Question to the brain

Warum fühlen wir uns nach dem Sport besser?

Questioner: Mathias W. via Twitter

Published: 13.09.2014

Ob man sich im Fitnessstudio einige Stunden auspowert, morgens im Park joggt oder einfach ein wenig im Wald spazieren fährt: Nach sportlicher Betätigung fühlen wir uns meist besser. Doch warum ist dem so?

The editor's reply is:

Antwort von Prof. Dr. Peter Falkai, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-​Maximilians-​Universität München:

Kurzfristig lässt sich die positive Wirkung auf Endorphine zurückführen, die beim Sport ausgeschüttet werden. Sie sorgen dafür, dass man sich direkt besser fühlt. Entscheidend ist aber, dass sich mittel– und langfristig eine emotionale Stabilisierung einstellt. Wir laufen also nicht nur dem akuten Ärger davon, sondern werden auf lange Sicht ausgeglichener.

Dieser langfristige Effekt lässt sich auf Veränderungen im Gehirn zurückführen. Das haben seit den 1990er Jahren eine ganze Reihe von Experimenten, insbesondere mit Mäusen und Ratten, bestätigt. Blockiert man das Laufrad im Käfig, so dass die Tiere es nicht oder nur eingeschränkt nutzen können, schneiden sie in gängigen Intelligenztests schlechter ab als Artgenossen, die nach Lust und Laune rennen dürfen.

Das lässt darauf schließen, dass sich die Zahl der Nerven und Nervenverbindungen im Gehirn der sportelnden Ratten und Mäuse durch die Bewegung erhöht. US-​amerikanische Forscher bestätigten diesen Effekt 2012 auch auf zellbiologischer Ebene. In den Gehirnen von Ratten, die sich in einer abwechslungsreichen Umgebung in Laufrädern und an Kletterwänden austoben durften, bildeten sich deutlich mehr Nervenzellen aus als bei Tieren, die in kleinen Käfigen ein relativ bewegungsarmes Leben fristeten.

Die neu gebildeten Neuronen und Nervenverbindungen steigern die geistige Fitness. Das macht sich nicht nur in der kognitiven Leistungsfähigkeit bemerkbar, sondern auch in der psychischen Verfassung. Besonders deutlich zeigt sich das bei Menschen mit psychischen Erkrankungen. Es gibt einige Studien, die belegen, dass Menschen mit Depressionen oder Angststörungen von regelmäßigem Lauftraining profitieren. Ihre Symptome bessern sich merklich. Eigene Untersuchungen mit meinem Team an der Universität Göttingen ergaben, dass sich bei Schizophrenie-​Patienten durch regelmäßiges Joggen die kognitiven Funktionen verbessern und die Krankheitssymptome abnehmen. Und zwar weit über den normalen Therapieerfolg ohne zusätzliches Sportprogramm hinaus. Ob dieser Effekt auch langfristig anhält, prüfen wir derzeit in einer Folgestudie.

Im Prinzip können wir davon ausgehen, dass Bewegung bei psychisch Kranken ähnlich wirkt wie Psychotherapie und medikamentöse Therapie. Bei allen drei Ansätzen entstehen neue Nervenverbindungen im Gehirn. Bildlich gesprochen ist das, als ob ein kranker Wald gepflegt und aufgeforstet wird und dann wieder austreibt und mit der Zeit richtig gesund im Laub steht. Der Vorteil der Bewegung gegenüber den herkömmlichen Therapien ist, dass die Patienten aus der Passivität geholt werden. Sie lernen, selbst etwas für ihre Verfassung zu tun.

Antwort aufgezeichnet von Stefanie Reinberger

Endorphine

Endorphine/-/endorphins

Abkürzung für endogene Morphine, also für Morphine, die vom Körper selbst gebildet werden. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Unterdrückung und Linderung von Schmerzen. Auch an Euphorie (Hochgefühl) sind sie beteiligt.

Neuron

Neuron/-/neuron

Das Neuron ist eine Zelle des Körpers, die auf Signalübertragung spezialisiert ist. Sie wird charakterisiert durch den Empfang und die Weiterleitung elektrischer oder chemischer Signale.

Neuron

Neuron/-/neuron

Das Neuron ist eine Zelle des Körpers, die auf Signalübertragung spezialisiert ist. Sie wird charakterisiert durch den Empfang und die Weiterleitung elektrischer oder chemischer Signale.

Depression

Depression/-/depression

Phasenhaft auftretende psychische Erkrankung, deren Hauptsymptome die traurige Verstimmung sowie der Verlust von Freude, Antrieb und Interesse sind.

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