Frage an das Gehirn
Wie kann ich mich besser konzentrieren?
Veröffentlicht: 01.08.2021
Beim Arbeiten schweife ich öfter mal ab. Was kann ich dagegen tun?
Die Antwort der Redaktion lautet:
Prof. Dr. Sabrina Krauss, Psychologin an der SRH Hochschule in Nordhrein-Westfalen: Sehr Vieles beeinflusst, wie lange wir uns auf eine Aufgabe konzentrieren können. Zunächst einmal die Gesundheit: Es gibt verschiedene Erkrankungen, die die Aufmerksamkeit beeinträchtigen. Aber auch, wenn wir gesund sind, wirkt sich unsere Physiologie auf die Konzentration aus. Sind wir gerade müde oder hungrig, ist das Gehirn nicht optimal leistungsfähig und wir schweifen schneller ab.
Einen paradoxen Effekt sehen wir bei der Stimmung. Denn tatsächlich ist gute Laune eher hinderlich bei der Konzentration. Mit schlechter Laune neigen wir dazu, Informationen viel detaillierter und kritischer zu verarbeiten. Negative Stimmung schärft also unsere Aufmerksamkeit, positive Stimmung stellt unseren Fokus weit und kann mitunter zu Fehleinschätzungen führen.
Was können wir also tun, um wieder fokussierter zu sein? Zunächst einmal die offensichtlichen Dinge: Bei der Arbeit das Handy weglegen, die Musik ausmachen und eine ruhige Umgebung suchen, in der wir uns wohlfühlen.
Dann sollten wir uns kleine Ziele setzen. Etwa 60-90 Minuten konzentriert arbeiten, dann muss eine Pause her. Und zwar nicht am Handy, sondern im Idealfall draußen spazieren gehen, etwas essen oder mit einem anderen Thema beschäftigen. Die Zeitspanne können wir dann langsam steigern – aber Pausen müssen immer sein, wir können nicht die ganze Zeit volle Leistung geben. Oft ist es sogar nützlich, ein Problem ruhen zu lassen. Dann kommt die Lösung später deutlich schneller und einfacher.
Auch die Ernährung spielt eine große Rolle. Früher hieß es oft, Traubenzucker sei gut für die Aufmerksamkeit. Das stimmt aber nicht uneingeschränkt, denn bei Traubenzucker kommen wir zu leicht an die Glucose, also die Energiequelle. Wir haben einen sehr schnellen Energieschub und können uns vielleicht wirklich kurz besser konzentrieren. Aber genauso schnell wird die Glucose auch wieder abgebaut und wir fallen sozusagen in ein Aufmerksamkeits-Tief. Besser sind langkettige Kohlenhydrate, bei denen die Glucose nur langsam zugänglich ist. Es kommt also sehr auf die Qualität der Kohlenhydrate an. Das sehen wir auch bei Diäten: Wer zu wenig isst und möglichst auf Kohlenhydrate verzichtet, hat schnell Schwierigkeiten mit der Konzentration.
Dazu kommen weitere physiologische Aspekte: Genügend Wasser trinken und ausreichend Schlaf bekommen. Ein oder zwei unruhige Nächte sind aber kein Drama. Dann sind wir zwar an den folgenden Tagen müde und unkonzentriert, aber es hat keine dauerhaften Nachteile, solange wir im Allgemeinen gut schlafen.
Auch durch Sport trainieren wir die Aufmerksamkeit. Leistungssportler*innen machen oft mentale Trainings, um die Konzentration zu verbessern. Aber auch allen anderen Menschen hilft Bewegung, länger aufmerksam zu bleiben. Ebenso wie Meditation und Atemübungen. Oft ist es genug, vor einer Aufgabe ein paar Mal tief durchzuatmen.
Aufgezeichnet von Stefanie Uhrig.
Aufmerksamkeit
Aufmerksamkeit/-/attention
Aufmerksamkeit dient uns als Werkzeug, innere und äußere Reize bewusst wahrzunehmen. Dies gelingt uns, indem wir unsere mentalen Ressourcen auf eine begrenzte Anzahl von Bewusstseinsinhalten konzentrieren. Während manche Stimuli automatisch unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen, können wir andere kontrolliert auswählen. Unbewusst verarbeitet das Gehirn immer auch Reize, die gerade nicht im Zentrum unserer Aufmerksamkeit stehen.