Morbus Alzheimer
„Geisteskrankheiten sind Gehirnkrankheiten.“ Dieses Credo des Berliner Nervenarztes Wilhelm Griesinger, 1845 formuliert, teilte auch Alois Alzheimer. Als Forscher und Psychiater – man nannte ihn den „Irrenarzt mit Mikroskop“ – entdeckte er 1906 die biologischen Spuren der nach ihm benannten Demenzkrankheit: Flecken (Plaques) zwischen den Zellen und fadenförmige Strukturen (Fibrillenbündel) in den Zellen. Als er bei einem Kongress darüber berichtete, fand sein Vortrag allerdings kaum Beachtung – viele Zeitgenossen sahen nicht im Gehirn die Ursache psychischer Krankheiten, sondern in der Seele. Sie stritten sich lieber über Freuds Psychoanalyse, als sich die Hirnschnitte von Doktor Alzheimer anzusehen.
Heute gibt es einen ähnlichen Konflikt: Manche behaupten, Alzheimer sei gar keine – im Prinzip heilbare – Krankheit, sondern ein normaler Alterungsprozess. Weitere Forschungsförderung solle man sich sparen und das Geld lieber in eine bessere Pflege stecken. Andere verweisen auf erstaunliche Erkenntnisse und setzen mehr denn je ihre Hoffnungen in die Wissenschaft.
Unser Schwerpunkt beleuchtet beide Seiten: Die Mühen der Forschung und ihre spektakulären Erfolge – denn möglicherweise liegt ein Durchbruch gar nicht fern –, aber auch das kaum aufzuhaltende Fortschreiten der Demenz samt den Veränderungen, die sie für Patienten und Angehörige bringt. Derzeit betrifft das Leiden weltweit mehr als 35 Millionen Menschen, im Jahr 2050 werden es voraussichtlich 115 Millionen sein. So gilt es heute, weit in die Zukunft weisende Entscheidungen zu treffen.
Alzheimer – eine Krankheit macht Geschichte
Plaques
senile Plaques/-/senile plaques
Senile Plaques lagern sich in der grauen Hirnsubstanz ab, wenn ein Eiweiß – das so genannte Amyloid-Vorläuferprotein – nicht korrekt abgebaut wird. Entzündungen sowie Erkrankungen des Fett– oder des Zuckerstoffwechsels können die Plaquebildung begünstigen. Im Schnitt erreichen die Ablagerungen einen Durchmesser von 50 Mikrometern. Das Auftreten von Plaques ist eine von mehreren anatomischen Veränderungen im Gehirn, anhand derer Pathologen nach dem Tod eine Alzheimer-Erkrankung diagnostizieren können.
Demenz
Demenz/Dementia/dementia
Demenz ist ein erworbenes Defizit kognitiver, aber auch sozialer, motorischer und emotionaler Fähigkeiten. Die bekannteste Form ist Alzheimer. „De mentia“ bedeutet auf Deutsch „ohne Geist“.