Question to the brain

Warum weinen manche Menschen, wenn sie glücklich sind?

Questioner: Stefanie S.

Published: 30.01.2016

Freudentränen – ein merkwürdiges Wort für ein merkwürdiges Verhalten. Warum weinen manche Menschen vor Glück — und andere nicht?

The editor's reply is:


Ph.D. Oriana R. Aragón, Department of Psychology, Yale University: „Ich weine nur, weil ich so glücklich bin!“ Diesen Satz hat sicher jeder von uns schon einmal gehört oder sogar selber gesagt. Menschen, die Freudentränen vergießen, sehen traurig aus, sind aber eigentlich über die Maßen glücklich. Zu dem Phänomen der scheinbar gegensätzlichen Emotionen forsche ich: Was passiert, wenn wir Freudentränen bei anderen sehen oder sie selber weinen? Wer ist besonders anfällig und warum gibt es Freudentränen überhaupt?

In unserer neuesten Studie, über die wir im Psychological Science Journal berichten, geht es um so genannte dimorphe Gefühlsausdrücke – das heißt um Gefühle, die wir mit gegenteiligen emotionalen Reaktionen erleben. Im Falle der Freudentränen empfinden wir positive Gefühle wie Glück, Erleichterung, Erfolg oder Dankbarkeit sehr intensiv. Einerseits kann sich das in einem Lachen zeigen, also in einem positiven Gefühlsausdruck, gleichzeitig aber auch im Weinen, das eigentlich mit negativen Gefühlen assoziiert ist.

Werfen wir einen Blick darauf, wann wir Tränen als ein positives Zeichen deuten müssen: Freudentränen und andere dimorphe Gefühlsausdrücke wie nervöses Lachen treten in extrem emotionalen Momenten auf. Bisher habe ich keinen Hinweis auf diese Art von Emotionalität gefunden, wenn Menschen nur ein bisschen glücklich oder ein bisschen aufgeregt waren. Meine Forschung hat gezeigt, dass Menschen, die ihre Emotionen generell sehr intensiv wahrnehmen, anfälliger sind für gegensätzlichen Gefühlsausdrücke. Sie zeigen eine solche widersprüchliche Reaktion zum Beispiel auch dann, wenn sie vom Anblick eines Kindes überwältigt sind und ihm aus lauter Entzücken in die Wange zwicken – eine Geste, die in diesem Context zwar liebevoll, sonst aber auch aggressiv gemeint sein kann.

Die Frage nach dem Warum ist noch nicht endgültig geklärt. Zurzeit überprüfen wir jedoch folgende Hypothesen: Da den Freudentränen ein intensives positives Gefühl vorausgeht, können die Tränen zunächst als eine Art Gegenspieler wirken. Das Weinen ist damit der Versuch, die emotionale Balance wiederherzustellen, und die überwältigenden Gefühle werden für einen selbst wieder greifbar. Als ein Mittel der Kommunikation können Freudentränen außerdem anderen zeigen, dass wir mit einer Situation emotional überfordert sind. Unsere Mitmenschen können darauf reagieren, indem sie dem Weinenden Zeit geben, seine Fassung wiederzuerlangen, oder ihm mitfühlend den Arm um die Schultern legen. Dank dieser Unterstützung kann sich die weinende Person wieder beruhigen.

Rein intuitiv betrachtet sind Freudentränen zwar merkwürdig, doch sie helfen uns, unsere Gefühle zu regulieren und erlauben anderen einen Zugang zu unserem inneren Erleben. Alles in allem sind die Kontrolle über unsere eigene Gefühlswelt und die Kommunikation darüber mit anderen Grundpfeiler unseres sozialen Miteinanders. Traut euch also aus lauter Freude zu weinen, wenn euch danach ist. Das ist normal und tut uns gut!

Aufgezeichnet von Franziska Müschenich

Emotionen

Emotionen/-/emotions

Unter „Emotionen“ verstehen Neurowissenschaftler psychische Prozesse, die durch äußere Reize ausgelöst werden und eine Handlungsbereitschaft zur Folge haben. Emotionen entstehen im limbischen System, einem stammesgeschichtlich alten Teil des Gehirns. Der Psychologe Paul Ekman hat sechs kulturübergreifende Basisemotionen definiert, die sich in charakteristischen Gesichtsausdrücken widerspiegeln: Freude, Ärger, Angst, Überraschung, Trauer und Ekel.

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Unter „Emotionen“ verstehen Neurowissenschaftler psychische Prozesse, die durch äußere Reize ausgelöst werden und eine Handlungsbereitschaft zur Folge haben. Emotionen entstehen im limbischen System, einem stammesgeschichtlich alten Teil des Gehirns. Der Psychologe Paul Ekman hat sechs kulturübergreifende Basisemotionen definiert, die sich in charakteristischen Gesichtsausdrücken widerspiegeln: Freude, Ärger, Angst, Überraschung, Trauer und Ekel.

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