Frage an das Gehirn
Kann man sich schlau essen?
Veröffentlicht: 21.09.2011
Die Ernährung hat entscheidenden Einfluss auf unsere Gesundheit. Aber kann sie auch die Gehirnleistungen positiv beeinflussen? Gibt es Lebensmittel, die uns klug machen?
Die Antwort der Redaktion lautet:
Fernando Gómez-Pinilla, Professor für Physiologie an der Universität von Kalifornien in Los Angeles: Man kann sich zumindest ein bisschen schlauer essen. Die richtige Diät kann aus einem durchschnittlichen Menschen keinen hochintelligenten machen, aber was wir essen kann die Arbeit unseres Gehirns sehr wohl verbessern. Das geht nicht von heute auf morgen und die Effekte sind nicht riesig. Aber inzwischen ist klar, dass Ernährung einen großen Einfluss auf das Gehirn hat.
Zum einen spielt oxidativer Stress im Gehirn eine große Rolle. Das bedeutet, wenn bestimmte Sauerstoffverbindungen, die sehr reaktiv sind, in hohen Mengen vorliegen, dann können sie die Nervenzellen schädigen. Substanzen, die als Antioxidantien bezeichnet werden, können diese freien Radikale fangen und damit den oxidativen Stress verringern. Dadurch können sie die Nervenzellen schützen und die Arbeit des Gehirns verbessern. Solche Antioxidantien finden sich zum Beispiel in Beeren, etwa in Blaubeeren und Erdbeeren. Ein anderes Molekül, das auf diese Art und Weise wirkt, ist Curcumin, das in Kurkuma vorkommt, einem wichtigen Bestandteil von Currygewürz. In Tierexperimenten kann Curcumin etwa die Gedächtnisleistungen von Mäusen verbessern, die an einer Alzheimer-ähnlichen Erkrankung leiden.
Einen anderen wichtigen Effekt haben Omega-3-Fettsäuren, die vor allem in Fisch und in Nüssen vorkommen, wie die Docosahexaensäure (DHA). DHA ist einer der wichtigsten Bestandteile der Zellmembran von Neuronen. Für diese Zellen ist DHA also so etwas wie die Ziegelsteine für ein Haus. Wenn der Körper genug dieser Fettsäure zur Verfügung hat, dann profitieren alle Prozesse, die im Gehirn ablaufen davon. In der Embryonalentwicklung und der frühen Kindheit, wenn das Gehirn wächst, ist es deshalb besonders wichtig, dem Körper genug DHA zu geben.
Umgekehrt sind gesättigte Fettsäuren, wie sie zum Beispiel in Fast Food häufig vorkommen, für das Gehirn nicht so gut. Sie erhöhen den oxidativen Stress und außerdem reduzieren sie auch die vorhandene Menge des Moleküls BDNF (brain derived neurotrophic factor), das beim Lernen und beim Gedächtnis eine wichtige Rolle spielt.
Insgesamt ist der Effekt der Ernährung auf das Gehirn sehr schwer zu messen, weil so viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen. Es gibt aber genügend Studien, um davon auszugehen, dass eine gute Ernährung unsere Chance erhöht, dass unser Gehirn gut funktioniert und wir gut denken können. Das gilt besonders ab dem Alter von 40 oder 45 Jahren, wenn die Abbauprozesse im Gehirn beginnen. Vieles ist in diesem Bereich aber noch unklar und wir versuchen gerade, einige dieser Fragen zu beantworten.
Aufgezeichnet von Kai Kupferschmidt
Neuron
Neuron/-/neuron
Das Neuron ist eine Zelle des Körpers, die auf Signalübertragung spezialisiert ist. Sie wird charakterisiert durch den Empfang und die Weiterleitung elektrischer oder chemischer Signale.
Neuron
Neuron/-/neuron
Das Neuron ist eine Zelle des Körpers, die auf Signalübertragung spezialisiert ist. Sie wird charakterisiert durch den Empfang und die Weiterleitung elektrischer oder chemischer Signale.
Gedächtnis
Gedächtnis/-/memory
Gedächtnis ist ein Oberbegriff für alle Arten von Informationsspeicherung im Organismus. Dazu gehören neben dem reinen Behalten auch die Aufnahme der Information, deren Ordnung und der Abruf.