Damit das Warten nicht so schwerfällt
Drei Minuten können für Kleinkinder endlos sein. Wie man sie gut überbrückt, können sie sich abschauen.
Veröffentlicht: 17.11.2021
Wenn Kleinkinder warten müssen, wird es oft stressig: Sie können ihre negativen Emotionen noch nicht regulieren. Wie man ihnen helfen kann, wollte ein Team um Johanna Schoppmann von den Arbeitseinheiten Entwicklungspsychologie und Klinische Kinder- und Jugendpsychologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) wissen. Spielt das Temperament eine Rolle dabei, womit das Kind sich in Wartesituationen gut beschäftigen kann? Von wem können Kinder abschauen, wie man Wartesituationen besser überbrückt? Ergebnis: Auf sich allein gestellt bevorzugen Kinder ihrem Temperament angemessenes Spielzeug. Beim Abschauen kommt es darauf nicht an, und auch von Fremden können Kinder warten lernen. Die Forschenden berichten in der Zeitschrift Child Development vom 17. November 2021.
Emotionen
Emotionen/-/emotions
Unter „Emotionen“ verstehen Neurowissenschaftler psychische Prozesse, die durch äußere Reize ausgelöst werden und eine Handlungsbereitschaft zur Folge haben. Emotionen entstehen im limbischen System, einem stammesgeschichtlich alten Teil des Gehirns. Der Psychologe Paul Ekman hat sechs kulturübergreifende Basisemotionen definiert, die sich in charakteristischen Gesichtsausdrücken widerspiegeln: Freude, Ärger, Angst, Überraschung, Trauer und Ekel.
Wie man seinen Kindern helfen kann
Wenn die Mutter noch schnell eine Mail zuende tippen will oder der Vater kurz telefoniert, können Kleinkinder schnell ungehalten werden: Warten gehört in diesem Alter noch nicht zu den Dingen, die sie gut können. Wie können Eltern ihren Kindern beibringen, solche Wartezeiten besser zu bewältigen? Diese Frage war der Ausgangspunkt für die Studie, an der 96 Kleinkinder im Alter von zwei Jahren und ihre Eltern teilnahmen. Eine vorangegangene Untersuchung hatte gezeigt, dass die Kinder durch Beobachtung lernen können, sich mit einem Spielzeug beim Warten abzulenken. In der aktuellen Arbeit stand die Frage im Mittelpunkt, welche Rolle das Temperament eines Kindes dabei spielt.
Drei Minuten warten
Die Forschenden ließen die Kinder in der Studiensituation also drei Minuten lang auf ein kleines Geschenk oder eine Süßigkeit warten. Das begehrte Objekt wurde hochgelegt, die Studienleitung verließ den Raum noch einmal und händigte es den Kindern erst bei ihrer Rückkehr aus. Während der Wartezeit wirkten die anwesenden Eltern so wenig wie möglich auf das Kind ein, sodass es sich selbst überlassen war. Zur Verfügung standen ein Becherstapel und als aktiveres Spielzeug ein Spielrasenmäher. „Wir konnten beobachten, dass Kinder, die von ihren Eltern als eher ruhig beschrieben wurden, sich eher mit den Bechern beschäftigten, und die, welche ihre Eltern als aktiv charakterisierten, eher mit dem Rasenmäher spielten und es so schafften, ihre negativen Gefühle gut zu regulieren“, berichtet Johanna Schoppmann.
Auch Fremde können Vorbild sein
Im zweiten Schritt ging es darum, wie man sein Kind am besten dabei unterstützen kann, eine Beschäftigung für eine Wartezeit zu finden und so seine negativen Emotionen zu regulieren. Dazu machten die Forscherinnen den Kindern vor, wie sie sich selbst mit entweder ruhigen oder aktiven Spielaktivitäten ablenkten. Kinder in einer Kontrollgruppe machten stattdessen eine spielerische Aufgabe, die nichts mit warten zu tun hatte. Anschließend warteten alle Kinder ein zweites Mal für drei Minuten. „In dieser Situation zeigte sich, dass die Kinder, die eine erwachsene Person beim Warten beobachtet hatten, sich selbst mehr ablenkten als die Kinder, die niemanden beim Warten beobachtet hatten“, so Johanna Schoppmann. Die Kinder schauten sich das Spielen als Strategie also ab. Es zeigten sich jedoch keine Unterschiede darin, ob das Temperament der Kinder zu der vorgemachten Spielweise (ruhig oder aktiv) passte. Daraus schließen die Forscherinnen, dass an das Temperament des Kindes angepasstes Spielzeug nicht so wichtig ist, wenn es darum geht, sich Strategien von anderen abzugucken. Auch können Kleinkinder sowohl von den Eltern als auch von fremden Personen abschauen, wie man seine Emotionen durch Beschäftigung regulieren kann.
Emotionen
Emotionen/-/emotions
Unter „Emotionen“ verstehen Neurowissenschaftler psychische Prozesse, die durch äußere Reize ausgelöst werden und eine Handlungsbereitschaft zur Folge haben. Emotionen entstehen im limbischen System, einem stammesgeschichtlich alten Teil des Gehirns. Der Psychologe Paul Ekman hat sechs kulturübergreifende Basisemotionen definiert, die sich in charakteristischen Gesichtsausdrücken widerspiegeln: Freude, Ärger, Angst, Überraschung, Trauer und Ekel.
Originalpublikation
Johanna Schoppmann, Silvia Schneider, Sabine Seehagen: Can you teach me not to be angry? Relations between temperament and the emotion regulation strategy distraction in 2-year-olds, in: Child Development, DOI: 10.1111/cdev.13682