Question to the brain
Warum verläuft vieles zwischen Gehirn und Körper über Kreuz?
Published: 29.03.2014
Beim Menschen sind die Hirn– und Körperhälften über Kreuz miteinander verknüpft: Die linke Gehirnhälfte steuert die rechte Köperseite und umgekehrt. Doch warum ist das überhaupt so?
The editor's reply is:
Antwort von: Onur Güntürkün, Professor für Biopsychologie an der Ruhr-Universität Bochum.
Das Gehirn ist in zwei Hälften unterteilt, in die so genannten Hemisphären der Großhirnrinde. Bei Menschen und vielen anderen Tieren sind die Hirn– und Körperhälften über Kreuz verknüpft: Die linke Gehirnhälfte steuert viele Funktionen der rechten Körperseite und umgekehrt. Dadurch zeigen sich bei Menschen mit einer Schädigung der linken Gehirnhälfte etwa durch einen Schlaganfall die Auswirkungen vor allem im rechten Körperbereich. Sie können beispielsweise ihren rechten Arm nicht mehr bewegen.
Doch warum verläuft vieles zwischen Gehirn und Körper über Kreuz? Die historisch älteste Erklärung stammt von dem spanischen Mediziner Santiago Ramón y Cajal. Sie bezieht sich auf die Kreuzung der Sehnervenfasern. Sein Argument: Wenn die Sehnervenfasern sich nicht kreuzen würden, könnte die Außenwelt im Gehirn nicht korrekt wie in einem „Kopfkino“ repräsentiert werden. Cajals Erklärung hat sich mittlerweile aus vielen Gründen als falsch herausgestellt, unter anderem weil wir die Welt gar nicht wie einen Film in unserem Gehirn repräsentieren.
Die heute eher herangezogene wissenschaftliche Erklärung führt uns in eine Zeit lange vor der unseren zurück. In dieser Zeit lebten Wirbeltiere im Wasser, besaßen einen wurmförmigen Körper und ihr Gehirn bestand aus nicht viel mehr als aus einem Rückgrat und dem Hirnstamm. Ein solches Tier verfügte wahrscheinlich auch gar nicht über die komplexen Linsenaugen, wie wir sie heute haben. Es hatte primitive Augen, mit denen es vermutlich nichts anderes als Licht und Schatten wahrnehmen konnte.
Wenn ein Feind auf das Tier zugeschwommen kam, bedeutete das für unser Tier, dass ein Schatten größer wurde. Um sich von seinem Feind abzuwenden, musste es auf der gegenüberliegenden Seite der stimulierten „Augen“ den Körper verkürzen. Wenn also der visuelle Reiz von der rechten Seite kam, musste es so schnell wie möglich auf der linken Gegenseite die Muskeln zusammenziehen, um die Fluchtbewegung einzuleiten. Zu diesem Zweck musste es eine Sehnervenkreuzung geben. In diesem Fall von dem rechten rudimentären Auge zu Muskelgruppen der linken Seite. Das ist die kürzeste Verbindung, um die Muskelgruppen der gegenüberliegenden Körperseite zu aktivieren.
Ob es tatsächlich so gewesen ist, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Aber es ist eine mögliche Erklärung.
Antwort aufgezeichnet von Christian Wolf
Schlaganfall
Schlaganfall/Apoplexia cerebri/stroke
Bei einem Schlaganfall werden das Gehirn oder Teile davon zeitweilig nicht mehr richtig mit Blut versorgt. Dadurch kommt es zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff und dem Energieträger Glukose. Häufigster Auslöser des Schlafanfalls ist eine Verengung der Arterien. Zu den häufigsten Symptomen zählen plötzliche Sehstörungen, Schwindel sowie Lähmungserscheinungen. Als Langzeitfolgen können verschiedene Arten von Gefühls– und Bewegungsstörungen auftreten. In Deutschland ging 2006 jeder dritte Todesfall auf einen Schlaganfall zurück.
Hirnstamm
Hirnstamm/Truncus cerebri/brainstem
Der „Stamm“ des Gehirns, an dem alle anderen Gehirnstrukturen sozusagen „aufgehängt“ sind. Er umfasst – von unten nach oben – die Medulla oblongata, die Pons und das Mesencephalon. Nach unten geht er in das Rückenmark über.
Chiasma opticum
Sehnervkreuzung/Chiasma opticum/optic chiasma
Das Chiasma opticum ist eine kreuzförmige Verbindung zwischen den Sehnerven, an der jeweils 50% der Sehnervenfasern die Seite wechseln.
Auge
Augapfel/Bulbus oculi/eye bulb
Das Auge ist das Sinnesorgan zur Wahrnehmung von Lichtreizen – von elektromagnetischer Strahlung eines bestimmten Frequenzbereiches. Das für den Menschen sichtbare Licht liegt im Bereich zwischen 380 und 780 Nanometer.