Frage an das Gehirn
Warum machen Schokoriegel gute Laune?
Veröffentlicht: 24.04.2022
Ist eigentlich bekannt, wie Schokolade im Gehirn bewirkt, dass wir gute Laune bekommen?
Die Antwort der Redaktion lautet:
Prof. Dr. habil. Dipl. Michael Schaefer: Professor für Neuropsychologie an der Fakultät Naturwissenschaften an der Medical School Berlin (MSB), Hochschule für Gesundheit und Medizin: Dass Schokolade glücklich machen soll, ist eine weit verbreite Annahme. Hintergrund ist, dass Schokolade und Kakao Tryptophan enthalten. Tryptophan ist eine essentielle Aminosäure, die der Körper in Serotonin umwandelt. Serotonin ist ein Neurotransmitter, der sich unter anderem positiv auf die Stimmung auswirkt, uns also zufrieden und ‚glücklich’ macht. Nur ist die Konzentration in Schokolade und Kakao insgesamt so gering, so dass wir schon eine sehr große Anzahl von Schokotafeln oder Schokoriegeln verputzen müssten, bis sich das bemerkbar machen würde. Die meisten Studien zeigen hier keinen nachweisbaren Effekt. Tryptophan als Vorstufe von Serotonin ist auch in anderen Lebensmitteln enthalten, wie zum Beispiel Bananen. Aber auch hier wäre der Anteil viel zu gering für einen spürbaren Effekt.
Dnkbar ist, dass auch eher der Zucker im Schokoriegel einen Effekt hat. Zucker hat Auswirkung auf die Insulinproduktion, was dazu führt, dass sich auch der Serotonin- und Dopaminspiegel erhöht. Belegt ist zudem, dass Zucker die Produktion bestimmter Stresshormonen senkt.
Davon abgesehen kann der Verzehr von Schokolade und Schokoriegeln durchaus gute Laune machen. Aber das liegt nicht am Tryptophan, sondern vielmehr an unserer Erwartungshaltung, dass wir vom Verzehr gute Laune bekommen. Es ist q uasi ein Placebo-Effekt. Oder wir verknüpfen den Verzehr von Schokolade oder anderen Süßigkeiten mit angenehmen Erinnerungen aus unserer Kindheit, wie beispielsweise Weihnachten oder Ostern, also an Situationen, in denen wir uns wohl gefühlt haben. Alleine das Gefühl, wenn Schokolade auf der Zunge schmilzt, ruft schon positive Emotionen hervor. Das sind aber eher psychologische Effekte, bei denen natürlich unser Belohnungssystem im Gehirn reagiert.
Psychologisch sehr interessant und auch wissenschaftlich durch zahlreiche Studien belegt, sind die psychologischen Effekte des Verzehrs von süßen Snacks generell. In Untersuchungen ließ sich nachwiesen, dass Menschen, die einen süßen Snack verzehrt haben, im Vergleich zu Menschen, die einen salzigen Snack zu sich nahmen, deutlich hilfsbereiter sind. Außerdem Stufen studienteilnehmer auch Gesichter nach dem Verzehr von süßen Snacks als attraktiver ein. Und zwar so viel attraktiver, dass die Probanden sich vorstellen konnten, mit diesem Menschen einen Kaffee trinken zu gehen. Da gibt es auf jeden Fall eine romantische Assoziation. Möglicherweise ist es so, dass wir schon in sehr früher Kindheit die Verbindung geknüpft haben, dass süßer Geschmack etwas mit Vertrauen, Liebe und Freundlichkeit zu tun hat. Möglicherweise hat auch die süße Muttermilch etwas damit zu tun. Auch in der Sprache drückt sich das zum Beispiel in der Wahl von Kosenamen aus.
Zusammengefasst haben die Inhaltsstoffe von Schokolade oder Schokoriegel keine nachweisbar glücklichmachende Wirkung. Was wir aber mit dem Verzehr von Süßem verbinden, schon. Wir verknüpfen das mit schönen Momenten, finden andere attraktiver und hilfsbereiter. Und anderen zu helfen, macht nachweislich ja auch glücklich.
Aufgezeichnet von Anke Lorenz-Hoppe
Emotionen
Emotionen/-/emotions
Unter „Emotionen“ verstehen Neurowissenschaftler psychische Prozesse, die durch äußere Reize ausgelöst werden und eine Handlungsbereitschaft zur Folge haben. Emotionen entstehen im limbischen System, einem stammesgeschichtlich alten Teil des Gehirns. Der Psychologe Paul Ekman hat sechs kulturübergreifende Basisemotionen definiert, die sich in charakteristischen Gesichtsausdrücken widerspiegeln: Freude, Ärger, Angst, Überraschung, Trauer und Ekel.