Frage an das Gehirn

Wie wirken sich Darmbakterien auf die Stimmung aus?

Fragesteller/in: Stefanie R. aus Biberach

Veröffentlicht: 30.01.2022

Bakterien im Darm sollen sich auf das Wohlbefinden auswirken. Wie das? Und hilft es, wenn ich jeden Tag probiotischen Joghurt löffle?

Die Antwort der Redaktion lautet:

Antwort von Prof. Dr. Undine Lang, Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel: Es leben viele Milliarden von Bakterien in unserem Darm. Und fast all diese Organismen haben ein hohes Interesse daran, dass wir gesund bleiben. Wir sind also wie ein Ökosystem.

Die Bakterien in unserem Darm verarbeiten die Nahrung, die wir zu uns nehmen, und bilden daraus verschiedene Vitamine, Hormone und Nervenbotenstoffe, zum Beispiel Serotonin, das gegen Depressionen hilft. So unterstützen sie nicht nur das Immunsystem und schirmen uns vor schädlichen Keimen ab. Sie wirken auch auf die rege Kommunikation zwischen Hirn und Darm ein. Der Darm kann über Hormone und Nervenverbindungen mit dem Gehirn kommunizieren und steuert damit Ängste, Lernverhalten, das Verlangen nach bestimmten Stoffen (Cravings) und Gefühle mit.

Bei depressiven Menschen ist die Bakterienlandschaft im Darm verändert und gewisse Bakterienstämme sind unterrepräsentiert. Diese kann man zum Beispiel durch Einnahme von Probiotika wieder anreichern und damit bessert sich dann auch die Stimmung, wie in einigen Untersuchungen festgestellt wurde. Joghurt enthält diese Bakterien auch und tatsächlich gibt es eine Studie aus Japan, die gezeigt hat, dass täglicher Joghurtkonsum die Stimmung verbessert hat. Allerdings weiß man noch zu wenig, um hier wirklich eine klinische Empfehlung zu geben. Dafür bräuchte es viele Placebo-kontrollierte Studien, die zu dem gleichen Ergebnis kommen, während sich bei denjenigen Probanden, die als Placebo Joghurt ohne die fraglichen Bakterien essen, die Stimmung weniger deutlich bessern sollte.

Was man auch beobachtet hat: Manche Ernährungformen können der Depression prophylaktisch entgegenwirken, zum Beispiel  die mediterrane Kost. Diese besteht aus viel Olivenöl, Obst und Gemüse, Fisch, Nüssen und wenig Fleisch und noch weniger prozessiertem Fleisch. Wie genau die mediterrane Kost die Darmbakterien beeinflusst, wissen wir allerdings noch nicht. Dies wird Inhalt weiterer Forschungen in diesem Bereich sein.

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