittlersubstanz. An den Orten der Zell-Zellkommunikation wird er vom Senderneuron ausgeschüttet und wirkt auf das Empfängerneuron erregend oder hemmend.
NMDA-Rezeptor
Schaltstelle in der Membran von Neuronen, die nur unter ganz bestimmten Umständen aktiv wird: Zum einen müssen die Aminosäuren Glutamat oder Aspartat und Glycin an den Rezeptor andocken; zum anderen muss die postsynaptische Zelle depolarisiert sein. Sind diese beiden Voraussetzungen erfüllt, so öffnet sich ein Ionenkanal in der Mitte des Rezeptors und lässt Calcium-Ionen in das Zellinnere hineinströmen. Auf den Calciumstrom kann die Zelle auf viele unterschiedliche Weisen antworten. NMDA-Rezeptoren haben wir es beispielsweise zu verdanken, dass synaptische Verbindungen im Gehirn zeitlebens dazu in der Lage sind, sich zu verändern. Auch bei der Einspeicherung von Gedächtnisinhalten spielen sie eine wichtige Rolle.
Nondeklaratives Gedächtnis
Das nondeklarativen Gedächtnis ist eine Form des Langzeitgedächtnisses. Es beinhaltet Verhaltensweisen, Automatismen und Fähigkeiten. Im Gegensatz zum deklarativen Gedächtnis können die Inhalte kaum in Worte gefasst werden.
Noradrenalin
Gehört neben Dopamin und Adrenalin zu den Catecholaminen. Es wird im Nebennierenmark und in Zellen des Locus coeruleus produziert und wirkt meist anregend. Noradrenalin wird oft mit Stress in Verbindung gebracht.
Nozizeptor
Nozizeptoren sind die Schmerzrezeptoren im Körper. Sie reagieren auf spitze Reize, auf Hitze oder auf chemische Reize wie Säure.
Sie reagieren also auf eine drohende oder bereits eingetretene Verletzung von Gewebe. Beim menschlichen Körper gibt es in jedem Gewebe Nozizeptoren außer im Gehirn und der Leber.
Nuclei anteriores
Diese anteriore, also vordere Kerngruppe des Thalamus unterhält Faserverbindungen mit limbischen Arealen, besonders dem Hippocampus und dem Gyrus cinguli. Sie gilt als wichtige Schaltstelle des limbischen Systems.
Nuclei mediales
Diese mediale, also zur Mitte gelegene Kerngruppe des Thalamus erhält Eingänge von anderen Thalamuskernen, dem Hypothalamus und der Amygdala. Ausgänge gehen an den präfrontalen Cortex. Die mediale Kerngruppe ist an sozialem Verhalten und Ich-Erleben beteiligt.
Nuclei raphe
Die Raphé-Kerne liegen im Netz des reticulären Systems und verteilen sich im gesamten Hirnstamm. Sie gehören zum aufsteigenden reticulären aktivierenden System (ARAS) und sind der Ort der Serotoninproduktion.
Nuclei ventrolaterales
Die untere, laterale Kerngruppe des Thalamus steht im Dienst der Motorik (Bewegung). Sie erhält Eingänge aus dem Globus pallidus und hat Ausgänge zu motorischen und prämotorischen Arealen der Großhirnrinde (Cortex).
Nucleus
Nucleus, Plural Nuclei, bezeichnet zweierlei: Zum einen den Kern einer Zelle, den Zellkern. Zum zweiten eine Ansammlung von Zellkörpern im Gehirn.
Nucleus accumbens
Der Nucleus accumbens ist ein Kern in den Basalganglien, der dopaminerge (auf Dopamin reagierende) Eingänge vom ventralen Tegmentum bekommt. Er wird mit Belohnung und Aufmerksamkeit, aber auch mit Sucht assoziiert. In der Schmerzverarbeitung ist er an motivationalen Aspekten des Schmerzes (Belohnung, Schmerzabnahme) sowie an der Wirkung von Placebos beteiligt.
Nucleus basalis
Eine Ansammlung von Nervenzellen im basalen Bereich des Endhirns. Der Nucleus basalis gilt als wichtiger Produzent des Botenstoffes Acetylcholin. Bei Parkinson– und Alzheimerpatienten degeneriert der Nucleus basalis. Infolgedessen stellt er immer weniger Acetylcholin her, was Neurologen mit einigen der Symptome dieser Erkrankungen in Verbindung bringen.
Nucleus basalis, pars lateralis
Der laterale Teil des Nucleus basalis gehört zur basolateralen Kerngruppe der Amygdala. Er ist magnozellulär, zeichnet sich also durch große Zellen aus und hat unter anderem Verbindungen zu Thalamus, Hypothalamus und Neocortex.
Nucleus basalis, pars medialis
Der mediale Teil des Nucleus basalis gehört zur basolateralen Kerngruppe der Amygdala. Er ist parvozellulär, besteht also aus kleinen Zellen und hat unter anderem Verbindungen zu Thalamus, Hypothalamus, Hippocampus und Neocortex.
Nucleus caudatus
Teil der Basalganglien, gemeinsam mit dem Putamen und dem Pallidum. Anatomisch liegt der Nucleus caudatus frontal zur Mitte des Gehirns. Er besteht aus einem Kopf– (Caput nuclei caudati), einem Körper — (Carpus nuclei caudati) und einem Schwanzbereich (Cauda nuclei caudati). Im Gegensatz zu den eher motorischen Anteilen der Basalganglien besteht hier eine starke Vernetzung mit dem präfrontalen Cortex. Automatisierung kognitiver Aufgaben ist also vor allem im Nucleus caudatus repräsentiert.
Nucleus centralis
Der Nucleus centralis gehört zur zentromedialen Kerngruppe der Amygdala. Er hat Verbindungen zu Thalamus, Hypothalamus und Kernen des Hirnstamms.
Nucleus corticalis
Der Nucleus corticalis gehört zu den corticalen Kernen der Amygdala. Er hat unter anderem Verbindungen zu Hypothalamus, dem entorhinalen Cortex, der Insula und dem olfaktorischen System (Geruchssinn).
Nucleus infundibularis
Der Nucleus infundibularis wird aufgrund seiner gebogenen Form auch Nucleus arcuatus genannt. Er liegt im Hypothalamus und spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation der Ernährung und der Entstehung von Hungergefühlen.
Nucleus lateralis
Der Nucleus lateralis gehört zur basolateralen Kerngruppe der Amygdala. Er lässt sich in zwei Subkerne einteilen.
Nucleus paraventricularis
Ein Kern des Hypothalamus, dessen Neurone verschiedene Hormone produzieren, darunter Oxytocin und Vasopresin, die zur Adenohypophyse transportiert werden. Weiter sendet der Hypothalamus Axone (lange faserartige Fortsätze von Nervenzellen) ins limbische System, den Hirnstamm und andere Kerne des Hypothalamus.
Nucleus ruber
Der „rote Kern“ verdankt seine Bezeichnung seinem hohen Eisengehalt, er ist mit bloßem Auge als großer, runder, rötlich gefärbter Kern im Mittelhirn zu sehen. Er gehört zum extrapyramidalen motorischem System, Körperhaltung und Muskeltonus sind seine zentralen Aufgaben.
Nucleus subthalamicus
Der Nucleus subthalamicus ist zwar ein Kern des Subthalamus im Diencephalon, funktionell jedoch eng in die motorische Steuerung der Basalganglien eingebunden. Seine Schädigung kann vorübergehend zu unkontrollierten, wurfartigen Bewegungen der Extremitäten führen – dem Ballismus.
Nucleus suprachiasmaticus
Ein Kern des Hypothalamus, der eine zentrale Rolle bei den circadianen Rhythmen – darunter der Wach-Schlaf-Rhythmus – spielt. Er ist die master clock, die wichtigste innere Uhr des Körpers, wobei er die Melatoninproduktion in der Epiphyse kontrolliert. Direkte Eingänge erhält er von den retinalen Ganglienzellen.
Nucleus supraopticus
Ein Kerngebiet des Hypothalamus, gelegen oberhalb der Sehnerven. Hier werden die Peptidhormone Vasorpressin und Oxytocin produziert.
Nucleus tractus solitarii
Ein Kern in der Medulla oblongata, der meist im Zusammenhang mit der Verarbeitung von Geschmacksreizen genannt wird – daher die deutsche Bezeichnung „Geschmackskern“. Als solcher ist er über den Thalamus mit der Amygdala verschaltet. Doch auch die Motorik des Schluckens, Hustens und Atemanhaltens gehören zu seinen Aufgaben. Husten und Atemanhalten kann man hier als Schutzfunktion bei der Nahrungsaufnahme betrachten – wenn das Mahl verdorben ist.
Nucleus ventralis posterior
Dieser Kern des Thalamus dorsalis erhält über das Rückenmark propriozeptive Eingänge, zum Beispiel von Haut und Gelenken. Zudem spielt er eine wichtige Rolle bei Schmerz.
Ohr
Das Ohr ist nicht nur das Organ des Hörens, sondern auch des Gleichgewichts. Unterschieden werden das äußere Ohr mit Ohrmuschel und äußerem Gehörgang, das Mittelohr mit Trommelfell und den Gehörknöchelchen sowie das eigentliche Hör– und Gleichgewichtsorgan, das Innenohr mit der Gehörschnecke (Cochlea) und den Bogengängen.
Ohrkanal
Schallwellen, die über die Ohrmuschel eingefangen werden, dringen in den Ohrkanal und versetzen an dessen Ende das Trommelfell in Schwingung.
Okzipitallappen
Einer der vier großen Lappen der Großhirnrinde. Der Okzipital– oder Hinterhauptslappen liegt über dem Kleinhirn. Nach vorne grenzt er an den Scheitel– sowie an den Schläfenlappen an. Der Sulcus calcarinus unterteilt den Okzipitallappen in eine obere und eine untere Hälfte, den Cuneus und den Gyrus lingualis. Funktional findet in diesem Bereich des Gehirns die zentrale Verarbeitung visueller Informationen statt — sowohl die primäre als auch die sekundäre Sehrinde haben ihren Sitz im Okzipitallappen.
Olfaktorischer Cortex
Der ofaktorische Cortex umfasst die Strukturen des Großhirns, die für die Verarbeitung von Geruchsinformationen zuständig sind. Der primäre olfaktorische Cortex ist der präpiriforme Cortex, ein entwicklungsgeschichtlich alter Teil des Cortex (Paleocortex) mit dreischichtiger Struktur.
Oligodendrozyten
Zellen des Zentralen Nervensystems, die die Myelinscheide um die Nervenzellen bilden und so deren Leitungsgeschwindigkeit erhöhen. Sie gehören zu den Gliazellen.
Oligomer
Unter einem Oligomer verstehen Chemiker ein Molekül, das aus mehreren strukturell ähnlichen oder identischen Einheiten aufgebaut ist. Kollagen, der Hauptbestandteil unseres Bindegewebes, enthält drei Kopien desselben Proteins und dient hiermit als Beispiel aus der Biochemie. Übersteigt die Anzahl der Bausteine die Zahl 30, wie es etwa bei den Nukleotiden in der Erbsubstanz DNA der Fall ist, spricht man stattdessen von einem Polymer. Oligomere des Beta-Amyloids spielen möglicherweise eine wichtige Rolle bei der Krankheitsentstehung.
Oliven
Bei den „Oliven“ handelt es sich um zwei ovale Strukturen im unteren Bereich des Hirnstammes, in denen Ansammlungen von Nervenzellkörpern liegen. Die untere Olive verbindet das Großhirn mit dem Kleinhirn und spielt eine wichtige Rolle bei der Kontrolle der Motorik. Die obere Olive ist Teil der Hörbahn. Ihre Neurone können Laufzeit– und Pegelunterschiede zwischen rechtem und linkem Ohr auswerten und tragen so dazu bei, die Richtung von Schallquellen zu bestimmen.
Ontogenese
Entwicklung des Individuums von der befruchteten Eizelle zum erwachsenen Lebewesen.
Operante Konditionierung
Unter operanter Konditionierung versteht man die Beeinflussung eines gezeigten Verhaltens durch ein Resultat auf dieses Verhalten, z.B. durch sofortige Belohnung oder sofortige Bestrafung-.
Je nach dem Resultat (outcome) wird beim nächsten Mal wieder dasselbe oder eher ein anderes Verhalten an den Tag gelegt.
Operculum
Rindengebiete von Frontal-, Schläfen– und Temporallappen an der seitlichen Innenfurche. Das Operculum bedeckt die Inselrinde.
Opsin
Eine Gruppe von Proteinen, die Licht einer bestimmter Wellenlängen absorbieren und so in den Zapfen der Netzhaut des Auges das Farbsehen ermöglichen. Beim Menschen kommen Rhodopsin, Porphyropsin, Iodopsin und Cyansopsin vor.
Orbitofrontaler Cortex
Windung im Bereich des orbitofrontalen Cortex der Großhirnrinde, die sich anatomisch etwa hinter den Augen befindet. Der orbitofrontale Cortex spielt eine entscheidende Rolle bei der Entscheidungsfindung und der Überwachung sozialer Interaktionen und entsprechend komplex ist er aufgebaut. Insgesamt besteht er aus vier verschiedenen Substrukturen: der mediale, laterale, anteriore und der posteriore Gyrus orbitalis sowie der Gyrus rectus.
Ortszellen
Pyramidenzellen des Hippocampus, die eine bestimmte Stelle in einer bestimmten Umgebung – zum Beispiel einen Abschnitts eines Labyrinths – codieren. Befindet sich ein Versuchstier im Zentrum dieses Bereichs, feuert die Zelle am stärksten. Ortszellen wurden 1971 von John O´Keefe und Jonathon Dostrovsky entdeckt.
Oszillation
Im Gehirn feuern große Neuronenverbände meist gleichzeitig – dadurch ist eine EEG-Messung erst möglich. Die Verarbeitungsprozesse von Neuronen sind synchronisiert und verlaufen in phasenhaften Schwingungen, den Oszillationen.
Oxytocin
Ein im Nucleus paraventricularis und im Nucleus supraopticus des Hypothalamus gebildetes Hormon, welches aus dem Hypophysenhinterlappen ins Blut ausgeschüttet wird. Es leitet bei der Geburt die Wehen ein und wird beim Stillen sowie beim Orgasmus ausgeschüttet. Es scheint die Paarbindung zu erhöhen und Vertrauen zu schaffen. Neuere Erkenntnisse weißen darauf hin, dass das oft als Kuschelhormon bezeichnete Oxytocin jedoch weitaus komplexer ist und seine Effekte auch eine Abgrenzung zur andern Gruppen (out-groups) beinhalten.
Paleocortex
Der Paleocortex ist ein stammesgeschichtlich sehr alter Teil des Endhirns, der zusammen mit dem Riechkolben das Riechhirn bildet. Der Paleocortex unterscheidet sich vom Isocortex durch seinen nicht-sechsschichtigen Aufbau.
Pallidum
Der „bleiche Kern“ (pallidum = bleich) wird aufgrund seiner funktionalen Einbindung zu den Basalganglien gezählt und gehört entwicklungsgeschichtlich zum Diencephalon. Er besitzt ein inneres – mediales – und ein äußeres – laterales – Segment, womit sowohl hemmende, als auch anregende Impulse abgegeben werden.
Papille
An der Papille verlässt der Sehnerv das Auge. Da an dieser Stelle der Netzhaut keine Fotorezeptoren vorkommen, entsteht durch die Papille der blinde Fleck.
Parahippocampaler Cortex
Der parahippocampale Cortex ist neben dem Hippocampus gelegen und Teil des Temporallappens. Er verarbeitet räumlich-visuelle Gedächtnisinhalte und scheint bei der Verfestigung von Gedächtnisinhalten beteiligt zu sein. Eingänge erhält er von zahlreichen polymodalen Cortexarealen, seine Ausgänge gehen an Hippocampus, Amygdala und Striatum.
Paralimbisches System
Zusammenfassende Bezeichnung für alle Hirnbereiche, die eng mit dem limbischen System verschaltet sind. Anatomisch zählen der posteromediale orbitofrontale Cortex, der Gyrus cinguli und die Insula zum paralimbischen System, das eine entscheidende Funktion bei der Vermittlung intensiver Emotionen hat. Insbesondere gilt dies für Angstgefühle. In Gehirnen von Psychopathen stoßen Neurologen häufig auf Anomalien im paralimbischen System.
Parallelfasern
Parallelfasern sind die Axone (lange faserartige Fortsätze) der Körnerzellen der Körnerschicht der Kleinhirnhemisphären. Die Bezeichnung haben sie, weil sie entlang der Kleinhirnwindung verlaufen. Sie bilden Synapsen mit den Purkinjezellen.
Parasoziale Beziehung
Einseitige Beziehung zu einem Menschen oder einer fiktiven Gestalt, zu der es in der realen Welt keinerlei Interaktionen gibt. Film– und Sportstars, Romanfiguren oder auch verstorbene Mitmenschen können Gegenstand parasozialer Beziehungen sein. Das Phänomen als solches ist schon sehr alt. Mit dem Aufkommen der Massenmedien hat es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts allerdings enorm an Bedeutung gewonnen.
Parasympathicus
Der Parasympathicus ist ein Teil des vegetativen oder autonomen Nervensystems. Letztere Bezeichnung spielt darauf an, dass dieser Teil des Nervensystems nicht dem Willen unterworfen ist. Er kontrolliert die Aktivitäten eines Großteils der innneren Organe sowie den Blutkreislauf. Im Gegensatz zu seinem Gegenspieler, dem Sympathicus, ist der Parasympathicus am aktivsten, wenn der Organismus sich in Ruhe befindet. Er steuert unter anderem die Verdauung und das Harnlassen. Als Botenstoff für die Signalübertragung innerhalb des Parasympathicus dient Acetylcholin.
Parietallappen
Wird auch Scheitellappen genannt und ist einer der vier großen Lappen der Großhirnrinde. Er liegt hinter dem Frontal– und oberhalb des Occipitallappens. In seinem vorderen Bereich finden somatosensorische Prozesse statt, im hinteren werden sensorische Informationen integriert, wodurch eine Handhabung von Objekten und die Orientierung im Raum ermöglicht werden.
parvozellulär
„Parvus“ bedeutet „klein“. Im Corpus geniculatum laterale, der Umschaltstation für visuelle Reize im Thalamus, werden die äußeren vier Schichten als parvocellulär bezeichnet, da sie im Gegensatz zu den magnocellulären zellschichten kleine Zellkörper besitzen. Das parvocelluläre System übermittelt Informationen zur Wahrnehmung von Farbe und feinen Details.
Periaquäduktales Grau
Ein Kerngebiet im Hirnstamm, das über enge Verbindungen mit dem limbischen System an Angst- und Fluchtreflexen beteiligt ist. Es spielt auch bei der Schmerzunterdrückung eine wichtige Rolle, indem es Signale aus dem Rückenmark zum Gehirn reguliert. Es gilt als endogenes Schmerzkontrollsystem und ist ein wichtiger Angriffspunkt für Medikamente.
Perzeptives Feld
Die Gesamtheit aller Eindrücke, die ein Individuum zu einem gegebenen Zeitpunkt erreichen. Hierzu zählen sowohl Reize aus der Umwelt als auch innere Zustände, die ein Lebewesen entweder bewusst oder unbewusst wahrnimmt und zu einem Gesamtbild vereint.
Phantomglied
Ein Phantomglied wird vom Patienten nach wie vor gespürt, obwohl es amputiert wurde. Die Empfindungen sind meist negativer Natur, oft in Form von Schmerz.
Phantomschmerz
Phantomschmerzen werden als solche bezeichnet, weil sie in Phantomgliedern auftreten – in Gliedmaßen, die amputiert wurden.
Plaques
Senile Plaques lagern sich in der grauen Hirnsubstanz ab, wenn ein Eiweiß – das so genannte Amyloid-Vorläuferprotein – nicht korrekt abgebaut wird. Entzündungen sowie Erkrankungen des Fett– oder des Zuckerstoffwechsels können die Plaquebildung begünstigen. Im Schnitt erreichen die Ablagerungen einen Durchmesser von 50 Mikrometern. Das Auftreten von Plaques ist eine von mehreren anatomischen Veränderungen im Gehirn, anhand derer Pathologen nach dem Tod eine Alzheimer-Erkrankung diagnostizieren können.
Plastizität
Der Begriff beschreibt die Fähigkeit von Synapsen, Nervenzellen und ganzen Hirnarealen, sich abhängig vom Grad ihrer Nutzung zu verändern. Mit synaptischer Plastizität ist die Eigenschaft von Synapsen gemeint, ihre Erregbarkeit auf die Intensität der Reize einzustellen, die sie erreichen. Daneben unterliegen auch Größe und Vernetzungsgrad unterschiedlicher Hirnbereiche einem Wandel, der von ihrer jeweiligen Aktivität abhängt. Dieses Phänomen bezeichnen Neurowissenschaftler als corticale Plastizität.
Pons
Areal im Hirnstamm zwischen Medulla oblongata und Mesencephalon. Enthält zahlreiche Kerne, die an der Steuerung der Motorik beteiligt sind.
Positronen-Emissions-Tomographie
Ein bildgebendes Verfahren, mit dessen Hilfe Mediziner Stoffwechselvorgänge im Körper visualisieren können. Der Patient bekommt eine schwach radioaktive Substanz injiziert, die Positronen – also Beta-Strahlung – emittiert. Wenn die Positronen im Körper mit Elektronen zusammentreffen, wird Energie in Form von zwei Photonen freigesetzt. Diese streben in entgegengesetzte Richtungen auseinander. Im PET-Scanner sind rund um den Patienten Detektoren angeordnet, welche die auftreffenden Photonen registrieren. Auf diese Weise lässt sich nachverfolgen, ob sich die radioaktive Substanz in bestimmten Bereichen des Körpers anreichert, was beispielsweise Hinweise auf einen Tumor geben kann. Auch in der Frühdiagnostik von Demenzerkrankungen findet die Positronen-Emissions-Tomographie Anwendung. Die Strahlung ist medizinisch unbedenklich.
posterior
Eine Lagebezeichnung – posterior bedeutet „nach hinten, hinten gelegen“. Im Bezug auf das Nervensystem handelt es sich um eine Richtung zum Schwanz hin.
Posteriorer parietaler Cortex
Der hintere Parietallappen erhält Eingänge zahlreicher anderer Cortexareale – hier werden visuelle, auditive und propriozeptive Signale zu einem Ganzen integriert, wodurch Orientierung und Bewegung im Raum ermöglicht werden.
Postzentraler Gyrus
Die Windung an der Oberfläche des Großhirns, die hinter der Zentralfurche liegt. Hier befindet sich der so genannte somatosensorische Cortex, in dem taktile Reize verarbeitet werden. Hirnstrommessungen von Patienten mit auffälligen Verhaltensweisen während der Schlafphase legen nahe, dass eine erhöhte Aktivität des postzentralen Gyrus hierfür mit verantwortlich ist.
Prädemenz
Die Alzheimer-Krankheit verläuft in drei Stadien, denen die so genannte Prädemenz vorangeht. In dieser Phase kündigen mehrere Warnzeichen den möglichen Beginn einer Demenzerkrankung an, wie etwa ein nachlassendes Kurzzeitgedächtnis. Mit Hilfe bildgebender Verfahren können Mediziner auch schon während der Prädemenz frühe Amyloid-Ablagerungen erkennen. Mögliche weitere Hinweise liefern laborchemische Analysen von Blut und Zerebrospinalflüssigkeit (auch Nervenwasser oder Liquor genannt). Eine sichere Diagnose der Alzheimer-Erkrankung ist im Stadium der Prädemenz, das mehrere Jahre andauern kann, allerdings noch nicht möglich.
Präfrontaler Cortex
Der vordere Teil des Frontallappens, kurz PFC ist ein wichtiges Integrationszentrum des Cortex (Großhirnrinde): Hier laufen sensorische Informationen zusammen, werden entsprechende Reaktionen entworfen und Emotionen reguliert. Der PFC gilt als Sitz der exekutiven Funktionen (die das eigene Verhalten unter Berücksichtigung der Bedingungen der Umwelt steuern) und des Arbeitsgedächtnisses. Auch spielt er bei der Bewertung des Schmerzreizes eine entscheidende Rolle.
Prämotorischer Cortex
Ein Teil des motorischen Cortex im Frontallappen. Er ist mit dem primären motorischen Cortex sowie zahlreichen anderen Hirnregionen verbunden und an komplexen Bewegungsfolgen der Willkürmotorik beteiligt, wie beispielsweise dem Greifen nach einem Wasserglas.
Primärer auditorischer Cortex
Die erste Verarbeitungsstation in der Großhirnrinde für auditive Informationen. Die primäre Hörrinde liegt in den Heschl-Querwindungen und erhält Eingänge vom Corpus geniculatum mediale des Thalamus (größter Teil des Zwischenhirns). Sie ist tonotop organisiert – ihre Neurone sind kontinuierlich nach Frequenzen geordnet.
Primärer gustatorischer Cortex
Bezeichnung für die Bereiche des Insellappens, in dem die Informationen der Geschmacksrezeptoren verarbeitet werden. Die weitere Verarbeitung erfolgt im sekundären gustatorischen Cortex im orbifrontalen Stirnhirn.
Primärer motorischer Cortex
Ein Areal des Frontallappens in der Vorderwand der Zentralfurche. Er gilt als übergeordnete Steuereinheit, zuständig für willkürliche — und Feinmotorik. Hier sitzen die Zellkörper der zentralen Motoneurone, deren Axone zu den Basalganglien, zu zahlreichen Kerngebieten im Hirnstamm und zum Rückenmark ziehen. Nur im primären motorischen Cortex kommen die Betz-Riesenzellen vor, besonders große Motoneurone, deren Axone ohne vorherige synaptische Umschaltung direkt zu den Motoneuronen im Vorderhorn des Rückenmarks ziehen.
Primärer somatosensorischer Cortex
Bereich auf der Großhirnhirnde, in der haptische Reize zentral verarbeitet werden. Anatomisch befindet sich der somatosensorische Cortex auf der ersten Hirnwindung hinter der Zentralfurche. Hier treffen Afferenzen von Sinneszellen des gesamten Körpers ein. Neurone, die Informationen von benachbarten Körperzonen auswerten, liegen auch im somatosensorischen Cortex nebeneinander. Dies bezeichnen Neurowissenschaftler als Somatotopie. In der Schmerzverarbeitung ist S1 eine wichtige Station – hier wird uns der Schmerzreiz bewusst.
Primärer visueller Cortex
Der Teil des Okzipitallappens (Hinterhauptslappen) dessen primäre Eingänge dem visuellen System entstammen. Nach Brodmann, der die Großhirnrinde im Jahre 1909 ursprünglich in 52 Areale unterteilte, ist der primäre visuelle Cortex Areal 17.
Priming
Als Priming bezeichnet man die Beeinflussung von Reaktionen bzw. von Gedächtnisinhalten durch Vorerfahrung. Dies geschieht meist unbewusst: Ein Reiz wird einer Versuchsperson unterhalb der Wahrnehmungsschwelle präsentiert. Obwohl die Versuchsperson diesen Reiz – ein Wort, ein Symbol auf dem Bildschirm – nicht bewusst wahrnimmt, beeinflusst er doch die weitere Verarbeitung.
Projektionsneuron
Ein Neuron, das Informationen über sein Axon (langer faserartiger Fortsatz von Nervenzellen) von einem Areal in ein anderes, entferntes weitergibt, projiziert.
Propanolol
Ein Medikament gegen Bluthochdruck – ein Betablocker. Betablocker verhindern die Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin.
Propriozeption
Propriozeption ist der Sinn für sich selbst, genauer: die Position der eigenen Gliedmaße und die Lage des Körpers im Raum. Sie wird ermöglicht durch bestimmte Rezeptoren in Muskeln, Gelenken und Sehnen, die das Gehirn permanent informieren. Ebenso verrechnet werden visuelle Signale und solche aus dem Gleichgewichtssystem.
Prozedurales Gedächtnis
Das prozedurale Gedächtnis ist eine Form des nondeklarativen Langzeitgedächtnisses. Es beinhaltet Handlungsabläufe wie Fahrradfahren, Klavierspielen oder das Zeichnen einer bestimmten Figur.
Psychosomatik
Die Psychosomatik untersucht die Auswirkungen von emotionalen und kognitiven Prozessen auf den Körper, insbesondere auf das subjektive Krankheitsempfinden. Hierzu zählen seelische Probleme mit physischen Folgen wie etwa Essstörungen genauso wie Hypochondrie. Nachdem Psychologen zunächst theoretische Modelle zur Erklärung psychosomatischer Phänomene herangezogen hatten, ist das Fachgebiet seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Seit 2003 gibt es offiziell Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.
Pulvinar
Das Pulvinar ist ein recht großer Kern im hinteren Thalamus, der mit vielen visuellen Zentren verbunden ist. Er scheint die Erregbarkeit von Zellen der Sehhirnrinde zu erhöhen, sobald ein Reiz Beachtung findet. Auch spielt er bei der Verarbeitung von Sprache eine Rolle.
Pupille
Die Öffnung des Auges, durch die Licht ins Innere fällt. Die Größe der Pupille wird durch die Iris bestimmt und verändert sich reflexartig (Pupillenreflex). Dieser Prozess der Anpassung an die Umgebungshelligkeit wird als Adaptation bezeichnet.
Purkinjezelle
Purkinjezellen sind die zentrale Schaltstelle des Kleinhirns – sie verfügen über einen beeindruckenden Dendritenbaum, mit dem sie Informationen der Parallelfasern aufnehmen. Die Axone, lange faserartige Fortsätze der Pukinjezellen, senden als einzige aus dem Kleinhirn hinaus. Sie stellen den größten Zelltyp im Kleinhirn.
Putamen
Ein Kern der Basalganglien, der gemeinsam mit dem Nucleus caudatus das Striatum bildet. Als Teil des extrapyramidalen motorischen Systems ist es an der willkürlichen Motorik (willentlichen Bewegung) beteiligt.
Pyramidenbahn
Die Pyramidenbahn ist ein System von Axonen (langen faserartigen Fortsätzen von Nervenzellen), die vom motorischen Cortex ins Rückenmark ziehen. 80 Prozent aller Fasern kreuzen in der Medulla oblongata auf die Gegenseite. In der Medulla verläuft sie an den Pyramiden vorbei, denen sie ihren Namen verdankt. Sie ist an der Fein– und Willkürmotorik beteiligt
Pyramidenzellen
Pyramidenzellen sind die häufigsten Neurone im Cortex (Großhirnrinde). Sie sind besonders groß und ihr „dreizipfliger“ Zellkörper erinnert im Schnittbild an einen Kegel oder eine Pyramide.
Querschnittslähmung
Hiermit bezeichnen Ärzte eine Kombination von Symptomen, die auftritt, wenn der Nervenstrang im Rückenmark durchtrennt wird. Auf welcher Höhe der Wirbelsäule die Verletzung geschieht, ist entscheidend für deren Konsequenzen: Gliedmaßen und Organe, deren Innervierung unterhalb der lädierten Stelle vom Rückenmark abzweigt, kann der Körper künftig nicht mehr selbst steuern. Mögliche Folgen reichen von einer teilweisen Lähmung der Gliedmaßen bis hin zum kompletten Kontrollverlust über Mastdarm und Blasé.
Reissnermembran
Diese Membran trennt in der Hörschnecke die Scala Media von der Scala vestibuli.
Releasing-Hormon
Hormone des Hypothalamus, die die Freisetzung von weiteren Hormonen in der Adenohypophyse fördern.
REM-Schlaf
„REM“ steht für „rapid eye movement“ – und rasche Augenbewegungen sind auch charakteristisch für den REM-Schlaf. Im Laufe einer Nacht durchleben wir mehrere solcher REM-Phasen, die von non-REM-Phasen unterbrochen werden. REM-Schlaf zeichnet sich durch schnelle Augenbewegungen aus, niedrig-amplitudige Hirnaktivität gemischter Frequenzen sowie einem reduzierten Muskeltonus. Puls und Atemfrequenz sind dagegen erhöht. Zudem träumen wir während dieser Phasen besonders bildhaft und intensiv. Menschen, die aus dem REM-Schlaf geweckt werden, berichten häufig bildhafte, konkrete und auch emotionale Träume, während nach dem Wecken aus dem non-REM-Schlaf eher abstraktere und an Gedanken erinnernde Träume berichtet werden.
Retinal
Eine Chemikalie, die aus Vitamin A synthetisiert wird. Gemeinsam mit Opsin bildet es Rhodopsin.
Retrograde Amnesie
Form der Gedächtnisstörung, bei der Erinnerungen aus der Zeit vor der Schädigung nicht mehr abgerufen werden können. Der betroffene Zeitraum kann stark variieren und nur Stunden vor dem Ereignis oder auch ganze Jahrzehnte umfassen.
Rezeptives Feld
Der Bereich der Umwelt, in dem die Präsentation eines Reizes eine ganz bestimmte Nervenzelle aktiviert.
Rezeptor
Signalempfänger in der Zellmembran. Chemisch gesehen ein Protein, das dafür verantwortlich ist, dass eine Zelle ein externes Signal mit einer bestimmten Reaktion beantwortet. Das externe Signal kann beispielsweise ein chemischer Botenstoff (Transmitter) sein, den eine aktivierte Nervenzelle in den synaptischen Spalt entlässt. Ein Rezeptor in der Membran der nachgeschalteten Zelle erkennt das Signal und sorgt dafür, dass diese Zelle ebenfalls aktiviert wird. Rezeptoren sind sowohl spezifisch für die Signalsubstanzen, auf die sie reagieren, als auch in Bezug auf die Antwortprozesse, die sie auslösen.
Rhodopsin
Ein bestimmtes Opsin, das in den Stäbchen der Netzhaut vorkommt.
Rindenblindheit
Bei Zerstörung des primären visuellen Cortex sind Betroffene de fakto blind. Unbewusst sind sie jedoch oft in der Lage, Objekte zu greifen, zu fangen und auch zu benennen, wenn sie aufgefordert werden zu raten. Dieser Effekt wird als Blindsehen bezeichnet.
rostral
Eine Lagebezeichnung – rostral bedeutet „zum Schnabel hin“ gelegen. Im Bezug auf das Nervensystem handelt es sich um eine Richtung entlang der neuralen Achse nach vorne, zum Gesicht hin.
Bei Tieren (ohne aufrechten Gang) ist die Bezeichnung einfacher, dort bedeutet sie immer nach vorne gelegen. Durch den aufrechten Gang des Menschen knickt das Gehirn im Bezug auf das Rückenmark ab, wodurch rostral auf Höhe des Rückens zu „oben“ wird.
Rückenmark
Das Rückenmark ist der Teil des zentralen Nervensystems, das in der Wirbelsäule liegt. Es verfügt sowohl über die weiße Substanz der Nervenfasern, als auch über die graue Substanz der Zellkerne. Einfache Reflexe wie der Kniesehnenreflex werden bereits hier verarbeitet, da sensorische und motorische Neuronen direkt verschaltet sind. Das Rückenmark wird in Zervikal-, Thorakal-, Lumbal und Sakralmark unterteilt.
Ruffini Körperchen
Ein Rezeptor der Haut zur Wahrnehmung von Vibration und Dehnung. Gehört zu den Mechanorezeptoren.
Ruhepotenzial
Das Membranpotenzial eines Neurons im Ruhezustand. Der Einstrom und Ausstrom von Ionen ist im Gleichgewicht. Es beträgt ca. –80mV.
Rundes Fenster
Das runde Fenster ist neben dem ovalen Fenster die zweite Öffnung der Cochlea. Es verbindet die Scala tympani mit dem Mittelohr und dient zum Druckausgleich im Innenohr.
Sakkade
Schnelle Augenbewegung, die meist unbewusst stattfindet. Es handelt sich um eine schnelle und sprunghafte Blickbewegung, bei der das Auge sich spontan auf ein Objekt richtet. Beim Lesen beispielsweise springen die Augen von ein-em kurz-en Wort zum näch-sten. Während einer Sakkade findet keine Informationsverarbeitung statt.
Saltatorische Übertragung
Der Begriff leitet sich ab vom lateinischen „saltare“ – springen ab. Und genau dies tut ein Impuls entlang eines myelenisierten Nerv: Er springt von einem Ranvier´schen Schnürring zum nächsten, was die Geschwindigkeit der Erregungsleitung enorm erhöht.
Scala tympani
Der untere der drei Gänge der Hörschnecke. Wie die Scala vestibuli ist auch dieser Gang mit einer lymphähnlichen Flüssigkeit gefüllt.
Scala vestibuli
Der oberere der drei Gänge der Hörschnecke. Er ist mit einer lymphänlichen Flüssigkeit gefüllt und überträgt die am ovalen Fenster aufgenommene Vibration auf den mittleren Gang, die Scala media.
Schlafphasen
Wenn wir schlafen, durchlaufen wir innerhalb einer Nacht mehrere Zyklen von insgesamt vier aufeinander folgenden Schlafphasen. Hierbei nimmt die Aktivität der Hirnströme zunächst sukzessive ab, bis ihre (Haupt-)Frequenz in Stadium N3 — dem Tiefschlaf — nur noch 0,5 bis 2 Hertz beträgt. Die ersten drei Schlafphasen (N1, N2, N3) fasst man auch als non-REM-Schlaf zusammen. Die vierte Phase wird als REM-Schlaf bezeichnet. Dieser zeichnet sich durch schnelle Augenbewegungen, niedrig-amplitudige Hirnaktivität gemischter Frequenzen sowie einem reduzierten Muskeltonus aus. Ein non-REM/REM-Schlafzyklus dauert etwa 90 Minuten, wobei der Tiefschlaf den Beginn des Schlafs dominiert, während REM-Schlaf von Zyklus zu Zyklus einen immer größeren Teil dieser Zeit einnimmt.
Schlafstörungen
Ein Sammelbegriff für verschiedene Phänomene, die sich dadurch auszeichnen, dass die Betroffenen keinen erholsamen Schlaf haben. Hierzu können sowohl psychische als auch organische Ursachen beitragen. Die Symptome reichen von Problemen beim Einschlafen und Durchschlafen bis hin zu unerwünschten Verhaltensweisen im Schlaf wie etwa Schlafwandeln, ruhelose Beine beim Einschlafen („restless legs“), Atemaussetzer im Schlaf („Schlafapnoe“) etc. Schätzungen zufolge leiden in den westlichen Ländern bis zu 30 Prozent aller Erwachsenen an irgendeiner Form von Schlafstörung. Die Suche nach den Ursachen ist häufig kompliziert, eine Analyse im Schlaflabor die beste Untersuchungsmethode.
Schlaganfall
Bei einem Schlaganfall werden das Gehirn oder Teile davon zeitweilig nicht mehr richtig mit Blut versorgt. Dadurch kommt es zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff und dem Energieträger Glukose. Häufigster Auslöser des Schlafanfalls ist eine Verengung der Arterien. Zu den häufigsten Symptomen zählen plötzliche Sehstörungen, Schwindel sowie Lähmungserscheinungen. Als Langzeitfolgen können verschiedene Arten von Gefühls– und Bewegungsstörungen auftreten. In Deutschland ging 2006 jeder dritte Todesfall auf einen Schlaganfall zurück.
Schlüssel-Schloss-Prinzip
Bezogen auf die Prozesse in einer Synapse bedeutet es, dass der chemische Botenstoff und sein Rezeptor zueinander passen müssen wie ein Schlüssel zu dem Schloss. Der Rezeptor „akzeptiert“ also nur einen ganz bestimmten Botenstoff.
Schmerzgedächtnis
Aus einem akuten Schmerz kann ein chronischer werden, wenn er längerfristig auftritt. Hier zeigt sich, wie plastisch – wie lernfähig – das Nervensystem ist: Es reichen auch schon leichte Auslöser, um eine Schmerzempfindung hervorzurufen.
Schuldfähigkeit
In neuroethischem Kontext ergibt sich das Thema „Schuldfähigkeit“ aus der Frage, ob der Mensch einen freien Willen besitzt: Nur wenn jemand eine Handlung aus freien Stücken begeht, lässt sich diese auch moralisch bewerten. Einige führende Neurowissenschaftler argumentieren auf der Basis ihrer Forschungsergebnisse, der Mensch besitze keinen freien Willen. Demnach seien selbst Straftäter nicht für ihre Handlungen verantwortlich. Würde sich diese Denkweise durchsetzen, so hätte dies neben moralischen auch erhebliche juristische Auswirkungen.
Sehbahn
Als Sehbahn wird die Verschaltung der an der visuellen Wahrnehmung beteiligten Nervenzellen bezeichnet. Bei Säugetieren zieht sie von den retinalen Ganglienzellen im Auge – als Sehnerv zum Chiasma opticum, dann als Sehtrakt – über die einzige Umschaltstelle im Corpus geniculatum laterale zum primären visuellen Cortex.
Sehnerv
Die Axone (lange faserartige Fortsätze) der retinalen Ganglienzellen bilden den Sehnerv, der das Auge auf der Rückseite an der Papille verlässt. Er umfasst ca. eine Million Axone und hat einen Durchmesser von ca. sieben Millimetern.
Sehstrahlung
Die Sehstrahlung – nach ihrem Entdecker auch Gratiolet-Sehstrahlung – verteilt die visuellen Impulse vom Corpus geniculatum laterale auf den vergleichsweise sehr großen primären visuellen Cortex.
Sehtrakt
Als Sehtrakt wird der Sehnerv bezeichnet, nachdem am Chiasma opticum die Hälfte der Fasern die Seite gewechselt hat. Er besteht allerdings immer noch aus den Axonen (langen faserartigen Fortsätzen) der retinalen Ganglienzellen. Der Sehtrakt mündet größtenteils in den Corpus geniculatum laterale.
Sekretasen
Unter Sekretasen verstehen Biochemiker Enzyme, die Proteine in kleinere Fragmente zerteilen. Sie sind in der Membran aktiv, die Zellen von ihrer Umwelt trennt. Einige Proteine durchdringen diese Membran. Wenn sie von einer Sekretase zerschnitten werden, landet ein Spaltprodukt im Inneren der Zelle, wo es beispielsweise als Signalüberträger dienen kann, während ein anderer Teil in die Umgebung gelangt. Manche Proteine – wie etwa das Amyloid-Vorläuferprotein (APP) – bieten unterschiedlichen Sekretasen unterschiedliche Angriffsstellen. Beta-Amyloid, der Hauptbestandteil seniler Plaques, entsteht, wenn das Amyloid-Vorläuferprotein nacheinander in die Zangen einer Beta– und einer Gamma-Sekretase gelangt.
Sekundärer auditorischer Cortex
Ein dem primären auditorischen Cortex (Großhirnrinde)nachgeschaltetes Areal im Temporallappen (Schläfenlappen), das vor allem mit dem Verständnis von Sprache assoziiert wird. Auch bekannt als Wernicke-Areal.
Sekundärer Botenstoff
Eine chemische Substanz, die für die Weiterleitung eines Signals innerhalb der Zelle zuständig ist. Sie wird als Reaktion auf die Aktivierung eines Rezeptors außerhalb der Zelle ausgeschüttet.
Sekundärer somatosensorischer Cortex
Der hintere Parietallappen erhält Eingänge zahlreicher anderer Cortexareale – hier werden visuelle, auditive und propriozeptive Signale zu einem Ganzen integriert, wodurch Orientierung und Bewegung im Raum ermöglicht werden. Der posterior und ventral zu S1 gelegene S2 Cortex ist ebenfalls in die bewusste Verarbeitung von Schmerz involviert.
Selbsterfüllende Prophezeiung
Bezeichnung für das Phänomen, dass bestimmte Erwartungen in Bezug auf andere Menschen deren Verhalten dahingehend beeinflussen, dass sich diese Erwartungen bewahrheiten. Wenn beispielsweise ein Lehrer einzelne Schüler als besonders leistungsstark einschätzt, kann diese Haltung der Autoritätsperson dazu führen, dass die entsprechenden Schüler ein hohes Maß an Selbstvertrauen entwickeln und infolgedessen tatsächlich außergewöhnlich gut abschneiden.
Selbstzerstörende Prophezeiung
Bezeichnung für das Phänomen, dass Menschen aus bestimmten Erwartungen in Bezug auf ein zukünftiges Ereignis heraus ihr Handeln dahingehend ändern, dass das Ereignis nicht eintritt. So kann eine Warnung vor einem Bombenanschlag als Veranlassung dienen, zusätzliches Sicherheitspersonal einzustellen, welches den Anschlag letztendlich verhindert.
Semantisches Gedächtnis
Das semantische Gedächtnis ist eine Form des deklarativen Langzeitgedächtnisses. Es speichert das Weltwissen, also Fakten, Formeln, Geographisches, Kochrezepte, etc.
Sensitivierung
Erweist sich ein Reiz – eine Berührung, ein Ton – mehrfach als wichtig, reagiert das Nervensystem künftig intensiver auf diesen Reiz. Diese Sensitivierung ist ein Lernprozess, der auch auf Zellebene stattfindet. Das Gegenteil ist die Habituation.
Sensorische Transduktion
Im Prozess der Transduktion wird ein sensorischer Reiz — wie Licht oder Berührung — in einen Nervenimpuls übertragen.
Sensorisches Neuron
Eine spezialisierte Nervenzelle die Veränderungen (wie süß, hell, laut) feststellt und die Information darüber zum zentralen Nervensystem leitet.
Septum
Die Septumkerne liegen im Bereich des Paleocortex, an der vorderen Spitze des Gyrus cinguli. Entsprechend sind sie mit Arealen der Riechrinde verbunden. Sie stehen auch über die Fornix mit dem limbischen System in Verbindung und sind in emotionale Prozesse involviert.
Serotonin
Ein Neurotransmitter, der bei der Informationsübertragung zwischen Neuronen an deren Synapsen als Botenstoff dient. Er wird primär in den Raphé-Kernen des Mesencephalons produziert und spielt eine maßgebliche Rolle bei Schlaf und Wachsamkeit, sowie der emotionalen Befindlichkeit.
SNP
SNPs bezeichnen Stellen im Erbgut, an denen bei verschiedenen Individuen derselben Art ein unterschiedlicher Baustein steht. Im menschlichen Erbgut haben Forscher knapp 200 Millionen SNPs gefunden. Sie können sowohl in DNA-Bereichen auftreten, welche die Bauanweisung für ein Protein tragen, als auch in Abschnitten mit regulatorischer oder unbekannter Funktion. SNPs verraten viel darüber, wie sich einzelne Arten entwickelt haben. SNPs, die mit bestimmten Krankheiten einhergehen, sind für die Medizin interessant.
Soma
Der Zellkörper, auch Soma genannt, ist das Stoffwechselzentrum der Zelle. Er trägt neben den Zellorganellen – zum Beispiel die Mitochondrien – auch den Zellkern mit den Erbanlagen. Vom Zellkörper gehen die Dendriten und das Axon (langer faserartiger Fortsatz von Nervenzellen) ab.
Somatosensorik
Die Somatosensorik ist die Sensorik des Körpers: Temperatur, Druck, Schmerz als typische Empfindungen der Haut. Die Somatosensorik umfasst aber auch die Tiefensensibilität, also die Lage im Raum, die Bewegung, die Stellung von Muskeln und Gelenken.
Spiegelneurone
Nervenzellen im Gehirn von Primaten, die genauso feuern, wenn ihre Besitzer eine Handlung beobachten wie wenn sie diese selbst durchführen. Anfang der 1990er waren italienische Forscher auf diese besonderen Neuronen gestoßen, als sie mit Makaken experimentierten. Später wurden Spiegelneurone auch im menschlichen Gehirn nachgewiesen. Hier kommen sie unter anderem im Broca-Areal vor, das für die Sprachverarbeitung verantwortlich ist. Die Spiegelneurone könnten eine Erklärung dafür liefern, warum wir in der Lage sind, die Gefühle und Absichten anderer nachzuvollziehen. Die Diskussion darum ist noch nicht abgeschlossen.
Spinalnerven
Als Spinalnerven werden die Nerven bezeichnet, die aus dem Rückenmark austreten. Die Zellkörper ihrer Neurone liegen in der grauen Substanz des Rückenmarks.
Spinocerebellum
Der Bereich des Kleinhirns, der den Kleinhirnwurm (Vermis) und seine angrenzenden Bereiche umfasst.
Stäbchen
Die Stäbchen sind Lichtsinneszellen mit hoher Lichtempfindlichkeit. Sie reagieren schon auf schwaches Licht und sind so für das skotopische Sehen, das Schwarz-Weiß-Sehen und das Sehen in der Dämmerung zuständig. Die Stäbchen liegen gehäuft in den äußeren Bereichen der Netzhaut und vermitteln daher keine große Sehschärfe.
Steigbügel
Der Steigbügel ist das dritte Gehörknöchelchen im Mittelohr und der kleinste Knochen im menschlichen Körper. Er überträgt seine Schwingung auf das ovale Fenster, hinter dem das Innenohr beginnt.
Stigma
Der Begriff bezeichnet eine Eigenschaft, die von der Gesellschaft oder von einer Gruppe als negativ bewertet wird und die zur Diskreditierung von Personen führt, welche diese Eigenschaft aufweisen. Stigmata können sich beispielsweise auf Mitglieder bestimmter Ethnien oder soziale Randgruppen beziehen. Auch die Diagnose einer psychischen Störung oder einer Krankheit wie AIDS kann abhängig vom sozialem Umfeld mit einer Stigmatisisierung einhergehen.
Stresshormonsystem
Bei der Stressantwort arbeiten das sympathische Nervensystem und eine Reihe von Hormondrüsen – der Hypothalamus, die Hypophyse und die Nebennierenrinde – zusammen, um den Organismus auf erhöhte Anforderungen vorzubereiten. Das sympathische Nervensystem nutzt die Hormone Adrenalin und Noradrenalin als Botenstoffe. Durch deren Aktivität steigen Atem– und Herzfrequenz an; gleichzeitig wird die Muskulatur besser durchblutet. Während der Stressreaktion schüttet die Nebennierenrinde das Hormon Cortisol aus, das als natürliche Bremse wirkt: Übersteigt die Konzentration an Cortisol im Blut einen Schwellenwert, so wird das parasympathische Nervensystem aktiviert, welches seinen Gegenspieler – das sympathische Nervensystem – dämpft.
Striatum
Eine Struktur der Basalganglien. Sie umfasst den Nucleus accumbens, das Putamen und den Nucleus caudatus. Das Striatum ist die Eingangsstruktur der Basalganglien und spielt eine tragende Rolle bei Bewegungsabläufen.
Subiculum
Das Übergangsgebiet zwischen Ammonshorn und dem entorhinalen Cortex wird als Subiculum bezeichnet.
Substantia nigra
Ein Kernkomplex im Mesencephalon, der eine wichtige Rolle bei der Bewegungseinleitung spielt. Er ist dunkel gefärbt und liegt im Tegmentum, seine Neurone stehen mit dem Basalganglien, dem Putamen und dem Nucles caudatus in Verbindung. Ein Ausfall führt zu Symptomen des Morbus Parkinson (Parkinson-Krankheit).
Substanz P
Diese Substanz wird bei Erregung der Nozizeptoren, der Schmerzrezeptoren ausgeschüttet und erhöht ihre Empfindsamkeit. Das P steht für pain (engl. Schmerz).
Subthalamischer Kern
Ein kompaktes Cluster von Nervenzellen unterhalb des Thalamus. Der subthalamische Kern gehört zum Basalgangliensystem und spielt eine Rolle bei der Impulskontrolle. Sowohl bei Zwangsstörungen als auch im Falle von Pakinson haben Ärzte bereits Behandlungserfolge erzielt, indem sie diese Region durch ein Neuroimplantat künstlich stimulierten.
Subthalamus
Der Subthalamus bildet die „zweite Etage“ des Diencephalons. Er umfasst den Nucleus subthalamicus und das Pallidum. Zuständig ist er primär für grobmotorische Prozesse.
Sulcus calcarinus
Großhirnfurche, die den medianen, nach innen gelegenen Anteil des Occipitallappens unterteilt.
Superiorer temporaler Sulcus
Bezeichnung für die oberste Furche, die den Schläfenlappen durchzieht. Unterhalb der Sylvischen Fissur gelegen markiert dieser Sulcus die Trennlinie zwischen dem Gyrus temporalis superior und dem Gyrus temporalis medius. Er ist in viele verschiedene Prozesse involviert, die vielleicht am besten mit der Differenzierung sozial relevanter Informationen zusammengefasst werden können.
Supplementär-motorisches Areal
Bereich des Assoziationsmotorcortex im Frontallappen, der an der Bewegungsplanung und Organisation von Bewegungssequenzen beteiligt ist.
Sympathicus
Ein Teil des autonomen Nervensystems, wobei der Sympathicus primär erregende Impulse vermittelt – im Gegensatz zu seinem Gegenspieler, dem Parasympathicus. Beispielsweise aktiviert der Sympathicus Atmung, Herz und Kreislauf, er erreicht aber auch die glatte Muskulatur sämtlicher innerer Organe. Das sympathische System verwendet die Neurotransmitter Acetylcholin und Noradrenalin.
Synapse
Eine Synapse ist eine Verbindung zwischen zwei Neuronen und dient deren Kommunikation. Sie besteht aus einem präsynaptischen Bereich – dem Endknöpfchen des Senderneurons – und einem postsynaptischen Bereich – dem Bereich des Empfängerneurons mit seinen Rezeptoren. Dazwischen liegt der sogenannte synaptische Spalt.
Synaptische Depression
Abschwächung der synaptischen Übertragung durch einen Rückbau an prä– und postsynaptischen Strukturen. Dies kann durch eine Gewöhnung an den Reiz, eine Habituation ausgelöst werden.
Synästhesie
Synästhesie ist Verknüpfung zweier oder mehrerer Sinneswahrnehmungen zu einer subjektiven Empfindung. Bei Synästhetikern wird beispielsweise die Zahl sieben stets mit rot in Verbindung gebracht. Synästhesien scheinen eine erbliche Komponente zu haben, sie treten jedoch auch krankheitsbedingt (z.B. Schizophrenie) oder drogeninduziert (beispielsweise durch Halluzinogene) auf.
Tau-Protein
Tau-Proteine sind vor allem im zentralen Nervensystem verbreitet. Ihre Funktion besteht darin, dass sie die Mikrotubuli stabilisieren – also jene Strukturen, welche den Zellen Form und Halt verleihen. Unter bestimmten Umständen hängen Enzyme den Tau-Proteinen zu viele Phosphatgruppen an. Dies hat zur Folge, dass die Proteine nicht mehr richtig abgebaut werden und innerhalb der Neurone toxische Aggregate bilden. Neben senilen Plaques gelten aggregierte Tau-Proteine als klassische Kennzeichen für die Alzheimer-Krankheit.
Tegmentum
Tegmentum (von lateinischen „tegere“ „bedecken“). Es handelt sich um den rückwärtigen, unter dem Aquädukt gelegenen Teil des Mittelhirns. Hier finden sich Kerne wie die Substantia nigra, Formatio reticularis, Hirnnervenkerne und der Nucleus ruber.
Tektorialmembran
Die Tektorialmembran ist eine gallertartige Schicht, in die die Cilien der Haarzellen hineinragen. Die durch den Schall verursachten Scherbewegungen zwischen Basilarmembran und Tektorialmembran wird von den Cilien registriert.
Temporallappen
Der Temporallappen ist einer der vier großen Lappen des Großhirns. Auf Höhe der Ohren gelegen erfüllt er zahlreiche Aufgaben – zum Temporallappen gehören der auditive Cortex genauso wie der Hippocampus und das Wernicke-Sprachzentrum.
Temporo-parietaler Übergang
Der Übergang zwischen dem Temporal– und dem Parietallappen – also dem Schläfen– und dem Scheitellappen – der Großhirnrinde. Hier, im posterioren Bereich der Sylvischen Fissur, werden Informationen des limbischen Systems, des Thalamus sowie des visuellen, des auditiven und des somatosensorischen Cortex integriert. Demnach bildet der temporo-parietale Übergang anatomisch und funktionell eine Schaltstelle des Gehirns, die uns zu komplexen Fähigkeiten verhilft, darunter etwa die Fähigkeit, biologische Bewegung zu erkennen oder die Fähigkeit, sich in andere Personen hineinzuversetzen.
Thalamus dorsalis
Der Thalamus ist die größte Struktur des Zwischenhirns und ist oberhalb des Hypothalamus gelegen. Der Thalamus gilt als „Tor zum Bewusstsein“, da seine Kerne Durchgangstation für sämtliche Information an den Cortex (Großhirnrinde) sind. Gleichzeitig erhalten sie auch viele kortikale Eingänge. Die Kerne des Thalamus werden zu Gruppen zusammengefasst.
Thermorezeptor
Freie Nervenendigungen, die in der Haut als Rezeptoren für Temperaturempfindungen dienen.
Tractus olfactorius
Über den Tractus olfactorius gelangen Geruchsinformationen vom kurz oberhalb der Nase gelegenen Riechkolben zum primären olfaktorischen Cortex.
Trajektorie
Ein physikalischer Begriff, der die Bahnkurve, den Weg eines Objekts beschreibt – beispielsweise eines geworfenen Objekts.
Transducin
Ein G-Protein der Fotorezeptoren der Netzhaut. Es wird aktiviert, wenn ein Photon auf ein Photopigment trifft und führt zur Schließung der Kationenkanäle im Photorezeptor. So ist es wichtiger Bestandteil der visuellen Signaltransduktionskaskade.
Transkranielle Gleichstromstimulation
Ein Therapieverfahren, bei dem mit Hilfe von Elektroden ein schwacher elektrischer Strom in das Gehirn geleitet wird. Dies soll dort die Bildung neuer Verschaltungen anregen. Entwickelt wurde die transkranielle Gleichstromstimulation ursprünglich zur Behandlung von Hirntraumata. Heute setzen Neurologen sie auch zur Linderung von Migräneattacken und Kopfschmerzen ein. Die Wirksamkeit des Verfahrens ist jedoch umstritten.
Trigeminussystem/-nerv
Entsprechend seiner wörtlichen Übersetzung “Drillingsnerv” besteht der Trigeminus aus drei Hauptästen: dem Augenast, dem Oberkieferast und dem Unterkieferast. Seinen Ursprung hat der Trigeminus im Gehirn, wo er mit vier verschiedenen Nervenkernen – drei sensiblen und einem motorischen – verknüpft ist. Über die drei Äste erreicht er weite Teile des Kopfes. Neben seiner Beteiligung an der taktilen Wahrnehmung spielt der Trigeminus auch bei der Aufnahme gustatorischer und olfaktorischer Reize eine Rolle.
Trigonum olfactorium
Am Trigonum olfactorium teilt sich der Tractus olfactorius – er bildet ein Dreieck – in die Stria olfactoria lateralis und medialis. Erstere zieht zur Area praepiriformis, während der mediale Strang zur jeweils anderen Hirnhälfte zieht.
Trommelfell
Eine dünne Membran am Ende des Gehörgangs, die durch Schallwellen in Vibration versetzt wird. Das Trommelfell bildet den Übergang vom Außenohr zum Mittelohr, es ist ca 0,1 mm dick und maximal 10 mm im Durchmesser. Anders als der Name vermuten lässt, ist es trichterförmig.
Truncothalamus
Die „unspezifischen“ Thalamuskerne, die nur wenige und nicht auf ein bestimmtes Areal reduzierte Verbindungen zum Cortex unterhalten, werden als Truncothalamus zusammengefasst. Der Truncothalamus erhält Eingänge aus der Formatio reticularis, den Basalganglien und dem Kleinhirn. Efferenzen gehen an die meisten anderen Thalamuskerne.
Tuber cinereum
Das Tuber cinereum ist ein hügelförmiges Gebiet im Hypothalamus, dem das Infundibulum, der Hypophysenstiel entspringt. Im Tuber cinereum liegen die Tuberkerne, darunter der Nucleus tuberomammillaris, der als einzige Region im Gehirn Histamin als Neurotransmitter verwendet.
Ultrakurzzeitgedächtnis
Dieses Gedächtnis erlaubt die Wiederholung eines sensorischen Inputs – eines Satzes oder eines Bildes – ohne ihn aufmerksam wahrgenommen zu haben. Jede Sinnesmodalität hat hierzu einen eigenen Speicher, der nach kürzester Zeit wieder gelöscht wird. So ist die Fähigkeit, in einem Gespräch etwas zuvor Gesagtes zu wiederholen, obwohl man es nicht mit Aufmerksamkeit belegt hat, ein Beispiel für das auditive Ultrakurzzeitgedächtnis.
Untere Olive
Die untere Olive – genauer: der Olivenkernkomplex – ist der größte Kernkomplex im Hirnstamm. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Feinabstimmung der Motorik, denn sie bildet die Verbindung zwischen motorischem Cortex und Kleinhirn.
vaskulär
Der Begriff bezeichnet Gefäße im Körper, in denen Flüssigkeiten wie Blut oder Lymphe zirkulieren. Im engeren Sinne fassen Mediziner das Netzwerk aus Venen, Arterien und Kapillaren als „vaskuläres System“ zusammen. Wenn das vaskuläre System – etwa in Folge eines Schlaganfalls – blockiert ist, gelangt weniger Blut ins Gehirn. Es wird also mit weniger Sauerstoff und anderen Nährstoffen versorgt. Dies kann zur Beeinträchtigung kognitiver Funktionen und zur Ausprägung einer „vaskulären Demenz“ führen. Nach degenerativen Demenzerscheinungen wie Alzheimer bildet die vaskuläre Demenz die zweithäufigste Form dieser Krankheitsgruppe.
Vater-Pacini-Körperchen
Relativ große Mechanorezeptoren der Unterhaut, die auf Vibration reagieren und auf diese Weise auch Beschleunigung auf der Haut registrieren.
Sie sind benannt nach dem deutschen Anatomen Abraham Vater (1684 – 1751) und dem italienischen Anatomen Filippo Pacini (1812 – 1883).
ventral
Eine Lagebezeichnung – ventral bedeutet „zum Bauch hin“ gelegen. Im Bezug auf das Nervensystem handelt es sich um eine Richtung senkrecht zur neuralen Achse, also nach unten oder nach vorne.
Bei Tieren (ohne aufrechten Gang) ist die Bezeichnung einfacher, dort bedeutet sie immer zum Bauch gelegen. Durch den aufrechten Gang des Menschen knickt das Gehirn im Bezug auf das Rückenmark ab, wodurch ventral zu „vorne“ wird.
Ventrales tegmentales Areal
Gelegen im Mittelhirn, dem obersten Abschnitt des Hirnstamms, liegt das ventrale tegmentale Areal (VTA) – ein zentraler Bestandteil des Belohnungssystems. Das Areal selbst ist nicht besonders groß, sein Einfluss jedoch immens: Die Neurone des VTA senden ihre Axone zum Nucleus accumbens und breit gefächert in den präfrontalen Cortex (PFC), wo sie den Neuromodulator Dopamin freisetzen. So verstärken sie Lernprozesse, können aber auch zur Entstehung von Süchten beitragen.
Ventrikelsystem
Ein System aus Hohlräumen im Gehirn, die mit Cerebrospinalflüssigkeit (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) gefüllt sind.
Ventromedialer präfrontaler Cortex
Anatomisch gehört der ventromediale präfrontale Cortex zum Stirnlappen der Großhirnrinde. Bei manchen Patienten mit Problemen in der Entscheidungsfindung stoßen Neurowissenschaftler auf Läsionen in dieser Hirnregion. Der ventromediale präfrontale Cortex wird auch dann aktiv, wenn wir negative Emotionen wie etwa Schuldgefühle zu unterdrücken versuchen. Er erhält Signale von vielen anderen Hirnarealen und innerviert seinerseits Amygdala, Hypothalamus sowie mehrere Bereiche des Cortex.
Vermis
Der Kleinhirnwurm ist eine unpaarige Struktur des Kleinhirns, auf der Mittellinie gelegen. Er erhält primär somatosensorische Eingänge.
Vestibularapparat
Das Gleichgewichtsorgan ist Teil des Innenohres. Es hat seine Sensoren in den Bogengängen. Als Teil des Gleichgewichtssystems spürt er kreisförmige Umdrehungen (Rotationen), Beschleunigung und Schwerkraft (Gravitation) auf.
Vestibulo-okulärer Reflex
Drehen wir den Kopf, bewegen sich die Augen automatisch in die entgegengesetzte Richtung. Dieser Reflex bewirkt, dass auch bei schnellen Kopfbewegungen ein stabiles Bild auf der Netzhaut entsteht. Ermöglicht wird das durch die Verschaltung der Bogengänge des Gleichgewichtsapparates mit den Nervenkernen der Augenmuskeln im Hirnstamm.
Vierhügelplatte
Eine Struktur am Mittelhirn, die aus zwei Hügelpaaren besteht, den oberen Colliculi superiores und den unteren Colliculi inferiores.
Visuelle Agnosie
Agnosie kann mit Nicht-erkennen übersetzt werden. Es bezeichnet Ausfälle der visuellen Wahrnehmung, ohne dass eine Blindheit vorliegt. Der Begriff stammt von Siegmund Freud. Beispiele wären die Gesichts– oder die Rindenblindheit.
Visuelle Assoziationscortices
Als visuelle Assoziationscortices werden die Bereiche bezeichnet, die nicht der primären visuellen Verarbeitung dienen, aber doch stark an der visuellen Wahrnehmung beteiligt sind. Siehe auch Was– und Wo-Bahn.
Visuelle Invarianz
Dieser Begriff bezeichnet eine phänomenale Fähigkeit unseres Gehirns: Es ist in der Lage, ein und dasselbe Objekt immer wiederzuerkennen – egal aus welchem Blickwinkel wir es betrachten und weitgehend unabhängig davon, wie stark sich das Objekt in der Zwischenzeit verändert hat. Diese Eigenschaft haben wir spezialisierten Nervenzellen des Temporallappens zu verdanken, den so genannten Jennifer-Aniston-Zellen.
Visueller Cortex
Als visueller Cortex werden die Bereiche des Occipitallappens bezeichnet, die mit der Verarbeitung visueller Information befasst sind. Dazu gehören der primäre visuelle Cortex und die assoziativen visuellen Cortices V1 bis V5. Nach Brodmann umfasst der visuelle Cortex die Areale 17, 18 und 19.
Visuelles System
Das visuelle System ist der Teil des Nervensystems, der visuelle Information verarbeitet. Es umfasst das Auge, den Sehnerv, das Chiasma opticum, den Sehtrakt, den Corpus geniculatum laterale, die Sehstrahlung, den primären visuellen Cortex und die visuellen Assoziationscortices.
Volition
Dieser Begriff der Psychologie beschreibt den kognitiven Prozess, in dem ein Individuum sich für eine Handlung entscheidet und sie ausführt. Grob gesagt könnte man Volition auch mit dem Willen gleichsetzen.
Vorderer cingulärer Cortex
Wie der gesamte cinguläre Cortex ist ist auch der vordere Bereich des limbischen Systems, das triebgesteuerte Verhaltensweisen reguliert. Bei der Schmerzwahrnehmung wird er insbesondere mit der affektiven Schmerzkomponente in Verbindung gebracht – inklusive sozialem Schmerz, wie er durch Ausgrenzung erlebt wird.
Wahrnehmung
Der Begriff beschreibt den komplexen Prozess der Informationsgewinnung und –verarbeitung von Reizen aus der Umwelt sowie von inneren Zuständen eines Lebewesens. Das Gehirn kombiniert die Informationen, die teils bewusst und teils unbewusst wahrgenommen werden, zu einem subjektiv sinnvollen Gesamteindruck. Wenn die Daten, die es von den Sinnesorganen erhält, hierfür nicht ausreichen, ergänzt es diese mit Erfahrungswerten. Dies kann zu Fehlinterpretationen führen und erklärt, warum wir optischen Täuschungen erliegen oder auf Zaubertricks hereinfallen.
Was-Bahn
Der Teil der visuellen Verarbeitungsbahn, der mit Größe, Form, Farbe und schlussendlich mit Objekterkennung befasst ist. Die Was-Bahn verläuft von V1 und V2 in die Areale des Temporallappens.
Weiße Substanz
Als weiße Substanz werden die markhaltigen Fasern des Nervensystems bezeichnet, die von einem Neuron zu einem anderen ziehen. Die weiße Färbung wird durch die Myelinumhüllung der Fasern verursacht.
Williams-Beuren-Syndrom
Beim Williams-Beuren-Syndrom handelt es sich um eine seltene Entwicklungsstörung, die genetisch bedingt ist. Den Betroffenen fehlen 26 Gene auf Chromosom 7. Eines dieser Gene ist entscheidend für die Entstehung des Bindegewebes, weshalb sich dieses bei Menschen mit Williams-Beuren-Syndrom nicht richtig ausbilden kann. Weitere Charakteristika sind vorstehende Wangenknochen, eine kugelige Nase und eine verminderte Intelligenz.
Wo-Bahn
Der Teil der visuellen Verarbeitungsbahn, der sich mit der Lokalisation und Bewegung von Objekten befasst. Die Wo-Bahn verläuft von V1 und V2 in die Areale des Parietallappens.
Zapfen
Die Zapfen sind eine Art von Fotorezeptoren der Netzhaut. Die drei unterschiedlichen S-, M– und L-Zapfen sind jeweils durch kurz-, mittel und langwellige Frequenzen des sichtbaren Lichts erregbar und ermöglichen so Farbsehen.
Zerebellärer Cortex
Die Rinde des Kleinhirns, die ebenso wie die des Großhirns aus grauer Substanz, aus Nervenzellen aufgebaut ist. Sie besteht aus drei Schichten und ist sehr stark gefaltet, wodurch sogenannte Foliae, Blätter entstehen.
Ziliarmuskel
Der Ziliarmuskel verändert durch seine Aktivität über die Zonulafasern die Form der Linse und ermöglicht so die Akkommodation (Anpassung).
Zona incerta
Zona incerta — der Name stammt von Auguste Forel und bedeutet, dass man über diesen Kern des Diencephalons nichts sicheres sagen kann. Das war 1877 und seitdem wurde immerhin entdeckt, dass die Zona incerta im gesamten Gehirn sehr gut vernetzt ist. Aber ihre Funktion bleibt unbekannt.
Zonulafasern
Die Zonulafasern liegen radiär (strahlenförmig angeordnet) um die Linse des Auges und verbinden diese mit dem Ziliarmuskel.
Zwangsstörungen
Diese Bezeichnung fasst neuropsychiatrische Erkrankungen zusammen, die sich einerseits in Form von Zwangsgedanken und andererseits in Form von Zwangshandlungen manifestieren. Die Betroffenen haben beispielsweise den Drang, sich ständig wiederkehrenden, meist angstvollen Gedanken zu widmen, sich übermäßig oft zu waschen oder ihre Mitmenschen unverhältmismäßig stark zu kontrollieren. Während Neurowissenschaftler Zwangsstörungen früher rein psychologisch zu erklären versuchten, ist man mittlerweile davon überzeugt, dass auch einige biologische Faktoren zu ihrer Entstehung beitragen, wie etwa ein gestörter Stoffwechsel verschiedener Neurotransmitter im Gehirn.
Zwillingsstudien
Zwillingspaare stellen wertvolle Studienobjekte für Humangenetiker und Psychologen dar, die herausfinden wollen, zu welchem Grad bestimmte Eigenschaften genetisch bedingt sind und welche Rolle die Umweltbedingungen spielen. Hier ist von besonderem Interesse, um wie viel ähnlicher sich eineiige Zwillinge im Vergleich zu zweieigen Zwillingen sind.
Das Ausmaß genetischer Ähnlichkeit unterscheidet sich zwischen eineiigen (100 Prozent) und zweieiigen Zwillingen. Sie leben aber in einer ähnlichen Umwelt, daher kann man aus dem Ausmaß der stärkeren Ähnlichkeit bei zweieigen im Vergleich zu eineiigen Zwillingen den genetischen Anteil von Intelligenz schätzen. In diesem Fall wurde er, je nach Studie, zwischen 50 und 80 Prozent beziffert – je nachdem, ob die Umweltunterschiede in der Population (Gesundheitsversorgung, Zugang zu Bildung) groß oder klein sind.