Checkliste für das perfekte Weihnachtsgeschenk
Welch‘ ein Dilemma: Erst überlegt man ewig, was man zu Weihnachten verschenkt, dann hetzt man ins Geschäft, gibt ein Vermögen aus – trotzdem freuen sich die Beschenkten nicht. Wie sich Frustration unterm Tannenbaum vermeiden lässt, wissen Forscher.
Wissenschaftliche Betreuung: Prof. Dr. Hauke Heekeren
Veröffentlicht: 30.11.2012
Niveau: mittel
Psychologen, Sozialwissenschaftler und Konsumforscher untersuchen die Psychologie des Schenkens. Aus einigen Studien lassen sich Empfehlungen ableiten, worauf man achten sollte, wenn man Weihnachtsgeschenke besorgt. Die Checkliste in Kürze:
- Seien Sie nicht knausrig!
- Seien Sie aber auch nicht zu spendabel!
- Schenken Sie, was auf dem Wunschzettel steht! Aber lassen Sie vorher die Liste kürzen!
- Bedenken Sie, dass ein Geschenk an den Partner aussagt, wie viel Zeit Sie der Beziehung noch geben!
- Je näher der Beschenkte Ihnen steht, desto symbolischer sollte Ihr Geschenk sein!
- Sie dürfen auch etwas weiterverschenken!
- Packen Sie das Geschenk ein!
In einer Familie kaufen vor allem die Frauen die Geschenke ein: Das belegte bereits 1954 eine Studie in Nordamerika. Zwei Erklärungsansätze haben Wissenschaftler in den vergangenen Jahrzehnten diskutiert: Weihnachten ist ein Fest, das zu Hause und in der Familie gefeiert wird – und Frauen verkörperten diese Werte nun einmal eher als Männer; und Frauen würden sich auch eher genötigt sehen, weil sie als Shopping-Experten gelten. Wenn die Frau also das Geschenke-Besorgen als Zwang empfindet, dann sollte auch der Herr des Hauses losziehen und mit vollen Einkaufstüten wiederkommen, rät Marketingforscherin Eileen Fischer von der kanadischen York University in einem Fachaufsatz mit dem Titel „Ich shoppe, also bin ich“. Wenn die Frau hingegen gerne für den Weihnachtsgabentisch einkaufen geht, dann gönnen Sie ihr den Spaß. Immerhin schreibt Fischer auch: „Weihnachtsgeschenke einzukaufen bietet für Frauen die Möglichkeit, zwei Dinge zu untermauern: ihre Weiblichkeit und ihre Kompetenz in einer Rolle, die kulturell Frauen zugewiesen wird.“
Jedes Jahr aufs Neue ist es eine echte Herausforderung: Geschenke zu finden, über die sich die Beschenkten auch wirklich freuen. Damit das Weihnachtsfest für Sie und Ihre Lieben ein Fest der Freude und nicht der Enttäuschungen wird, haben wir aus wissenschaftlichen Studien eine Reihe von Tipps für das perfekte Geschenk herausgesucht.
Seien Sie nicht knausrig!
230 Euro möchte der Deutsche dieses Jahr durchschnittlich für Weihnachtsgeschenke ausgeben – 17 Euro mehr als im Vorjahr. Das ist das Ergebnis einer Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young, die Anfang November 2012 veröffentlicht wurde. Erstmals stehen Geldgeschenke und Gutscheine auf Platz 1 der Einkaufsliste. Trotz Wirtschaftskrise und Zukunftssorgen: Seien Sie tatsächlich nicht (zu) knausrig! Das empfiehlt die Glücksforscherin Elizabeth Dunn von der University of British Columbia. Sie erforscht, inwieweit Geld glücklich macht. In einer Studie von 2010 gab die Psychologin jedem ihrer Versuchsteilnehmer zehn US-Dollar und bat diese, selbst zu entscheiden, wie viel sie verschenken möchten und wie viel sie behalten wollen. Das Ergebnis: „Je mehr Geld sie weitergaben, desto positiver waren ihre Gefühle“, schreiben die Forscher. Umgekehrt war es so: „Je mehr Geld sie für sich behielten, desto mehr schämten sie sich.“ Dunn und ihr Team fanden außerdem heraus, dass das Schamgefühl nach dem Experiment mit einem erhöhten Level des Stresshormons Cortisol einherging. Dabei hat man im Advent und an den Weihnachtsfeiertagen schon genug Stress.
Cortisol
Cortisol/-/cortisol
Ein Hormon der Nebennierenrinde, das vor allem ein wichtiges Stresshormon darstellt. Es gehört in die Gruppe der Glucocorticoide und beeinflusst im Körper den Kohlenhydrat– und Eiweißstoffwechsel.
Seien Sie aber auch nicht zu spendabel!
Der Sohn möchte den lang ersehnten mp3-Player? Schenken Sie das Teil – aber bitte ohne Gutschein für Musik-Downloads. So paradox das auch klingen mag: Geld zu investieren, damit ein Geschenk teurer aussieht, ist kontraproduktiv. Das hat die Konsumforscherin Kimberlee Weaver von der Virginia Tech 2012 nachgewiesen: Der Beschenkte glaube dann, dass das eigentliche Geschenk preiswerter war – und somit weniger wert, als es tatsächlich ist.
Schenken Sie, was auf dem Wunschzettel steht! Aber lassen Sie vorher die Liste kürzen!
Wer kein Risiko eingehen möchte, überlegt nicht lange, sondern schenkt einfach, was auf dem Wunschzettel steht. Das ist gar nicht mal verkehrt, denn mehrere Studien haben gezeigt: Beschenkte sind dankbarer für jene Geschenke, die sie sich explizit gewünscht haben, als für Geschenke, die nicht auf ihrem Wunschzettel standen. Auch wenn der Schenkende der Ansicht ist, dass beide Geschenke – die erbetenen und die nicht erbetenen – gleich stark gewürdigt werden sollten. Die Professorin für Betriebswirtschaftslehre Francesca Gino von der Harvard Business School erklärt das Dilemma: „Der Schenkende erwartet, dass der Empfänger die ungewünschten Geschenke als durchdachter und aufmerksamer ansieht, als dieser es tatsächlich tut.” Der Beschenkte hingegen fühle sich und seine Wünsche in solch einer Situation nicht wahrgenommen. Deswegen reagiere er mitunter frustriert statt dankbar. Als Ausweg aus dem Dilemma empfiehlt Gino: „Wenn der zu Beschenkende nur ein ganz bestimmtes Präsent erbittet, statt eine Liste mit möglichen Geschenken abzugeben, dann wird der Schenkende eher bereit sein, das begehrte Geschenk zu kaufen.“
Je näher der Beschenkte Ihnen steht, desto symbolischer sollte Ihr Geschenk sein!
Das Ehepaar, das gerade Silberhochzeit gefeiert hat, schenkt sich andere Dinge als zwei junge Frauen, die sich im Büro vor kurzem angefreundet haben. Klingt einleuchtend – und ist wissenschaftlich bestätigt. Der Konsumpsychologe Andrew Parsons von der neuseeländischen Auckland University of Technology hat mit Kollegen herausgefunden: Was der eine dem anderen schenkt, hängt davon ab, welche Art Beziehung zwischen beiden besteht, wie lange es diese schon gibt und wie stark die Verbindung ist. Insgesamt 250 Menschen hatten die Wissenschaftler beobachtet. In einer Studie von 2011 schrieben sie daraufhin: „Menschen bevorzugen von ihnen nahe stehenden Personen Geschenke mit einem größeren symbolischen Wert. Menschen, die sich noch nicht so lange kennen, aber eine starke emotionale Verbindung haben, bevorzugen Geschenke, die zunächst einmal funktional sind.“ Wichtig: Die Vorlieben des Beschenkten ändern sich, wenn sich die Beziehung zur schenkenden Person ändert.
Bedenken Sie, dass ein Geschenk an den Partner aussagt, wie viel Zeit Sie der Beziehung noch geben!
Wenn eine Frau ihrem Partner das falsche Geschenk kauft, ist die Beziehung in Gefahr: „Von der trenne ich mich bald!“, denkt sich der männliche Part. Wenn aber ein Mann seiner Freundin das falsche Geschenk kauft, dann beschreibt sie die Beziehung mitunter so rosig, wie sie es nicht einmal bei einem ganz passablen Geschenk täte. Klingt unlogisch? Wo doch Frauen beim Thema Geschenke so sensibel sind? Ist aber so tatsächlich geschehen – in einem Experiment von Elizabeth Dunn. Die Erklärung der Psychologin: Geschenke gelten als Zeichen, wie ähnlich man sich ist. Schlechtes Geschenk – schlechte Perspektive für die Beziehung. Da waren die Männer in Dunns Experiment wohl realistisch. Frauen hingegen hätten das miese Präsent als Angriff auf ihre Beziehung angesehen und deswegen eine psychologische Verteidigung aufgebaut, schreibt das Team um Dunn in einer Studie von 2008. Also überhöhten die mies beschenkten Damen die Ähnlichkeiten mit ihrem Partner und blickten zuversichtlicher in die Zukunft.
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Sie dürfen auch etwas weiterverschenken!
Sie haben vom Geburtstag oder vom letzten Weihnachten noch ein Geschenk im Keller liegen, mit dem Sie einfach nichts anfangen können? Sie dürfen Geschenke weiterverschenken, findet Elizabeth Ormandy. Die Neuseeländerin hat Wirtschaftsmanagement studiert und ihre Masterarbeit über das Weiterverschenken geschrieben. Beim Weiterverschenken müsse man nur ein paar Dinge beachten: Das Geschenk muss unbenutzt und möglichst in der Originalverpackung sein – also so aussehen, als ob es gerade neu gekauft wurde. Es sollte etwas Allgemeines sein, etwas, das nicht personalisiert ist und auch keinen ideellen Wert hat. Der Beschenkte sollte einem nicht sonderlich nahe stehen. Deswegen sei das Weiterverschenken gerade bei „schwierigen Empfängern“ wie älteren, entfernten Verwandten „sozial akzeptabel”, heißt es in Ormandys Masterarbeit. Dass man sich trotzdem schuldig fühle, sei normal. Immerhin wird man aber auch entschädigt: Man spart Zeit und Geld.
Last but not least: Packen Sie das Geschenk ein!
Geschenkpapier ist Umweltverschmutzung, glauben Sie? Selbst wenn: Geschenke müssen unbedingt eingepackt werden, denn erst die Verpackung signalisiert: Achtung, hier kommt ein Geschenk – das ist kein Lohn, kein Geschäft, sondern ganz uneigennützig! Warum es beim Schenken zunächst einmal auf die Verpackung ankommt, haben Marketingforscher um Chris Dubelaar von der Bond University in Australien untersucht: „Erstens mögen es die Beschenkten lieber, ein Geschenk zu bekommen, das verpackt ist“, schreiben die Wissenschaftler 2009. „Zweitens gibt es eine individuelle und soziale Vorstellung, wie ein Geschenk auszusehen hat.“ Eine der befragten Personen sagte: Ohne Papier sei ein Geschenk nicht komplett. Doch Vorsicht: Braunes Packpapier zählt nicht als Geschenkpapier! Da werde das Präsent als „nacktes Geschenk“ wahrgenommen. Und ob ein Geschenk nackt ist oder angezogen, das sage viel aus, schreiben die Forscher weiter: „Ein nacktes Geschenk kann andeuten, dass die Beziehung zwischen Schenkendem und Beschenktem wenig Wert hat oder dass der Gebende nicht persönlich in das Geschenk investieren mag.“
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zum Weiterlesen:
- Gino, F. et al.: Give them what they want: The benefits of explicitness in gift exchange. Journal of Experimental Social Psychology. 2011; 47 (5):915 – 922. (zum Abstract).
- Parsons, A. G. et al.: Gift exchange: benefits sought by the recipient. In: International Journal of Sociology and Social Policy. 2011; 31 (7/8):411 – 423. (zum Abstract).
Schlechte Geschenke des Partners würden von Frauen als "Angriff auf die Beziehung" interpretiert, was dazu führt, dass sie in Hinblick auf die Zukunft zuversichtlicher sind? Auch wenn das schlechte Geschenk als Indikator dafür gesehen wird, dass die "Ähnlichkeit" gerade nicht gegeben ist, warum sollte dieses Zeichen positiv aufgenommen werden? (Oder wird es gar nicht positiv aufgenommen und lediglich die Folge des unpassenden Geschenks ist positiv für die Beziehung?)
Und dann kann man immer noch fragen: Warum interpretieren Männer einer unpassendes Geschenk nicht genauso?
Weder die Frau, noch der Mann reagiert meine Meinung nach so, wie da beschieben ist.
Wie sie auf unpassende Geschenke reagieren hängt bei beider Geschlechter davon ab, wie lange sie schon zusammen sind, wie gut die Beziehung , wie groß die Liebe ist usw.
die eine Studie von Elizabeth Dunn ist verwunderlich, in der Tat. Von den 32 heterosexuellen Versuchspaaren kann man sicher nicht auf jede Beziehung schließen. Ein schlechtes Geschenk ist jedenfalls für beide Seiten ein schlechtes Zeichen. Männer konnten das auch als solches wahrnehmen - Frauen hingegen wollten das eher nicht wahrhaben. Deswegen reagierten sie im Experiment mit "Schön-Reden". Dieses Schön-Reden war dann so "erfolgreich", dass die Frauen gleich die gesamte Partnerschaft rosiger darstellten.
Woher der Geschlechter-Unterschied kommt? Nun, Männer sind beim Schenken wohl rationaler und pragmatischer - Frauen sensibler. Wohl deshalb mochten sie sich im Experiment nicht von einem vermeintlich falschen Präsent beleidigen lassen.
Viel Glück bei Ihrem Weihnachtsshopping!